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06.10.2017

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Vom Raum zur Wand

Besucherzentrum in den Niederlanden von Studio MAKS und Junya Ishigami


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Park Vijversburg ist eine Gartenanlage aus dem 19. Jahrhundert im Norden der Niederlande, wenige Kilometer außerhalb von Leeuwarden gelegen. Kunst, Musik und Kultur spielten neben dem eigentlichen Park schon lange eine Rolle, doch in den letzten Jahren hat sich hier auch in architektonischer Hinsicht eine Menge getan. Mit dem niederländischen Landschaftsgärtner und „Präriestaudenpionier“ Piet Oudolf, dem deutschen Künstler Tobias Rehberger und dem Rotterdamer Büro Lola Landscape Architects gewann der Parkbetreiber renommierte Gestalter, die den historischen Park durch thematische Gartenanlagen von 15 auf 30 Hektar vergrößerten.

Ein neues Besucherzentrum, das direkt an die neoklassizistische Villa im Zentrum des Parks anschließt, markiert nun einen Endpunkt in den Bemühungen, Park Vijversburg als internationale Kulturinstitution zu stärken. Verantwortlich für das völlig in Glas gehaltene Projekt sind STUDIO MAKS /Marieke Kums (Rotterdam) und Junya Ishigami (Tokio). Zusammen gewannen die beiden Büros 2011 den Wettbewerb für den Neubau, der dann vor allem vom Rotterdamer Büro umgesetzt wurde.

270 Quadratmeter Fläche umfasst der eingeschossige Pavillon, der eigentlich nur aus einem zentralen Veranstaltungsraum besteht, von dem aus drei Arme mit sanftem Schwung in die bestehende Gartenanlage ausgreifen. Die Arme schmiegen sich in den Bestand ein, orientieren sich am Uferverlauf eines Teichs, der Außenkanten einer Platzfläche sowie einer Baumreihe entlang eines Wegs. Auf den Plänen wirkt das Ganze wie eine subtile Integration in den bestehenden Grünraum. Tatsächlich hat man es beim realisierten Projekt jedoch mit einer starken landschaftsarchitektonischen Setzung zu tun, die sich als geradezu artifizielles Gebilde darstellt und ebenfalls von Kums und Ishigami entworfen wurde.

Klar und reduziert wie die Landschaft zeigt sich auch das eigentliche Haus. Es umfasst nur einen einzigen Raum, allein von tragenden Glaswänden begrenzt. Mehr räumliche und konstruktive Konzentration auf das Wesentliche ist eigentlich fast nicht möglich. In diesem Sinne ist das Besucherzentrum vielleicht auch weniger ein Haus, sondern vielmehr ein Weg, denn es leitet die Besucher durch ein Stück Landschaft. Dass Gehen und Wahrnehmen sowie die Verschmelzung von Architektur und Natur die eigentlichen Themen des Projekts sind, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass der zentrale Teil des Hauses gut einen Meter unterhalb des Außenniveaus liegt. Wer sich durch das Haus bewegt oder hier bei einer Veranstaltung Platz nimmt, genießt eine völlig neue Perspektive auf den Außenraum.

Neben den beiden Armen, die an den Altbau andocken und sich zum Park hin öffnen, gibt es einen dritten Arm, der sich nach wenigen Metern zu einer einfachen Glaswand verjüngt. Aus dem sowieso schon stark aufgelösten Raum wird hier reine, transparente Wand. Das kann man einerseits als manierierte Spielerei, andererseits als einen Kommentar zur ultrareduzierten japanischen Architektur verstehen, wie sie vor allem von SANAA vertreten wird. Sowohl Ishigami als auch Kums haben einige Jahre dort gearbeitet. (gh)

Fotos: Iwan Baan


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Kommentare

3

0815 Architekt | 09.10.2017 16:48 Uhr

Menschenfalle

Auch unsereiner kann dagegen laufen. Vielleicht prangen mittlerweile auch schon Warnaufkleber drauf?
Ich verstehe das Gebäude nicht - warum einen Park besuchen um diesen dann aus einem Innenraum, der Außenraum sein will, heraus betrachten?
Zudem stört es das symmetriebedürftige Bestandsgebäude.

2

T.C. | 09.10.2017 11:52 Uhr

Vogel

Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen.
Wer mal mitbekommen hat, wie ein Vogel gegen eine Scheibe geflogen ist und dann liegen bleibt, wird an solch einer Architektur keine Freude mehr haben.

1

joscic | 09.10.2017 09:30 Uhr

Vogelfalle?

So ultrareduziert es ist, ich sehe dort leider ein Problem mit der "reinen, transparenten Wand" für die anfliegenden Enten. Eine unschöne "Verschmelzung von Architektur und Natur" ist das dann.

 
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