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24.02.2012

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Dudler in Heidelberg

Besucherzentrum des Schlosses fertig


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Seit 400 Jahren war auf dem Heidelberger Schloss nichts Neues mehr gebaut worden, gestern konnte ein neues Besucherzentrum nach Plänen von Max Dudler eröffnet werden. Dieses war dringend erforderlich, denn die Schlossruine mit ihrem Museum gehört mit über eine Million Besuchern im Jahr zu den beliebtesten Touristenzielen in Deutschland und prägt damit das Deutschlandbild vieler Reisender.

Das Heidelberger Schloss zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Renaissance nördlich der Alpen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg wurde es mehrfach teilweise zerstört, bis es im 18. Jahrhundert vollständig aufgegeben wurde. Um 1900 herum bot es den Anlass für denkmaltheoretische Überlegungen, die zu den Thesen der modernen Denkmalpflege führten, die Georg Dehio und Alois Riegl formulierten.

Im Mai 2009 konnte sich Max Dudler in einem Auswahlverfahren mit seiner architektonischen Konzeption für das Besucherzentrum durchsetzen, im Sommer 2010 wurde dafür der Grundstein gelegt.

Das neue Haus befindet sich außerhalb des alten Wehrrings am Eingangsportal zum Schloss und Garten (Hortus Palatinus). Die Architektur des lang gestreckten, schmalen Gebäudes fügt sich in die historische Wehranlage ein, indem Elemente der am Ort vorhandenen Gebäude aufgegriffen und neu interpretiert wurden. Die über zwei Meter tiefen Laibungen der in den Baukörper eingeschnittenen Fenster etwa verweisen auf die Formen der angrenzenden Sattelkammer mit den ebenfalls tief eingeschnittenen großformatigen Öffnungen. Die breiten Außenwände des Besucherzentrums haben außerdem eine ganz praktische Funktion: Sie bergen die Nebenräume und Treppen. Das Zentrum des schmalen Gebäudes bleibt frei. Einbuchtungen bieten Platz für Vitrinen, Regale oder Sitzgelegenheiten.

Für die Fassade wurde der für Heidelberg typische Neckartäler Sandstein maschinell gespalten. Die rauen Steine sind zu einer monolithisch wirkenden Mauer gefügt, deren Fugen auf ein Mindestmaß reduziert sind. Das Mauerdetail ist eine zeitgenössische Interpretation des von Hand behauenen Bruchsteinmauerwerks der historischen Stützmauer. Während die äußeren Oberflächen viel Relief zeigen, sind sie im Inneren glatt. Die großen Glasflächen der Fenster sind bündig in die weiß verputzten Wände eingelassen ebenso wie die Lichtfelder in den weiß verputzten Decken. Der Bodenbelag besteht aus einem hellblauen, geschliffenen Terrazzo. Alle festen Einbauten in den Einbuchtungen, aber auch die Türen und sonstigen Ausstattungsgegenstände sind aus Kirschholz gefertigt.

Der Publikumsverkehr wird im Dudler-Entwurf mit einem räumlichen Leitsystem durch das Gebäude geführt: von der Eingangshalle hinauf zum museumsdidaktischen Raum, auf die Dachterrasse mit erhöhtem Blick auf das Schloss und zurück über die Außentreppe auf der Rückseite hin zum
Schloss. In dem kleinen Haus ist somit ein Maximum an variabler Bespielbarkeit und eine hohe Taktfrequenz der Besuchergruppen gewährleistet.


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Kommentare

7

thomas m. krüger | 13.03.2012 16:53 Uhr

einfach gut

Der Steinemann Dudler kann es einfach....
Wie sagte schon Heinrich Tessenow: "Das Einfache ist nicht immer das Beste, aber das Beste ist aber immer einfach!"

6

Nr.6 | 05.03.2012 11:54 Uhr

zu 5.

Der Naturstein ist eben genau das, wonach er aussieht, eine Verkleidung, die keine tragende Funktion erfüllt. Demnach wäre ein Sturz
oder ein Bogen dann wirklich ein Ornament.
Über den Wert von Ornamenten kann man natürlich geteilter Meinung sein; ist aber ein anderes Thema.
Für mich ist der Bau ehrlicher als vieles was derzeit publiziert wird, und ich persönlich mag Ehrlichkeit.

5

S. Wenz | 01.03.2012 20:57 Uhr

Mauern?

Nichts gegen Dudler und das Gebäude, aber wieso verfälschen sie die Architektur immer und geben dem Betrachter die Illusion, dass über einer Öffnung ohne Bogen und Sutz gemauert werden könne?
Da verkommt die Hülle zum dekorativen Ornament und die pyhsische Tektonik wird negiert, schade...

4

Hurz | 29.02.2012 16:44 Uhr

Gelungen!

.... nein, äußerst gelungen!

3

Pat | 24.02.2012 16:04 Uhr

Es geht subtiler

Max Dudler hat sich eindeutig in der Proportionalität vergriffen, was am deutlichsten vor Ort erkennbar ist, weniger auf den Fotos.
Wer neben "einem der bedeutendsten Renaissance-Bauten nördlich der Alpen" baut, sollte mit mehr Subtilität vorgehen, denn hier wird man es sicher nicht mit einem der bedeutendsten Besucherzentrum der Moderne nördlich der Alpen zu tun haben. Die Lage am Hang hätte mehr Möglichkeiten zur feinfühligen Eingliederung geboten, als wirklich genutzt wurde. Das kann die Wahl des Fassadenmaterials nicht alleine.

2

Oli | 24.02.2012 15:59 Uhr

Perfekt!

Absolut Spitze. Eingepasst und doch neu. Wunderbar. Das ist kontextbezogene Architektur ohne große "Hier-komme-ich-Geschrei" und doch wird dieses Bauwerk irgendwann ganz vorne stehen.

1

peter | 24.02.2012 15:37 Uhr

heidelberg

klasse fassadenmaterial, klasse entwurf! seit längerem ein haus hier in der nähe, das ich "live" gesehen haben möchte!

 
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