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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Berliner_Staatsoper_bekommt_keinen_neuen_Saal_250233.html

14.07.2008

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Rokoko statt Roth

Berliner Staatsoper bekommt keinen neuen Saal


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Dieses Wettbewerbsergebnis hatte eine merkwürdige Koalition von Gegnern zusammengeschmiedet: Bürgerliche Westberliner Opernfreunde ebenso wie klammheimliche Ostberliner DDR-Sympathisanten waren sich einig darin, dass der siegreiche Entwurf des Architekten Klaus Roth für einen neuen Zuschauersaal der Staatsoper Unter den Linden in Berlin verhindert werden müsse (siehe BauNetz-Meldung vom 22. Mai 2008 zum Wettbewerb). Für Roths kompromisslos modern gestalteten Saal hätte der bestehende, von Richard Paulick 1952-55 erbaute Pseudo-Rokoko-Saal beseitigt werden müssen. Obwohl dieser Saal funktionale und akustische Mängel aufweist, soll er jetzt erhalten werden. Das sei das Ergebnis eines Spitzengespräches zwischen dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Kulturstaatssekretär Bernd Neumann, melden am 15. Juli mehrere Berliner Zeitungen.

Ob jetzt einer der weiteren Preisträger – gmp und HPP hatten den Saal erhalten wollen – den Zuschlag erhält, oder ob Klaus Roth wie vorgesehen als Generalplaner für die Gesamtsanierung beauftragt wird mit der Maßgabe, den Saal zu erhalten, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

In der aufgeregten Debatte ging es letztlich auch um die Frage, ob es bei der Kunstsparte Oper eher auf ein erbauliches, repräsentatives Erlebnis ankommt oder ob der Genuss einer optisch und akustisch perfekt präsentierten Aufführung im Vordergrund steht. Hier scheint erneut der Populismus des „Erbaulichen“ gegenüber der funktionalen Sachlichkeit der architektonischen Moderne die Oberhand gewonnen zu haben.


Kommentare

5

Markus25 | 17.07.2008 12:02 Uhr

Staatsoper

Was ist denn Modern? Der Roth-Entwurf?
Achja die Sicht-und Hörverhältnisse, wer weiss ob die im Roth-Entwurf wirklich besser gewesen wären?
Aber interssant wie sich die "Modernisten" immer aufregen. Überall werden "moderne" Bauten errichten. In der Minderheit werden klassische Häuser gebaut (in Berlin ein bischen mehr... böses Berlin), dann allerdings geht ein Sturm der Entrüstung durch alle Fachpublikationen. Ist dieser Sturm vielleicht nur das Übertönen der eigenen Unfähigkeit. Wo sind heute die modernen Meisterwerke, die man mit der Moderne der 20ern, Besonderheiten der Nachkriegsmoderne auch nur annähernd vergleichen könnte?
Ich sehen nichts...
Wir alle sehen nichts...
Ausser die selbsternannten Heiler (moderne Architekten) die wissen was gut ist. Vielleicht lebt ihr ja am falschen Planeten??
Beispiel Staatsoper:
Ein Kinobesuch kostet 7 EUR - Salloptik egal, Kleidung egal.
Ein Opernbesuch kostet min. 40 EUR - man zieht sich zumindest vorher um - die Optik ist also auch wichtig. Oper ist eine Zauberwelt, die deutsche Oper in Berlin kann das nichtmal annähernd hervorbringen, dementsprechend billig wirkt der Abend. Kann man rationell nicht erklären - Gefühlssache...
Seltsam auch, Roth ist toll - Rokoko ist scheisse. Weil wir (Architekten, Modernisten, Baunetz-Redation) das sagen. Es wurde hier nicht einmal diskutiert ob der Roth-Entwurf an sich überhaupt gut ist. Modern ist allein deshalb gut weil sie modern ist.

4

www.plattformnachwuchsarchitekten.de | 16.07.2008 14:03 Uhr

Neuinterpretation

Kein "Retro-Bashing", sondern eine Neuinterpretation des jetziges Saalzustandes und damit einhergehend eine Verbesserung der Hör- und Sehverhältnisse hätte man dem 1. Wettbewerbspreisträger Klaus Roth Architekten gewünscht. Schliesslich durfte Paulick nach dem zweiten Weltkrieg auch Knobelsdorff neu interpretieren!

3

Thomas M. Krüger | 16.07.2008 11:29 Uhr

Staatsoper

Wie zaghaft und mutlos gebären sich unsere Baukultur-Verantwortlichen! ) Genauso wie 8 von den 10 eingeladenen Architekten, die an dem Wettbewerb teilnahmen, die alle nicht den "historischen" Paulick-Saal erhalten, sondern ihn getunt mal mehr mal weniger historisierend wieder aufbauen wollten. Nur der herausragende Sieger Klaus Roth, der unter dem Jury-Vorsitz von Peter Kulka vollkommen zu recht ausgewählt wurde, hatte ien zukunftweisendes Konzept. Die Stadt Berlin ist angeblich eine Stadt, die von der Kultur geprägt ist. Auch die Opernfreunde werden jünger und einen leistungsfähigen, modernen Saal mit guter Sicht und Akustik vermissen. Den "häßlichen" Palast der Republik und das Schimmelpfeng-Haus an der Gedächtniskirche reißt ihr ab, aber den "schönen" Paulick-Saal werdet ihr weiter künstlich beatmen. Das ist offizielle Baukultur in Berlin. Ein Niveau, dass dann doch eher nach Posemuckel denn nach Weltstadt gehört.

2

Mercuri | 15.07.2008 18:03 Uhr

Staatsoper

Schönheit siegt immer... :)

1

Ex-Berliner | 15.07.2008 16:14 Uhr

erbaulich?

Nein nein, dies ist doch mal einer der Fälle, wo die durchgeknallte Geschichte des Gebäudes eindeutig die ewige Diskussion um Modernität und Historisierendes sprengt. Der Wiederaufbau von Paulick ist in seiner supersubjetiven Rokkokoadaption vollkommen neben der Spur, gemessen an allen vernünftigen Maßstäben des aktuellen Diskurses. Und er spielt auch auf eine perverse Art den dummen Historismus-Fanatikern in die Hände, so dass man als klar denkender Mensch quasi gezwungen sein sollte, einen Neubau zu befürworten. Aber trotzdem ist auch dieser Teil der DDR-"Moderne" zu erhalten. Erbaulichkeit-my-ass, hier geht es auch darum, alle widersprüchlichen Facetten der DDR-Baukultur und ihrem sich wandelnden Verständnis von Repräsentation sichtbar zu lassen. Niemand sollte sich davon ablenken lassen, dass auch gute Dogmen Dogmen sind. Ich bin ganz froh, dass am Ende eine differenzierte Bewertung gesiegt hat. Retro-Bashing sollte man sich für andere Orte aufheben, wo es mehr wehtut.

 
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