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06.04.2000

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Architekten braucht das Land!

Bericht vom nordrhein-westfälischen Architektentag 2000 in Düsseldorf


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Am 5. April 2000 hatte die Architektenkammer NRW zum nordrhein-westfälischer Architektentag 2000 nach Düsseldorf geladen. Edgar Haupt berichtet für das BauNetz von der Veranstaltung:


Die Arbeitsbedingungen für freie Architekten sind schlecht. Der Markt wird zusehends enger, die öffentliche Wertschätzung der Architektenschaft ist gering. Grund genug für die AK NRW, unter dem selbstbewussten Veranstaltungsmotto "Architekten braucht das Land!" die Unverzichtbarkeit des Berufsstandes der freien Architekten zu proklamieren. Gleichzeitig sollte auch jeder einzelne Architekt durch diesen Appell aufgerufen werden, sich "in gesellschaftliche Prozesse einzumischen und in der Öffentlichkeit Verantwortung zu übernehmen". Von den zur Veranstaltung geladenen Politikern wurden fünf Wochen vor der Landtagswahl Stellungnahmen zu ihren Konzepten für die künftige Wohnungs- und Städtebaupolitik erwartet - alles in allem ein von Berufs- und Landespolitik geprägter Tag.

Den Auftakt der Veranstaltung nutzte Hermannjosef Beu, Präsident der AK NRW, um das Leistungsspektrum des Architekten aufzuzeigen, das neben dem Bauen selbst auch die Gestaltung von Lebensräumen einschließe. Dem komplexen Verantwortungsbereich "zwischen Menschlichkeit und Rendite" fehle allerdings die gesellschaftliche Anerkennung und die Unterstützung durch die Politik. Seine Forderungen: Förderung einer öffentlichen Baukultur in der Bevölkerung wie bei Politikern, politische Unterstützung deutscher Architekten im In- und Ausland, Abbau überflüssiger baurechtlicher Regularien sowie Verbesserung der Aus- und Weiterbildung.

Werte und Wertschätzung der Architektenarbeit waren auch die zentralen Themen von Gastredner Meinhard von Gerkan. Die zunehmende Mechanisierung und Spezialisierung des Bauens ("Bill Gates statt Karl Friedrich Schinkel") verlange nach einem "Spezialisten für das Ganze", einem Kopf, der das Bauen leite und das Konzeptionelle in der Architektur bewahre. Seine Erfahrungen gerade mit Großbaustellen bestätigten, dass in der Komplexität der Anforderungen der Architekt mehr sein müsse als etwa "der Frühstücksdirektor für das Ästhetische".

Klare Worte, denen ebenso klare Antworten vom grünen Landesbauminister Michael Vesper folgten. Für ihn sei Architektur eine öffentliche Angelegenheit, zumal Architekten mehr als Politiker das Land prägen würden, sagte Vesper. Das Bauministerium habe mit umfangreichen Initiativen die Rahmenbedingungen für ein neues, nämlich nachhaltiges Bauen geschaffen. Zudem beinhalte die Agenda 21 umfangreiche Aufgabenbereiche für Architekten, nur müssten sich diese auch engagieren, veränderungsfähig sein und die sich bietenden Chancen nutzen. Architekten sollten die Öffentlichkeit suchen, sich mit der "Dienstleistung Lebensraumentwicklung" profilieren.

Die Journalistin Gisela Marx moderierte die anschließenden Podiumsdikussion, an der Franz Müntefering (Landesvorsitzender der SPD), Herbert Reul (Generalsekretär der CDU NRW), Barbara Steffens (Landesvorstandssprecherin Bündnis 90/Die Grünen), Jürgen Möllemann, (Landesvorsitzender der FDP), dazu die Architekten Hermannjosef Beu und Karl Heinz Petzinka teilnahmen. Die Zusammensetzung des Podiums bot eigentlich genug Zündstoff, war doch in Franz Münteferings kurzer Amtszeit als Bundesbauminister das Ministerium als eigenständiges Ressort aufgelöst worden - nach Meinung der Architekten ein eindrückliches Zeichen mangelnder öffentlicher Baukultur.
Dennoch zeigten die Politiker schnell Einvernehmen über die Wichtigkeit von Architektur und Architekten; fortan beherrschte die Wohnungsbaupolitik die Diskussion. Über den Austausch bekannter Positionen zur Eigentumsförderung und Liberalisierung des Wohnungsmarktes hinaus war wenig Neues zu erfahren. Nur die beiden Architekten konnten lernen, wie schwierig es ist, sich unter Politikern Gehör zu verschaffen. Schließlich mussten sie sich von Franz Müntefering noch sagen lassen, dass auch die Architekten selbst ihren Anteil an den beklagten Missständen hätten.

Fazit eines Teilnehmers: Architekten braucht das Land. Aber am besten helfen sie sich immer noch selbst - insbesondere in Wahlkampfzeiten.


 
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