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15.07.2021

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Im Säulenwald

Bankzentrale in Leipzig von ACME


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Mit einer Menge hoher schlanker Säulen mit pilzförmigen Köpfen kommt die Dependance der 1991 gegründeten Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig daher. Die SAB ist die Förderbank des Freistaates Sachsen, sie wickelt Zuschüsse und Darlehen für Wohnen, Bildung und Soziales ab und vergibt zum Beispiel Mittel für den Kohleausstieg, derzeit vor allem aber Corona-Soforthilfen. Im Jahr 2012 hatte der Landtag beschlossen, den Hauptsitz der Bank von Dresden nach Leipzig zu verlegen. Am Dienstag wurde dort der Neubau mit 500 Arbeitsplätzen nach mehreren Verzögerungen eröffnet. Die mehrfach, unter anderem vom Bund der Steuerzahler, kritisierten Baukosten werden mit 164,8 Millionen Euro angegeben.

Der 34.699 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassende Bau entstand anstelle des abgerissenen Robotron-Gebäudes in der Leipziger Innenstadt und nach Entwürfen des Londoner Büros ACME. Dieses hatten 2013 einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen und sich gegen Ingenhoven Architects und Sauerbruch Hutton durchgesetzt. Einen plastischen Stadtbaustein erkannte die Jury, der unter anderem Alexander Schwarz und Philipp Oswalt angehörten, damals im Entwurf von ACME. Er bestehe aus einer perforierten dachartigen Fläche, die von einem unterschiedlich dichten Wald aus Betonstützen getragen wird und das gesamte Baufeld umfasst, diktierte sie damals ins Juryprotokoll.

Nach der Fertigstellung ist nun von einem „Säulengarten“ und einer Geste der Bank an den öffentlichen Raum die Rede. Die rund 20 Meter hohen Säulen stehen über den Vorplatz und im sogenannten Forum verteilt. Sie dienen als Sonnenschutz, zur Entrauchung der Tiefgarage, zur Entwässerung der Dachflächen sowie als gestalterisches Element, erklärt die Pressemitteilung. Gefertigt sind sie aus Schleuderbeton mit einem Durchmesser von bis zu 1,1 Metern und mit Kapitellen bespannt mit Glasfasergewebe. Die Tragwerks- und Fassadenplanung übernahmen knippershelbig (Stuttgart). Für den Entwurf der Freianlagen sind Vogt Landschaftsarchitektur verantwortlich. Mit grünen Inseln und einem Wasserspiel nimmt er Bezug auf den um 1777 an dieser Stelle erbauten Löhrs Garten, einer der ersten landschaftlichen Bürgergärten Deutschlands. Die Ausführungsplanung kommt von Simons & Hinze Landschaftsarchitekten (Berlin).

Das L-förmige, fünfgeschossige Verwaltungsgebäude verfügt im Erdgeschoss über ein Betriebsrestaurant, sechs Kundenberatungsräumen, ein Auditorium und einen Konferenzbereich. In den Büroetagen sei das umgesetzt worden, was gemeinhin unter dem Begriff „neue Arbeitswelten“ gefasst wird, heißt es in der Pressemitteilung. Nach zahlreichen Workshops mit Mitarbeiter*innen seien verschiedene Module und Raumtypen wie Flex Office, Alkoven, Silent Room, Think Tank oder Open Space vorgeschlagen und letztlich auch realisiert worden. Offene Treppen und Balkone zum Forum sollen die Kommunikation unter den Beschäftigten fördern, von denen zunächst 200 in den Neubau umziehen werden. Der Standort Dresden bleibt bestehen.

Vom Robotron-Gebäude übrig geblieben sind vier denkmalgeschützte Wandreliefs, von denen aktuell drei in den Neubau integriert sind und öffentlich zugängig bleiben sollen. Sie waren 1969 nach Entwürfen der Künstler Arno Rink, Frank Ruddigkeit und Klaus Schwabe entstanden und gelten als Zeugen der Ost-Moderne. Die SAB versteht die Bergung, Restaurierung und Präsentation nach eigenen Angaben als Verpflichtung gegenüber dem Erbe des Ortes sowie als Geste an die Kunstszene der Stadt Leipzig. (fm)


Zum Thema:

Mehr zur 3D-gedruckten Schalung der gewendelten Treppe im Beitrag auf Baunetzwissen.


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Kommentare

16

STPH | 20.07.2021 11:26 Uhr

...

Diese ausladende Schattenarchitektur wünscht man den Emiraten.
Eine gleichwertige Zugangsrethorik hätte man auch mit und in einem Hof-U erreicht. Den 3. Flügel ggf. später als Erweiterung, die hier verbaut ist. Schön ist die organisch geschwungene Ganzverglasung die ihre Gerade auch im gegenüberliegenden Block finden könnte.

15

mawa | 18.07.2021 19:59 Uhr

Himmel über Leipzig

Man kann aktuell zwar noch nicht auf der dafür vorgesehenen Diagonale Zoo–Hbf durchgehen, aber drumherum, und bereits dabei wird völlig klar, was die quadratische Betonkante und der Säulenwald tun, sie erzeugen eine Wand und ein Dach, die aus inszeniertem Nichts bestehen, eine geradezu poetische Geste. Man sollte es nicht der Bank ankreiden, dass sie einen Bau spendiert bekommt, der auch ein Sternehotel oder eine Kunsthochschule sein könnte, man sollte es umgekehrt den Banken, Hotels und Hochschulen ankreiden, die aussehen wie Kreissparkassen

14

maestrowec | 16.07.2021 15:06 Uhr

Greetings from FLW

Die nach aussen gestellten Pilzstützen a la Frank Lloyd Wrights Johnson Wax - Hauptquartier werden hier zur sinnfreien Pathosgeste. Dass eine Jury hier unter noch viel schlechteren Alternativen auszuwählen hatte ist bedauerlich, zeigt aber auch, dass eine intensive Debatte um Nachhaltigkeit hier gar nicht beabsichtigt war. Dass das Robotron-Gebäude nicht erhalten wurde ist angesichts der Verschwendung von finanziellen wie stofflichen Resourcen für diesen Bau fast verwerflich. Diese Planungshistorie bietet so der Partei mit dem roten Pfeilchen viel Stoff für hysterisches Gekreische. Dass inzwischen aber auch die kultivierte Architektenschaft auf diesem Level diskutiert ("volksschädlich") ist das ernsthafteste der Probleme die hier aufscheinen.

13

Serdika | 16.07.2021 14:16 Uhr

Fehlfunktion

An sich hat das Haus sehr schöne räumliche Strukturen mit Hof und der sich auflösenden Dachstruktur als eine Art urbaner Wald. Wertet sicherlich den Umfeld auf und gibt der Umgebung ein Stück weit öffentlichen Raum zurück. Schön konzipiert...und sicherlich noch etwas reizvoller wenn die Freianlagen das Haus richtig einbetten. Allerdings ist es der Bauaufgabe für einen eher profanen Verwaltungsbau doch nicht ganz angemessen, gerade wenn es um Banken geht, die nicht gerade an Glaubwürdigkeit in den letzten Jahren gewonnen haben. Es fehlt an Seriosität.

Passender wäre doch cooles & hippes Start-Up- Innovationszentrum mit einen Schnaps Kultur und einer Prise google.

Die Hauptkritik ist doch wahrscheinlich, dass so ein Haus in Deutschland mit einer zum Teil biederen Haltung steht!









12

jörg | 16.07.2021 12:53 Uhr

bemängelt:

Kein einziges Foto zeigt das Gebäude aus der Fussgängerperspektive UND im Zusammenhang mit der umliegenden Bebauung. Dabei braucht es das dringend, um einschätzen zu können, ob das alles nur ein aberwitziges Konzept ist, im 1:500-Modellbau funky aussehend, oder ob das Ufo auch tatsächlich gut gelandet ist..

11

solong | 16.07.2021 10:40 Uhr

...unsinnige ...

... kommentare helfen hier keinem weiter ... wieso sind die säulen ... volksschädlich ... ?? ... gehören sie zum lager der volkverhetzer aus dresden ?? ... absurd in anzahl und funktion sind die säulen dann irgendwie schon ... absurd auch der aufwand von 330.000,- euro pro arbeitsplatz ... und das für eine reine ... verwaltungsfunktion ...

10

2107161038 | 16.07.2021 10:38 Uhr

@StauBmeier

...mir will das Wort "volksschädlich" im Zusammenhang mit Architektur nicht so recht gefallen...
eigentlich will es mir gar nicht gefallen.

9

sam | 16.07.2021 10:14 Uhr

Biederkeit der Kommentatorenschaft

Ich freue mich, dass ein junges Büro ein solch ambitionierten Bau in Deutschland realisieren konnte. Auch freue ich mich, dass die damalige Jury neben all den öden 0815 eingereichten Entwürfen - solche wie wir sie immer und immer und immer zu sehen bekommen - diesen Beitrag nach vorne geholt hat.
Das Gebäude positioniert sich spitze, zeigt einen spielerischen Umgang mit der umliegenden Blockrandstruktur. Das Thema des Daches ist architektonisch, künstlerisch umgesetzt...
Was möchte die Baunetzleserschaft? Ich bin erschrocken über die Kommentare. Äußern sich hier überhaupt Architekten? Ich denke nicht,...

8

fbn | 16.07.2021 09:21 Uhr

Terminologie?

@stauBmaier:
Wie ist denn der von Ihnen verwendete Begriff "volksschädlich" in Zusammenhang mit diesem Gebäude zu verstehen?
Ich nehme an, Sie haben diesen Begriff aus einem Versehen heraus verwendet.

@baunetz-Redaktion: Meines Wissens nach taucht der Begriff "Volksschädling" allein in der NS-Gesetzgebung auf. Würden Sie dies bitte recherchieren und prüfen?
Es ist traurig wie leicht NS-Propaganda-Terminologie wieder zurück in den allgemeinen Sprachgebrauch finden kann und somit wieder salonfähig wird.

7

bastard | 16.07.2021 08:41 Uhr

stauBmeier

volksschädlich?
Hier geht es um Architektur und nicht um verschwurbelte Inzuchtswünsche.

6

auch ein | 16.07.2021 08:37 Uhr

architekt

also eigentlich nicht schlecht gemacht.
sehr gross aber viele kleine nette ecken (und rundungen...)

aber was der säulenwald (mit den lustigen sekuranten auf der spitze) soll erschliesst sich mir nicht.

über das politische und das nachnutzen etc kann man trefflich streiten, da kann der architekt wahrscheinlich (sicher nach einem wettbewerb der entsprechend ausgeschrieben war) nix dazu

5

stauBmeier | 15.07.2021 18:10 Uhr

Förster aus dem Säulenwald

In der tat völlig absurd und volksschädlich.

4

Hinrich Schoppe | 15.07.2021 18:02 Uhr

Nett

...aber entbehrlich.
Es hätte gerade einem Unternehmen, dass treuhänderisch agieren sollte, gut angestanden, eine Nummer kleiner zu fahren und sich in Demut zu üben.

Ich kann vorne anfangen:
Wozu Umzug von Dresden nach Leipzig?
Gut, Dresden ist Hauptstadt und vergibt Behörden an nachrangige Städte. Wer einmal beide Städte besucht hat, vor allem mit dem Zug, ahnt vielleicht, dass Dresden zwar Hauptstadt aber gleichzeitig gegenüber Leipzig eher nachrangig ist. Aber soll nicht zum Schaden von Leipzig sein....

Als Nächstes:
Eine Umnutzung von immer noch genügend herum stehender Altsubstanz wäre mal was richtig Innovatives gewesen. Tobt da nicht gerade der Kampf um diese Stasi-Insel in Leipzig? So größenmäßig aus dem Augenwinkel käme das hin. Aber man nimmt lieber irgendetwas mit Fortschritt, jungdynamischhipp.
Und der Abriss der Robotron, geschenkt. Sich über den Unsinn aufzuregen ist müßig. Siehe Potsdam, siehe Dresden. So lange die Politik meint, in Gutsherrenart irgendetwas durchdrücken zu müssen, kann man wenig tun. außer man ist Millionär und nimmt der Kommune eine mißliebige Ruine ab, die einfach nicht einstürzen. Nicht wahr, Herr Plattner? Ich hätte da noch zweidrei Objekte...

Und weiter:
Verpflichtung gegenüber dem Erbe und dem Ort usw. Dank einiger weniger, glücklicherweise medienwirksamer Menschen kann es mittlerweile überhaupt gelingen, dass irgendetwas gerettet wird. Derzeit ist es geradezu en vogue, sich mit einer Prise Ostmoderne und ein wenig baubezogener Kunst dieser Zeit zu schmücken. Wir sind die Guten und so.
Kommt knapp hinter dem Umweltengagement von Vattenfall und der Recyclingstrategie von Nestlé.

Also insgesamt: Nicht wirklich schlimm. Aber gut geht anders. Vor allem in den Zeiten, in denen wir uns befinden

3

peter | 15.07.2021 16:44 Uhr

vielleicht wirkt es vor ort und nach fertigstellung

anders. aber jetzt nach den bildern zu urteilen, ist es reine platzverschwendung.

2

latimer | 15.07.2021 16:07 Uhr

Bund der Steuerzahler

Ob einem der Bau gefällt oder nicht, wäre eine interessante Diskussion. Insbesondere jetzt, wo sich die Vorlieben langsam von den reduzierten Kisten weg, hin zu etwas expressiveren Architekturen bewegen.

Beim Geld aber, hört für viele der Spaß auf. Doch wenn, dann zählt für mich bezüglich der Kosten das Wort des Bundesrechnungshofs. Dem Bund der Steuerzahler, der sowohl dem streng konservativen Flügel der Liberalen, als auch leider der mit blauer Farbe werbenden Partei nahe steht, würde ich schon daher nicht als ernst zu nehmende Kritiker einbeziehen.
Abgesehen davon liegt der Bau mit 4.750 €/m², nach meinem Wissen zwar eher am oberen Ende des Erlaubten, nicht aber jenseits von Gut und Böse.

1

Stefan Forster | 15.07.2021 15:51 Uhr

Säulenwald

völlig Absurd

 
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