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23.07.2020

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Niederländisches Flugdach

Bahnhof in Assen von Powerhouse und De Zwarte Hond


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Assen ist eine wenig bekannte Kleinstadt mit etwa 70.000 Einwohner*innen im Norden der Niederlande – ein Durchgangsbahnhof an der Eisenbahnlinie ins nördliche Groningen, kaum mehr. Der alte Bahnhof schien das in seiner verschlossenen Form allzu deutlich zu demonstrieren, daher wollte die Stadt die Umplanungen des gesamten Areals nutzen und sich einen ganz neuen, vor allem offenen und einladenden Bahnhof bauen. Ein solches Gebäude ist nun nach einem gemeinsamen Entwurf der beiden Rotterdamer Büros De Zwarte Hond und Powerhouse Company entstanden.

Der Neubau besteht hauptsächlich aus einem Dach. Als 3.000 Quadratmeter große, dreieckige Fläche (f)liegt es über den Bahnsteigen und die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gleisen. Zu beiden Seiten kragt es aus und bildet so auch eine Verbindung zwischen den östlich und westlich anschließenden Nachbarschaften. Die drei Seiten sind 78, 88 und 90 Meter lang, die Grundform setzt sich in der Tragstruktur aus Holzbindern fort: Insgesamt 324 Dreiecke bilden sechseckige Felder über den 12 weißen Rundstahlstützen, jede 60 Zentimeter stark. Die Stützen heben die Dachebene auf etwa zehn Meter über die Bahnsteige an; dies ist die maximale Höhe, die von der Gemeinde vorgegeben wurde. Das Dach ist nach Norden leicht geneigt, wo das Regenwasser in einen Sickerteich abfließt. Für die Holzkonstruktion kamen 620 Kubikmeter zum Einsatz, womit 620 Tonnen Kohlendioxid alleine durch das verwendete Holz gespeichert wurden, wie die Architekten vorrechnen.

Die Haupthalle im Westen wird von einer Glasfassade umfasst, alle Läden und Einrichtungen wie Toiletten, Information und Ticketschalter sind als eigenständige Pavillons mit rot-braunen Klinkerfassaden frei unter das Dach und zum Teil in die Glasfassade geschoben. Als zusätzlicher Kontrast zur spitzeckigen Dachfigur haben alle Pavillons abgerundete Ecken. Die freistehenden Stützen des Daches sind unabhängig von der Struktur dieser Einbauten, sodass die Aufteilung der Flächen theoretisch jederzeit verändert werden könnte, ohne das Dach ändern zu müssen. Es ist das erste Mal, so die Architekten, dass ein Bahnhofsdach in den Niederlanden primär aus Holz besteht. Zum Blickfang wird es durch die verglasten Zwischenräume, durch die das Tageslicht in den Bahnhof und auf die Bahnsteige fällt. Das erzeugt ein schönes Spiel von Licht und Schatten.

Vor dem Entwurf für den Bahnhof war De Zwarte Hond auch für den Masterplan zuständig, mit dem die Verkehrsführung neu sortiert wurde: Die Fußgängerunterführung unter dem Bahnhof wird rund um die Uhr zugänglich sein und dient auch als öffentliche Verbindung. Nördlich des Bahnhofs ist bereits ein neuer Fahrradtunnel in Betrieb, und auf der westlichen Seite, wo das Stadtzentrum liegt, wurde eine vielbefahrene Durchfahrtsstraße in einen Tunnel verlegt. Das erlaubte einen weitgehend verkehrsberuhigten Vorplatz. Mit dem Bahnhof ist nun der letzte und sichtbarste Baustein für den neuen Stadteingang von Assen fertig geworden. (fh)

Fotos: Sebastian van Damme, Egbert de Boer



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Kommentare

1

Hmm | 24.07.2020 11:11 Uhr

Generell wird bei Bahnhofsbauten...

... zu wenig auf den Maßstab geachtet. Die Großform mag aus der Vogelperspektive überzeugen. Und: Zeichenhaft darf ein Bahnhof sein, das ist ohne Zweifel gelungen.
Aber die Fotos konnten nicht darlegen, dass auf der Ebene der Nutzenden die Themen Warten, Aufenthalt und Orientierung angemessen bearbeitet wurden.

Unterm Strich bleibt dem viel Bahn fahrenden Architekten aus Deutschland dennoch nicht viel mehr als "Neid" übrig. Welche deutsche Stadt mit 70.000 Einwohnern gibt sich diesem wichtigen Thema mit demselben Einsatz - und den finanziellen Mitteln - hin? Viele Städte erkennen ihre Bahnhöfe immer noch nicht als ihre ureigenen städtischen Aufgaben an, sondern glaube, dass die Bahn das schon regelt .. Dass man von der Bahn solches aber nicht erwarten darf ist eigentlich offensichtlich und wird dennoch von den meisten Kommunen nicht erkannt.

 
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