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08.08.2022

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Potenziale eines Restgrundstücks

Atelierhaus in Wien von Werner Neuwirth


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Eine vergessene Brache an den Bahngleisen – das Areal mit dem Kürzel C21 galt lange Zeit als typisch unbrauchbares Reststück, mit dem niemand so richtig etwas anzufangen wusste. Obwohl in attraktiver Lage im 10. Wiener Bezirk gelegen, ließe man das Grundstück, wenn überhaupt, mit Gewerbebauten befüllen. So zumindest sah es auch der ursprüngliche Masterplan für diesen Teil des Sonnwendviertels in der Nähe des neuen Hauptbahnhofs aus dem Jahre 2004 vor.

Neue Möglichkeiten eröffnete allerdings die Überarbeitung des Bebauungsplans Sonnwendviertel Ost, die zwar für C21 noch immer Gewerbe, für die Umgebung nun aber zum größten Teil Wohnbauten vorsah. Einige davon konnten bereits  fertiggestellt werden wie kürzlich im Norden das Wohnhochhaus The Metropolitan, das Haus am Park oder das Baugruppenprojekt Loft Living zum Beispiel. Das versteckte Potential des noch übrig gebliebenen Restgrundstücks erkannten schließlich Architekt Werner Neuwirth und Entwickler Robert Hahn, die hierfür eigens eine Projektentwicklungsgesellschaft gründeten. Für die Planung nutzten die beiden Wiener eine Art Grauzone der Bauordnung, die spezielle Wohnnutzungen in Gewerbegebieten erlaubt, solange es sich dabei um „Wohnungen für den Bedarf der Betriebsleitung und der Betriebsaufsicht“ handelt.

Was in der Wiener Bauordnung recht verstaubt klingt, interpretierten Neuwirth und Hahn in zeitgenössischem Sinne neu und setzten für ihr Atelierhaus21 einen Hybrid aus Gewerbe- und Wohnungsbau um, der sich über die präzise Erfüllung von Bauvorschriften hinwegsetzt und eine freie Interpretation fernab der klassischen Trennung von Wohnen und Arbeiten erlaubt. Die Fassaden des langgezogenen, kompakten Baukörpers lassen die unkonventionellen Strukturen im Inneren bereits erahnen: Geprägt von quadratischen, unterschiedlich großen und versetzt angeordneten Fensteröffnungen deuten diese das flexible Raumkonzept an.

Die ineinander verschachtelten Einheiten mit unterschiedlichen Raumhöhen von 2,70 bis 5,70 Metern verfügen über Flächen mit rund 40 bis 120 Quadratmeter und lassen sich zum Teil miteinander kombinieren. Insgesamt ergeben sich so 78 Ateliers. Die drei verschiedenen Module verfügen jeweils über einen innenliegenden Badbereich sowie raumseitig über Anschlüsse für eine Küche. Weiterhin finden sich sechs Werkstätten in dem Hybridbau, zum Teil mit Anbindung zur Tiefgarage im Untergeschoss. Die Dachterrassen und circa 120 Quadratmeter Gartenfläche sowie das Foyer im Erdgeschoss werden gemeinschaftlich genutzt. In Zukunft sind außerdem noch ein Café im Erd- und eine Galerie im Untergeschoss geplant.

Laut Angaben der Architekt*innen ermöglicht das Haus, das 2021 für den Bauherrenpreis Österreich nominiert wurde, mittels Tiefsonden und Wärmepumpen eine autarke Energieversorgung. Für die Freiraumplanung rund um das Atelierhaus21 zeichnet Rajek Barosch Landschaftsarchitektur (Wien) verantwortlich. (dsm)

Fotos: Stefan Müller


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Kommentare

2

Christian K | 09.08.2022 09:39 Uhr

"Gutes Teil"

Ich finde es sehr mutig, clever und schön. Zunächst hat mich das Fassadenbild auch an Sanaa etc. erinnert. Das war ja zu seiner Zeit auch toll. Ich denke, hier ist es im Zusammenhang mit der Nutzung und den unterschiedlichen Raumhöhen eher die "Petersburger Hängung". "...Gutes Teil!" halte ich für stark untertrieben, es ist so viel mehr als die angehübschten Wiener Mittelflurbunker, die grade so gehypt werden. Ein tolles Angebot für die Stadt, ich hoffe die Künstler*innen nehmen es an.

1

Lars K | 09.08.2022 07:33 Uhr

SANAA Löcherkäse

Von außen ein bisschen was von Sanaas typischem Löcehrkäse. Eigentlich bin ich kein Freund von solchen unruhig herumhampelnden Formaten, aber an einer gut befahrenen Bahnstrecke kanns funktionieren. Hat jemand der Mitlesenden Eindrücke von vor Ort? Auf den Fotos sind jedenfalls die Ausblick aus den Innenräumen grandios und das Stecksystem mit verschieden hohen Räumen eh. Gutes Teil!

 
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