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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Architekturforum_auf_der_Messe_Dach_Holz_in_Koeln_5338621.html

01.03.2018

Das war LIVINGWOOD 2018

Architekturforum auf der Messe Dach+Holz in Köln


Wohnraum schaffen – wie funktioniert das schnell, bezahlbar und nachhaltig? Unter dem Titel „Livingwood“ veranstaltete BauNetz im Rahmen der Messe Dach+Holz in Köln und in Kooperation mit der Gesellschaft für Handwerksmessen GHM dieses Jahr bereits zum fünften Mal ein Architekturforum zum Thema Holz. Sechs Referenten aus den Bereichen Architektur und Bau waren eingeladen, um über ihre aktuellen Projekte mit den Schwerpunkten Holz- und Modulbau, Nachhaltigkeit und zukunftsweisende Methoden in der Konstruktion zu sprechen. Und das Interesse war groß. Rund 700 Gäste füllten vergangenen Donnerstag das Kongresszentrum der Messe Köln. Der nachwachsende Rohstoff Holz wird als Baumaterial des 21. Jahrhunderts gehandelt, sagte Peter Aicher, Präsident von Holzbau Deutschland, in seiner Begrüßungsrede.

Den Anfang machte Simon Speigner von sps-architekten mit dem im Jahr 2017 fertiggestellten Projekt „Hummelkaserne“ in Graz. Das österreichische Büro errichtete ein Passivhaus in Modulbauweise mit einer geschlossenen und hinterlüfteten Lärchenholzfassade. Die Konstruktion wird von einem mineralisch ausgearbeiteten Treppenhaus ausgesteift, auch der Keller ist aus Stahlbeton konstruiert. Speigner verdeutlichte, dass Brandschutz und Statik, besonders bei Gebäuden mit mehr als fünf Geschossen, eine große Rolle spielen und höchste Konzentration bei der Planung erfordern.

Chancen und Grenzen vom Holzmodulbau

Holz hat Grenzen und sollte deshalb sinnvoll eingesetzt werden, sagte Jürgen Bartenschlag von Sauerbruch Hutton bei der Vorstellung des Studentenwohnheims Woodie in Hamburg. Das Berliner Büro mit zehnjähriger Erfahrung im Holzbau nutzte ebenso wie sps-architekten Holzmodule für die Konstruktion. Bei Woodie ist der Name Programm: 371 Studentenapartments aus sichtbarem Brettschichtholz stapeln sich in drei Clustern auf einem tragenden Betontisch. Jedes möbliert und ausgestattet mit Dusche und Kochnische. Deutlich wurde bei diesem Projekt auch der ökonomisch ausgereizte Wohnungsmarkt, der sich hier in der Aneinanderreihung vieler kleiner Einzelapartments ausdrückt und kaum Raum für die Gemeinschaft ermöglicht.
 
Über Chancen und Grenzen des Holzmodulbaus berichtete im Anschluss derjenige, der die Module für beide Projekte, das Wohnhaus in Graz und das Studentenwohnheim in Hamburg, hergestellt hat. Christian Kaufmann von der Firma Kaufmann Bausysteme. Sein Unternehmen hat sich auf Modulbau spezialisiert. Holzmodulbau ist einfach, schnell, sehr gut kalkulierbar, bietet eine hohe Qualität im Ergebnis und ist vielseitig einsetzbar, sagte er. Zudem ist der Modulbau kostengünstiger, da die Bauzeit kürzer ist. Dennoch gebe es viel ungenutztes Potential in der Weiterentwicklung des Holzmodulbaus. Die Automobilhersteller könnten hier Vorbild sein, so Kaufmann.
 
Norwegen gilt als Vorreiter im Holzbau. Dort werden inzwischen achtgeschossige Gebäude problemlos aus Holz gebaut. Moritz Groba, ehemaliger Mitarbeiter im Büro Helen & Hard, präsentierte Holzbauprojekte seines ehemaligen Arbeitgebers. Selbst Gebäudeteile, die hohen Brandschutzanforderungen standhalten müssen, wurden aus BSH gefertigt. So auch ein von Helen & Hard entworfenes Studentenwohnheim in Stavanger. Anwendung finden beim Bau einer Bank in Norwegen auch die natürlichen Eigenschaften des Holzes: Aussteifung von Knotenpunkten mit Hartholz erübrigen die Ausführung und zusätzliche Aussteifung von Schnittpunkten mit Stahl. Auch die Decken werden bei diesem Projekt mit BSH ausgesteift. „Holz kann viel“, sagte Moritz Groba, „und wir sollten seine mannigfachen Eigenschaften stärker nutzen.“

Die Zukunft ist schon da

Mehr Fragen als Antworten hatte Xaver Egger von SEHW Architekten mitgebracht. Wie können wir schnell, ästhetisch und menschenwürdig bauen? Wie sieht der Holzbau der Zukunft aus? Unter dem Leitsatz „jeder m² du“ zeigt er Wohnungsbauentwürfe seines Büros, welche auf Veränderungen der Stadtgesellschaft zu reagieren versuchen, indem sie die Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen, was vor allem durch die zunehmende Anzahl urbaner Nomaden gefordert wird und somit einen Gegensatz zum oben vorgestellten Projekt Woodie zeigt. Aus Holz gefertigte Bauteile sind schmaler, weshalb weniger Konstruktionsfläche und somit mehr Wohnraum entsteht. Ein großer Vorteil, nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Auftraggeber von Holzbauprojekten.

Einen Ausblick auf die Holzbauproduktion der Zukunft zeigte Fabian Scheurer von Design-to-Production aus Zürich. Sein Unternehmen sei weder Design noch Produktion, sondern beschäftigte sich mit der digitalen Vermittlung zwischen Planern und Holzverarbeitern. Stetig werde auf diesem Gebiet geforscht und verbessert. So könnten inzwischen Holzbauteile, die in zwei Richtungen gekrümmt sind, in nur zwei Produktionsschritten hergestellt werden. Die Förderung des Nachwuchses und eine verbesserte Zusammenarbeit seien die Zukunft im Holzmodulbau, denn die Technologie existiere bereits, man müsse sie nur nutzen, so Scheurer. Seinen Vortrag und damit das Architekturforum LIVINGWOOD beendete er mit einem passenden Zitat von William Gibson: Die Zukunft ist schon da. Sie ist nur ungleichmäßig verteilt. (hmh)


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Über 700 Gäste waren zum Holzbaukongress „Livingwood“ nach Köln gekommen.

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Mittagspause im Foyer des Kongresszentrums der Messe Köln

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Der Veranstalter: Dirk Bollwerk vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks

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Der Veranstalter: Peter Aicher von Holzbau Deutschland

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