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23.02.2007

Corps(geist)

Architektenblatt entlässt Chefredakteur – mit Kommentar


Die Bundesarchitektenkammer (BAK) als Herausgeberin des Deutschen Architektenblattes (DAB) ist eine Kooperation mit einem neuen Verlag für die Zeitschrift eingegangen. Das DAB wird ab der Mai-Ausgabe 2007 von der Düsseldorfer „Corps Corporate Publishing Services GmbH“ verlegt, die bisher hauptsächlich mit Kundenmagazinen, z. B. für die Automobilindustrie, hervorgetreten ist. Corps gehört zur Holtzbrinck-Gruppe (Handelsblatt, ZEIT, Tagesspiegel).

Als Konsequenz des Verlagswechsels wird der bisherige Chefredakteur des DAB, Oliver G. Hamm, entlassen. Dies hatte die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 22. Februar 2007 berichtet. Der neue Chefredakteur ist nach BauNetz-Informationen der Wirtschaftsjournalist Roland Stimpel, der bisher schon auf Vorschlag von Oliver Hamm im Redaktionsbeirat des DAB saß. Damit soll das DAB nach Aussagen des BAK-Geschäftsführers Tillmann Prinz die Anliegen der Architektur und Baukultur näher in die Immobilienwirtschaft tragen.

Oliver G. Hamm hat inzwischen briefliche Solidaritätsbekundungen von 78 namhaften Architeken erhalten, die ihr Unverständnis über seine Abberufung äußern. Zu dieser Liste, die sich wie ein Who-is-Who der deutschen Architektenschaft liest, gehören unter anderem Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg, Peter Kulka, Erich Schneider-Wessling, Werner Durth, Jo Eisele, Carlo Weber, Thomas Sieverts, Andreas Hild sowie Gernot und Johanne Nalbach.

Kommentar der Redaktion

Dumm gelaufen für den erfolgreichen Chefredakteur: Erst machte er das DAB vom verschnarchten Verlautbarungsblatt für Kammerfunktionäre zu einer schlagkräftigen und angesehenen Architekturzeitschrift mit nachweislich höchster Leser-Zufriedenheit, nun muss er gehen. Die BAK hat ihn bei den Übernahmeverhandlungen geopfert.

Der neue Verlag hat bisher keine Berührungspunkte zum Thema Architektur erkennen lassen und lehnt die Zusammenarbeit mit dem gestandenen Chefredakteur ab. Statt dessen zaubert er einen eigenen Kandidaten aus dem Hut, der seinerseits zwar stets lesenswerte Beiträge zur Bau- und Immobilienwirtschaft geleistet hat, aber eben kein Architekt ist. Ob er das Anliegen von 120.000 Zwangsbeziehern des DAB, allen eingetragenen Architekten dieses Landes, artgerecht transportieren kann, muss sich erst weisen.

Arbeitsrechtlich ist die Sache übersichtlich: Hamm ist Angestellter des Forum-Verlages, der seine Geschäftstätigkeit einstellt und deswegen seinen Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt hat. Der neue Verlag stellt sich auf Nachfrage der BauNetz-Redaktion schulterzuckend dumm: Der Mann sei ja gar nicht bei ihm angestellt.

Es wäre Aufgabe der BAK gewesen, eine Bestandsgarantie für Oliver Hamm herauszuverhandeln. Laut Statuten des DAB müssen Verlag und BAK in der Chefredakteursfrage einvernehmlich entscheiden. Dieses Einvernehmen hat Corps nicht herstellen wollen; der BAK hätte es an dieser Stelle frei gestanden, sich für einen anderen Verlag zu entscheiden. Angebote namhafter Bau-Verlage gab es, aber die hat die BAK nicht annehmen wollen, weil – so Prinz – alle anderen Punkte beim Corps-Angebot überzeugend gewesen seien. Immerhin will Corps am Redaktionsstandort Berlin mit drei Vollzeit-Redakteuren arbeiten, einer Stelle mehr als bisher.

Das DAB wird sich also in eine immobilienwirtschaftliche Richtung entwickeln – laut Prinz ein erwünschter Effekt. Architektur ist für ihn ein „Marketinginstrument für Immobilien“. Zu wünschen wäre, dass das DAB dabei das Kernanliegen der Architekten nicht aus dem Auge verliert. Darüber muss der Redaktionsbeirat wachen, der zu diesem Zwecke unbedingt mehr aus profilierten Architekten denn aus Funktionären bestehen müsste. Es gibt genug Handlungsbedarf bei der BAK.

Benedikt Hotze


Zu den Baunetz Architekt*innen:

gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Nalbach + Nalbach
Hild und K


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