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08.06.2020

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Stein und Zeit in Porto

Ap­par­te­ment­haus von Pedra Líquida


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Das Bild von Leerstand und Ruinen, das portugiesische Altstädte lange Zeit prägte, gehört zunehmend der Vergangenheit an. Abgelöst wurde es von aufwändig sanierten Wohnhäusern und hübsch zurechtgemachten Straßenzügen, die den Bedüfnissen des Kultur-Tourismus entsprechen. Im resultierenden Spannungsfeld zwischen lokaler Wirtschaftsförderung und sozialer Verdrängung entstand auch das Luxus-Appartementhaus S. Bento Residence des Büros Pedra Líquida aus Porto. Es befindet sich im Zentrum der nordportugiesischen Küstenstadt.

Als Teil des barocken Stadtzentrums gehört das Baugrundstück, das eine prominenten Ecke besetzt, seit 1996 zu den Unesco-Welterbestätten. Nur wenige Meter liegt es vom Bahnhof São Bento und der berühmten Kathedrale Sé do Porto entfernt. Lange Zeit stand hier halb eingestürztes Wohnhaus, die Rückseite offen zu einem Steilhang aus klaffendem Granit. Entstanden war diese stadträumliche Situation durch den Bau der mehrspurigen Avenida D. Afonso Henriques, der den Abriss mehrerer Wohnblöcke erforderte. Ein besonderes Spannungsmoment lag also auch dem Entwurf eines Neubaus an genau dieser Stelle zu Grunde: Der private Bauherr wünschte Bezüge sowohl zur Fassade des historischen Stadthauses als auch zu den klippenartigen Felsen. Der rechtwinklige Bau schmiegt sich darum an die grobe Form der Felsen und scheint diese zugleich mit seiner Fassade abstrahiert fortzuschreiben.



Insgesamt sechzehn Einheiten entstanden im fünfgeschossigen Baukörper. Vier der Wohnungen sind auf den Altbau bezogen und zwölf dem neuen Abschnitt zugeordnet. Im Erdgeschoss befinden sich ein Restaurant und das Foyer, dessen Eingangsbereich markant nach hinten zurückversetzt liegt. Visuell wird das Volumen durch diese angedeutete Lücke in zwei Teile gegliedert. Kontinuität schaffen die Architekten mit Sichtbeton als primärem Material für den Neubau. Eine lange Diagonale entstand an der straßenseitigen Brandwand der einstigen Ruine, wo verwitterte Granitsteine auf die glatte Oberfläche des Ortbetons treffen. Das neue Volumen scheint aus den Grundmauern empor zuwachsen, die verschiedenen Zeitschichten wurden also pittoresk in Szene gesetzt.

Ein Spiel mit Oberflächen und Tiefenwirkung steht in der Architektur von Pedra Liquida im Vordergrund. Auch die Fassade ihres jüngsten Neubaus entwickelt dank raumtiefer Loggien eine starke Plastizität. Wie übergroße Schießscharten wechseln sich die Außenbereiche der Wohnungen mit geschlossenen Wandelementen ab. Dem Materialkatalog von Granit, Stein und Beton folgend, sind auch die Innenräume mit Wänden und Decken aus Sichtbeton und Böden aus geschliffenem Estrich konsequent mineralisch ausgestaltet. (kg)

Fotos: João Morgado


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Kommentare

9

freysurfer | 09.06.2020 15:00 Uhr

Akustik

Ausschließlich harte Oberflächen! Die Akustik ist sicherlich schwer zumutbar ohne Verhüllungen oder opulente Polster und Teppiche.

8

Fabian Wieser | 09.06.2020 14:42 Uhr

enttäuschend

Je länger ich das Projekt anschaue desto weniger Gutes will ich sagen.

Ich kann mir die Grundrisse einfach nicht gut möbliert vorstellen, und was mir die tausend kleinen Nischen der Fassade von Innen geben sollen verstehe ich nicht - dafür sind sie aber teuer erkauft.
Die städtebauliche Situation ist schwierig, wer Porto mehr als 2-3 Jahre kennt erinnert sich an die Zeiten als hier nicht ohne Grund Junkies in Ruhe eine Spritze setzen konnten - der Übergang zur Kathedrale wird aber auch durch dieses Gebäude nicht initiiert. (Bild 25 ist da verräterisch)

Sind halt einmal alle in Portugal hippen Design Elemente reingeworfen, inklusive der Kastenfensterläden und slicker Küche und Beton. In Deutschland wäre das eine 2-dimensionalere Schüttelfassade von Motel One und wir würden den Kopf schütteln - aber die würde wenigstens weniger Fläche schlucken.

The Good Burger muss aber auch wirklich gut sein - Anreiz dahin zu gehen gäbe mir dieses flache Loch sicher nicht - EG Zone hat man schon mal besser aktiviert.

Schade.

7

tine wittler | 09.06.2020 13:30 Uhr

da liegt er, der hase im pfeffer

interessantes projekt insbesondere auf den standort und einbettung.

bild eins zeigt die ganze tragik des quantensprungs der moderne.

die schönheit der wand
wie der mensch sie einst erfand
doch im fortschritt verschwand
das arbeiten im maßstand der hand

6

STPH | 09.06.2020 10:08 Uhr

...

offensichtlich soll das Gebäude den Übergang zum benachbarten Fels schaffen. Als Ostlage hätten sonst mehr Schotten als Klötze mehr Licht gebracht.

5

auch ein | 09.06.2020 08:27 Uhr

architekt

@2 denkste:
"Im Übrigen ist die von Ihnen kritisierte Kunstfassade sehr postmodern. Diese Zeit ist vorbei. "

erklären sie mal was das für eine bewertung ist? wäre schön wenn die zeit nicht vorbei wäre? was isses dann jetzt?

4

dethomas | 09.06.2020 00:55 Uhr

neutral

'knastfassade'
'brutal'
'überflüssig'
'ausspucken'
'kunstfassade'
seltsames vokabular für ein hervorragendes gebäude.

3

Hotte | 08.06.2020 22:11 Uhr

Neubau

Ich stand im Oktober vor dem fertigen Rohbau. Städtebaulich top. Nicht anbiedernd.
Alles richtig gemacht.

Hoffen wir, dass Corona der AirBnB-sierung Portos etwas Einhalt gebietet. Aber wir sind ja alle selber ein Teil davon...

2

denkste | 08.06.2020 18:50 Uhr

Stein und Zeit in Porto

@auch ein Architekt:
gibt es etwas zu dem Sie, trotz Dissertation, Ihren überflüssigen Kommentar nicht ausspucken müssen?
Im Übrigen ist die von Ihnen kritisierte Kunstfassade sehr postmodern. Diese Zeit ist vorbei. Ansonsten ein schönes Projekt

1

auch ein | 08.06.2020 17:15 Uhr

architekt

klasse gemacht!

einzig die "knastfassade" finde ich etwas brutal, ansonsten gut das alte mit dem neuen verzahnt, materialien passen, schöne räume

 
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