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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-62_Millionen_Euro_fuer_Rekonstruktion_4908545.html

14.11.2016

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Bauakademie in Berlin

62 Millionen Euro für Rekonstruktion


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Mit dem Erhalt von Karl Friedrich Schinkels Bauten tut sich Berlin gerade etwas schwer, wie das Beispiel der Friedrichswerderschen Kirche zeigt. Aber dafür läuft es jetzt mit dem Wiederaufbau der Bauakademie, die ebenfalls von Schinkel stammte. Seit nun mehr über zwei Jahrzehnten arbeiten diverse Fördervereine und Gruppierungen auf dieses Ziel hin, nun hat der Bundestag am letzten Freitag insgesamt 62 Millionen Euro für das Projekt bereitgestellt. Nach jüngsten Schätzungen soll dieser Betrag für einen vollständigen Ausbau reichen, nachdem immer wieder auch eine vorläufige Rekonstruktion als nutzbarer Rohbau im Gespräch war.

Die Entscheidung des Haushaltsausschusses kam dabei vergleichsweise überraschend, wurde die Summe doch per Nachtrag zum offiziellen Etat bereitgestellt. Begründet wird die öffentliche Finanzierung zu diesem Zeitpunkt anscheinend mit der nationalen Bedeutung des Projekts. Über die künftige Nutzung des Gebäudes ist bisher allerdings noch nichts genaues bekannt, doch seit Jahren gibt es einflussreiche Fürsprecher wie den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die sich hier ein zentrales Architekturmuseum wünschen. Jenseits der Frage, ob ein Gebäude, das strukturell ein Schulbau war, mit seinen eher generischen Innenräumen für diese Aufgabe wirklich geeignet ist, birgt die thematische Kontinuität der Setzung natürlich einen gewissen Charme.

Für die Freunde der zeitgenössischen Baukunst bedeutet dies – abgesehen davon, dass eine entsprechende Institution für Berlin wünschenswert wäre – nicht unbedingt nur Gutes. Hatten sich viele insgeheim gewünscht, nach der Rekonstruktion des Schlosses die Mitte der Stadt nie mehr betreten zu müssen, würde nun auch die museale Beschäftigung mit dem Thema Architektur nachhaltig im Herzen der restaurativen Bemühungen verortet. Boten Ausstellungen wie „Radikal Modern“, die an Orten fern der Mitte zu sehen waren, zumindest etwas Eskapismus, führte der Besuch eines neuen zentralen Architekturmuseums dann zwangsweise durch den grotesken Touristen- und Investoren-Historismus der Gegenwart. (sb)


Kommentare

16

Jan | 16.11.2016 13:43 Uhr

Kiste

Also, ganz nüchtern betrachtet ist Schinkels Bau ja doch eine recht simple Kiste. Für die damalige Zeit sicher bestechend einfach und überaus modern und zukunftsweisend.
Aus heutiger Sicht dann wiederum eine Kiste mit ein wenig Zierrat dran.
Diese wieder aufzubauen - vielleicht sogar mit der Detailverliebtheit des neu entstehenden Schlosses, wie von meinem Vorredner bemerkt - wäre doch nichts Anderes als eine selbstreferenzielle Lobpreisung banalen Handwerkskönnens.

Architektur - besonders in solch einer exponierten Lage - ist doch bitte mehr als gut gefügte Materialien; es ist ein Kommunikationsmedium mit einer Strahlkraft in Raum und Zukunft. Eine Aussage über das Jetzt für das Kommende.

Irgendwie verlieren sich Diskussionen über solche Projekte immer in Unwesentlichkeiten.

Scheuen Sie sich nicht groß zu denken um vielleicht noch größeres zu vollbringen.

15

Hurz | 16.11.2016 12:43 Uhr

....besss

.... es gibt wohl keine Architekten, die gut genug für etwas vergleichbares zeitgenössisches wäre.

14

care1 | 16.11.2016 10:48 Uhr

Zitat:

"Historisches ist nicht das Alte allein festzuhalten oder zu wiederholen. Dadurch würde die Historie zugrunde gehen. Historisches Handeln ist das welches das neue herbeiführt und wodurch Geschichte fortgesetzt wird."

Karl Friedrich Schinkel; aus Schinkels Nachlass, Reisetagebücher, Briefe und Aphorismen, Berlin 1863)

13

Jasper | 16.11.2016 10:35 Uhr

Peinlich?

Lieber #10,
schauen Sie sich die Stadtschoß-Baustelle doch einmal vor Ort an - aus gutem Grunde wird hier im Baunetz kaum darüber berichtet.
Da geht nämlich alles mehr als ordentlich zu - und die Rekonstruktion der Fassaden erfolgt auf so hohem Niveau, dass einem jede Dehnfuge bei vergleichbaren Neubauten scheußlich ins Gesicht springt.
Das Humboldtforum wird (zumindest handwerklich) nicht peinlich, das wird richtig gut.
..weil das aber nicht mit den hier propagierten Weltansichten übereinstimmt, wird lieber mal kaum oder nicht über dieses Bauvorhaben berichtet.
Ein unvoreingenommener Blick auf diese Baustelle würde sich aus fachlicher Sicht sehr lohnen - da wird nämlich der Spagat geschafft und nach heutigen Normen gebaut. Trotzdem hat das Hand und Fuß, mit guten Details auf heutigem Stand.

12

rjauch | 16.11.2016 08:00 Uhr

Vorredner

Das Problem derjenigen die hier keinen Neubau wollen ist keine Zukunftsangst sondern eine Angst vor der Gegenwart. Man muss nur ein paar Seiten vorblättern, "Kulturscheune für die Hauptstadt". Wenn man die Ergebnisse sieht weiß man woher die Angst kommt.

Bei Nichtarchitekten ist die Angst noch viel größer. Man sieht ja jedes Mal aufs Neue was in die trostlosen Kisten von der Hofberichterstattung der Moderne tolles hineininterpretiert wird, der Nichtarchitekt kann damit nichts anfangen. Eine Rekonstruktion ist daher denkbar einfach.

Um die Entwurfsvielfalt der Moderne im Griff zu haben müsste man wie der Vorredner bereits ansprach genaue Vorgaben für den Neubau machen. Welche Verwaltung ist hierzu in der Lage? Wie groß wäre der Aufschrei der Architektenschaft.

11

Jan | 15.11.2016 18:28 Uhr

alles vergessen

ich kann mich meinem Vorredner (#10) nur anschließen.
Es wäre nicht nur im Sinne Schinkels einen Neubau zu errichten, sondern auch im Sinne jedes vernunftbegabten Menschen, der sich auf die Zukunft freut und diese Mitgestaltung möchte; mit den Möglichkeiten, die ihm zu Verfügung stehen.

Eine Rekonstruktion ist lediglich die Manifestation der Zukunftsangst; und als solche wird sie auch von den kommenden Generationen gedeutet.

Alle Rekonstruktionsbefürworter - Land auf, Land ab - sollten sich indes doch bitte dringlich "das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" von Walter Benjamin (erneut) zu Gemüte führen.

Nur weil die Gestalt wieder hergestellt ist, heißt es noch lange nicht, dass die Aura des Bauwerkes sich in der Kopie wiederfinden lässt.

10

peter | 15.11.2016 15:57 Uhr

bauakademie

das haus war sicher einmal ein schönes beispiel für gute architektur. aber landauf, landab stehen heute noch immer schul- und verwaltungsgebäude, die im späten 19. jh. nach dem vorbild der bauakademie errichtet wurden. das original würde vor diesem hintergrund am ende vielleicht sogar eher bescheiden wirken.

und selbst wenn man es nun für 62+ millionen und teuer in polen nachgebrannten klinkern wiederauferstehen ließe (tiefkühltruhe ist ein schöner begriff!) - das ergebnis wäre nicht dasselbe wie im original, weil immer noch mit heutigen technologien und nach heutiger norm gebaut würde.

weg ist weg, und das rad der zeit lässt sich nicht zurückdrehen. eine 1:1-rekonstruktion wird am ende nur peinlich, und das hatten wir ja am schloss nun wirklich schon mal.

weitaus intelligenter fände ich es, für die 62+ millionen einen neubau mit wohlüberlegten, vielleicht unorthodoxen anforderungen per architektenwettbewerb anbieten zu lassen (z.b. bauen ausschließlich mit den materialien schinkels / ohne stahlbeton, ohne stahl, ohne kunststoffe, ohne silikon...) oder ein "haus der baukultur" mit anderen interessanten vorgaben / neuartiger nutzungsmix, andere materialvorgaben / nur recyclingmaterialien...)

falls uns schinkel oben von seiner wolke aus zuschaut, wäre er vermutlich über solche ansätze weitaus erfreuter als über den wunsch nach einer qualitativ zum scheitern verurteilten kopie.

9

Horst | 15.11.2016 14:57 Uhr

...

Wenn sehr gute Architektur qualitativ hochwertig wieder aufgebaut wird, mit kultureller Nutzung obendrein, wo ist die Tragik?
Es wird uns dadurch nichts genommen.
Die Zeit wird nicht zurückgedreht.
Der Wiederaufbau macht die Rekonstruktion doch automatisch auch zu einem Kind unserer Zeit.

Ich verstehe diese Dogmatik nicht und freue mich auf die Bauakademie!

8

a_C | 15.11.2016 13:45 Uhr

Rekonstruktion 1945 ungleich Rekonstruktion 2016

Es ist etwas gänzlich anderes, ein Gebäude oder einen Stadtteil nach einem Krieg nach altem Vorbild wiederaufzubauen oder aber nach Jahrzehnten - mangels neuer Ideen und / oder aufgrund nostalgischer Gefühle - eine alten Gestaltungsansatz aus der Tiefkühltruhe zu holen und wieder aufzuwärmen.

Wie im Baunetz-Artikel korrekt bemerkt wurde, ist es mehr als fraglich, ob sich das als Schulgebäude entworfene Bauwerk überhaupt für eine Museumsnutzung eignet. (Haltung darf das Baunetz haben; finde ich sehr begrüßenswert.)

Und wie ein anderer Kommentar bereits treffend erwähnt hat, ist es eine Bankrotterklärung für unsere Zunft, wenn ausgerechnet ein "Museum der Architektur" in einem im Jahr 20xx rekonstruierten Gebäude untergebracht werden soll!

7

care1 | 15.11.2016 09:29 Uhr

eine ohrfeige für alle architekten!

es klingt nach einem schlechten witz, ein architekturmuseum in einem rekonstruierten gebäude zu realisieren...

6

maestrowec | 14.11.2016 21:00 Uhr

Börse weit geöffnet

Viel interessanter ist eigentlich die Frage, was nun die Entscheidung beflügelt hat, plötzlich 62 Millionen aus den Taschen der Steuerzahler/innen zu zaubern, um ein Gebäude zu "rekonstruieren", das nun sogar - man reibt sich ungläubig die Augen - als Architekturmuseum dienen soll. Hat das bisher irgend jemanden außerhalb der Profession je interessiert? War dies nicht bisher allerheiligste Länderkompetenz? Oder wollte man einfach nur die grässliche Plastikplane gegenüber dem neuen Atomkraftwerk mit Barockfassade weg haben? Rätsel über Rätsel...

5

Akademiker | 14.11.2016 18:01 Uhr

Polemik, ja Bitte

Warum eigentlich nicht kritischer Kommentar? Und warum die Abwertung zur Polemik? Die Meldung ist doch bereits verbreitet worden. Nun ist's an der Zeit, sie kritisch zu beleuchten. Und dafür gibt's genug Anlass:
- Zum einen die "keimfreie" historisierende Berliner
Mitte - wär da nicht der Pei-Anbau und das unter-
irdische Denkmal von Ullmann.
- Zum anderen der restaurative Habitus, mit dem der
Bund uns lehrt, was in eine Mitte gehört und was
nicht.
Zu einem städtebaulichen Diskurs über die Berliner
Mitte ist dies - Schinkel in Ehren - jedenfalls kein Beitrag. Da sind uns Städte wie Ulm weit voraus.

4

Rodger Liebig | 14.11.2016 16:27 Uhr

Schinkels Bauakademie

Eine weitere Rekonstruktion an diesem Ort wird in ein paar Jahren niemanden, bis auf einige wenige Architekturkritiker, aufregen. Ja sie wird sogar als Selbstverständlichkeit empfunden werden und vielen Unwissenden wird nicht einmal auffallen, dass es ein Neubau ist, an dem sie vorbeilaufen. Heute können wir uns das leisten, was vergangenen Epochen nicht möglich war bzw. gar nicht erst in den Sinn kam: Das "Alte" originalgetreu wieder aufzubauen. Der Kult um die gute alte Zeit ist allgegenwärtig und bietet in einer Ära der Unbeständigkeit und Ungewissheit eine scheinbare Sicherheit. Dabei ist es nur Ausdruck der Sprachlosigkeit und mangelnden Vorstellung wie unserer Städte in Zukunft aussehen sollen. Das Desaster der Moderne, die das "Alte" überwinden und es besser machen wollte, aber dabei vergaß, dass die Abstraktion keine Atmosphäre schafft, in der es sich leben lässt, geht weiter. Wann wird das Berlin der Kaiserzeit endlich wieder vollständig aufgebaut sein? Es ist absehbar...

3

Davide | 14.11.2016 16:23 Uhr

Treffend!

Mal wieder eine sehr treffender Artikel zu einem aktuellen und kontroversen Thema!
Mir gefällt es gut, dass BauNetz in letzter Zeit gefühlt etwas mehr Kante zeigt.

2

Rolf | 14.11.2016 16:22 Uhr

empört sich

..wieso mischen Sie, liebe Baunetz-Redaktion, eigentlich immer wieder (objektive) Nachrichten mit (subjektiven) Kommentaren?
Den letzten Absatz hätten Sie besser weggelassen, oder gleich einen Kommentar daraus gemacht.
Seriös ist anders.

1

JH_LND | 14.11.2016 15:21 Uhr

Polemik, nein Danke

Liebe Baunetz-Redaktion,
eine ernstgemeinte Bitte: Wenn Ihr Meldungen bringen wollt, bringt Meldungen. Wenn Ihr einen Kommentar bringen wollt, dann bringt einen Kommentar. Aber vermischt nicht beides. Und schon gar nicht mit derart billiger Polemik. Danke.

 
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Bauakademie, Gemälde von Eduard Gaertner, 1868

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Bauakademie, Foto von 1888

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