Platz 5
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März / April 2013

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

revontulet

Arktisches Observatorium Rovaniemi, Finnland

von Evelin Wagler

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Präsentation:

05.07.2012

Lehrstuhl:

Prof. Anette Menting, Prof. Alexander Stahr

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

ArchiCad, Illustrator, Photoshop, Rhino, Word

Der Entwurf meiner Diplomarbeit befasst sich mit der Konzeption eines Nordlichtobservatoriums und integrierter Unterkunft in Rovaniemi, Finnland.

// aufgabe

Vor vielen Generationen schon waren Nordlichter eines der faszinierendsten Phänomene. Warum schlug der Himmel, an den verschiedensten Orten der Welt, zu bestimmten Zeiten in grün, gelb und violett um, während andere Orte, andere Himmel völlig unverändert blieben?

Um das Mysterium der Polarlichter zu erklären, verbreiteten Menschen eine Vielzahl an Mythen und Sagen und stellten die unglaublichsten Theorien auf. Die Erklärungen haben sich über die Zeit stark verändert und wurden immer weiter erforscht. Doch auch mit handfesten und wissenschaftlichen Erklärungen, fasziniert uns dieses Phänomen nicht weniger.

Für das Naturspektakel soll im finnischen Rovaniemi ein Nordlichtobservatoium geplant werden. Umgeben von saftigem Gras, endlosen Wäldern und der reinsten Form der Natur. Ein Ort, an dem man sich erholen kann und den täglichen Alltag und Stress abschütteln kann.

Neben dem Observatorium und einem Planetarium soll ein kleines Hotel geplant werden, das einen besonderen Punkt für den Tourismus der finnischen Stadt Rovaniemi bildet. Das Projekt ist mehr als ein Service für die Stadt: Neben einem finnischen Spa und einem vollständigen astronomischen Observatorium, soll es Komfort hinsichtlich des Essens, der Getränke und der Unterkünfte bieten.

// entwurf

Aus der Analyse Rovaniemis, der vorherrschenden  Kultur, der Geschichte und dem bestehenden Tourismus, resultiert ein Konzept, welches sich mit dem sanften Umgang der Umgebung und einem minimal Eingriff in die Landschaft beschäftigt. Ziel war es die Authentizität des Ortes und der Stadt Rovaniemi zu unterstützen und durch einen bewussten Eingriff zu stärken.

Das vorgegebene Wettbewerbsgebiet auf dem Ounasvaara wird auf Grund seines starken Eventcharakters, den suboptimalen Beobachtungsbedingungen für Nordlichter und des damit verbundenen Kontrastes mit dem gewünschten Konzept abgelehnt.

Das Gebiet Ounasjoen, südwestlich der Stadt, bietet für das Observatorium einen Idealen Standpunkt. Dieses Gebiet besitzt die optimalen Voraussetzungen hinsichtlich der Beobachtung von Tieren, Nordlichtern, als auch für den Rückzug und der Kontemplation jedes einzelnen Besuchers.

Es wird die in Finnland weitverbreitete Geschichte des Feuerfuchses, Revontulet, aufgegriffen. Hierdurch soll nicht nur Rovaniemi, sondern auch ganz Lappland mit seiner Weite und den dichten Wäldern wiederspiegelt und ein einzigartiges Beobachtungserlebnis bereitstellt werden.

Das Ensemble von Observatorium und Unterkunft setzt sich bewusst und klar in die Landschaft.

Die Unterkunft und die damit verbundenen Einrichtungen, wie Sauna, Speiseraum und Ankunft positionieren sich, anders als das Nordlichtobservatorium, im dichten Wald an der südwestlichen Seite des Areals und bieten den Eingangspunkt auf das Gelände. Das Observatorium hingegen setzt sich markant und ohne schützende Bäume auf die weite Fläche des Gebietes und markiert hier einen Aussichtspunkt. Verbindendes Element ist ein circa 550 Meter langer Steg, welcher sich scheinbar unendlich auf die Landschaft legt und richtungsweisend für jeden Besucher ist. Der Steg setzt sich von seiner Umgebung ab, scheint diese kaum zu berühren und spiegelt damit auch den Respekt vor der Natur wieder. Durch einfache, geometrische Formen hebt sich das Observatorium bewusst von der typischen Bebauung ab, weist aber gleichzeitig auch einen Kontrast zu den natürlichen, weichen Strukturen der vorherrschenden Landschaft auf.

Die elf schmalen Behausungen setzen sich so zwischen die bestehenden Baumstrukturen, dass nur geringe Eingriffe in die Natur vorgenommen werden müssen. Ein gerichteter Blick in den Wald lässt diese kleinen Hütten zu einem einmaligen Ort der Ruhe und des Rückzuges werden. Die Unterkunft bietet in Sachen Komfort nur das nötigste, Minibar, Internet oder Fernseher sind Luxusgüter, welche in dieser Umgebung nicht gebraucht werden.

Der Gemeinschaftsbereich weist einen Kontrast zu den abgeschlossenen Hütten auf. Die finnische Lebensweise kann hier mit dem obligatorischen Saunagang und abschließenden Bier zelebriert werden.

Thematisch erlebt der Besucher den Wechsel von Dichte und Weite. Aus seinem geschützten Bereich muss er zur Beobachtung hinaustreten und die Erschwernis auf sich nehmen, diesen scheinbar unendlichen den Weg zum Observatorium zu beschreiten und somit auch spürbar die Weite zu erfahren.

Die Erschwernis, setzt sich am Aussichtsturm fort. Ein schmaler Treppenaufstieg ermöglicht den Zugang zu einer in 28 Meter Höhe gelegenen Plattform, welche einen 360° Grad Blick über das Gelände, sowie die Weite der Umgebung bis zu 20 km ermöglicht. Auch die Fassade des Turmes spielt mit dem Thema der Dichte und Weite. Am Fuße des Aussichtspunktes präsentiert sich diese kompakt, undurchlässig und weitet sich dann mit jeder Stufe die man erklommen hat, bis sie eine einmalige Sicht preis gibt.

Das Observatorium ist nicht der Endpunkt des Weges, sondern kann als Zwischenstopp zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten begriffen werden. Der Steg setzt sich bis zur Wasserkante fort und weist mit dem Aussichtsturm in die sich öffnende Landschaft.  Der Turm gibt der flachen Landschaft eine starke Vertikalität und symbolisiert dadurch die Einsamkeit, welche diese Landschaft für Jeden bereithält.