Nächstes Projekt 06/19  

Juli / August 2019

Universität der Künste, Berlin

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Eine sozialorientierte Nachverdichtungsstrategie der innerstädtischen Metropolenregion Berlins als ganzheitliches mikrostädtebauliches Konzept

von Philipp Preiß, Tobias List

Hochschule:

Universität der Künste, Berlin

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

12.06.2019

Lehrstuhl:

Prof. Jean-Philippe Vassal

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Vectorworks, Photoshop

Auf der Suche nach einem Thema für unsere BA-Arbeit waren wir stark von der aktuellen Wohnungsfrage-Diskussion und insbesondere von der #Mietenwahnsinn-Demonstration Anfang April beeinflusst. Als Ausgangspunkt für unser Projekt haben wir versucht, all diese Einflüsse und Forschungen zur Berliner Wohnungspolitik in einem Prolog mit dem Titel Housing as Social Infrastructure (Wohnen als soziale Infrastruktur) zusammenzufassen.

Wir brauchen kein weiteres Einkaufszentrum!

Unsere Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und im speziellen auf das Gebiet um die Warschauer Straße. Für uns birgt dieses Gebiet mit seinen obsoleten Eisenbahngrundstücken, innerstädtischen Industrieflächen und verschiedenen einstöckigen Relikten des sozialistischen Ostberlins große räumliche Potenziale. Wir hoffen, dieses Gebiet vor weiterer Bodenspekulation bewahren zu können. Das direkt auf der anderen Seite der Gleise befindliche Anschutz-Areal rund um die Mercedes-Benz Arena, gilt dabei als Negativ-Maßstab.

Wir kamen bald zu dem Schluss, dass Berlin mehr sozial-engagierten Wohnraum braucht und dass das langfristig bezahlbarer Wohnraum sein muss. Wir glauben, dass Genossenschaften eine plausible Antwort auf die Wohnungsfrage sind, weil ihre sozialen Interessen wichtiger sind als ihre kommerziellen Interessen. Wir schlagen vor, dass die Stadt enger mit Genossenschaften und anderen sozial-engagierten Gemeinden zusammenarbeitet, innerstädtische Grundstücke zurückkauft und sie unter Pachtverträgen im Sinne des Erbbaurechts zur Verfügung stellt. Diese Genossenschaften könnten dort ihre Gebäude bauen und deren Flächen in Eigenverwaltung kuratieren, während die Stadt der Eigentümer des Landes bliebe.
In unserem Projekt haben wir versucht, uns vorzustellen, wie sich ein solches kooperativ-geführtes Gebäude räumlich artikulieren könnte. Dazu haben wir eine architektonische Grammatik definiert. Mit den Begriffen Bezahlbarkeit, Kontext, Gemeinschaftlichkeit, Selbstregulierung, Paradies und Offene Stadt haben wir versucht, eine Art Textdiagramm zu erstellen, aus welchem wir unseren Entwurf ableiteten.

Das Programm, das wir letztendlich entwickelt haben, umfasst einen Markt, ein öffentliches Schwimmbad, ein Kino, eine Kita, ein Sozialzentrum, einen multifunktionalen Raum, eine Volx-Küche und mehrere Gemeinschaftsräume. Alle anderen Innenräume werden als Mieteinheiten (offenes Programm) definiert, die dadurch die Freiheit bieten, zum Leben, Arbeiten und Produzieren. All diese unterschiedlichen Nutzungen werden überlagert und durch eine großzügige Freiluftzirkulation aus Straßen, Rampen und Zugangsbalkonen verbunden. Dieses offene Erschließungssystem mit seinen begehbaren Dächern, Terrassen und Balkonen bietet viele Begegnungsmöglichkeiten für Nachbarn, Kunden, Gäste etc. und verwischt die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten, Privatem und Öffentlichem.