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Juli / August 2022

Technische Universität Dresden

WERKSGEFÜGE

Sozialpalast in Britz

von Paul Fabry

Hochschule:

Technische Universität Dresden

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

08.02.2022

Lehrstuhl:

Lehrstuhl Wohnbauten

Software:

ArchiCAD, Cinema4D, Photoshop, InDesign

Das Werksgefüge hinterfragt die Trennung zwischen sozial gerechtem Wohnungsbau und palastähnlichen Strukturen.
Denn der Paradigmenwechsel herrschaftlicher Räume ist heute unübersehbar. Er zeigt auf, dass großzügige Architektur nicht mehr nur einer privilegierten Gesellschaftsschicht vorbehalten sein sollte. Mit der Bedeutungsverschiebung stellt sich die Frage nach der Nutzbarkeit, der Wirtschaftlichkeit und den Anforderungen, welchen solche Strukturen heute gerecht werden müssen.

Die Kiezfabrik Werksgefüge erschafft durch ihre Konfiguration einen eigenen Kosmos. Vier Werkstätten bilden die zentralen Begegnungsstätten. Sie sind ein immanenter Bestandteil bei dem Durchwandeln des Gebäudes, denn das Überschreiten der Schwelle zwischen Wohnen und Arbeiten entspricht der Schwelle zwischen dem Privaten und Öffentlichen. Somit werden die Qualitäten der pre-industriellen Verbindung aus Wohnen und Arbeiten wiederbelebt.

Die Werkstätten beherbergen vier traditionelle Handwerke, welche eine zukunftsweisende Übersetzung erfahren. Das Textilwerk führt die Geschichte der Schneiderei und der Weberei fort, das Maschinenwerk setzt auf die Robotik als Transformation der Schmiede und Schweißerei und das Möbelwerk nimmt sich des Gewerbes der Schreinerei an. Das Pflanzenwerk in der höchstgelegenen Werkstatt steht in direkter Verbindung zu dem Palmenhain des Gewächshauses, welches den oberen Abschluss des Turms ausbildet.
Die Gewerke stehen im gemeinsamen Austausch, um unter anderem durch Ressourcenschonung nachhaltigere Produktionsketten zu ermöglichen. Der Palmenhain stellt dabei die Bezugsquelle für das Textilwerk und das Möbelwerk dar. Durch die Aufbereitung im Pflanzenwerk können die geernteten Erträge zu Stoffen, Rattan und Wiener Gewebe weiterverarbeitet werden. Das Maschinenwerk stellt dabei die Technologien für die Produktion zur Verfügung.
Zuletzt werden die hergestellten Produkte im Showroom im Erdgeschoss zum Verkauf angeboten.
Die Werkstätten dienen zudem durch Tausch und Reparatur der Zirkulation und Vernetzung der Gemeinschaft der BewohnerInnen.

Im Norden des Neuköllner Ortsteils Britz in Berlin erstreckt sich oberhalb des Autobahntunnels der A100 der Carl-Weder-Park. Im Jahr 2000 wurde die geplante Untertunnelung über eine Strecke von ca. 1,7 km fertiggestellt und der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem bedient er unterschiedliche Bedürfnisse und prägt somit die Qualität des Ortes.
Der Sozialpalast in Britz präsentiert sich als neue Landmarke in Neukölln. Der Hochpunkt bildet den Kopf des Carl-Weder-Parks aus und kreiert einen Anker in der heterogenen Umgebung.
Die Erscheinung des Gebäudes entwickelt sich dabei aus diversen Faktoren: Die Typologien industrieller Architektur verbinden sich als Collage mit den Anforderungen des Wohnungsbaus.
Integriert in die sichtbar belassene Stahlbetonskelett-Struktur aus Fertigteilen mit Konsolen befindet sich ein Schornstein, der die Entrauchung der Autobahn übernimmt.
Text von Paul Fabry.