Platz 5
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September / Oktober 2016

Technische Universität Wien

TEATRO RIVA

Kulturelle Wiedergeburt des historischen Hafens San Nicolò

von Peter Bauer

Hochschule:

Technische Universität Wien

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

27.04.2016

Lehrstuhl:

Institut für Gestaltungslehre und Entwerfen, Dr. Inge Andritz

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Photoshop

Das öffentliche Leben spielt sich am Gardasee in der warmen Jahreszeit von Ostern bis Oktober ab. Überflutet von Touristenwellen geraten die malerischen Küstendörfer mit ihren Infrastrukturen, aber vor allem die Flora und Fauna des Sees jedes Jahr aufs Neue an die Grenzen des Belastbaren. Ein reichhaltiges kulturelles- und kulinarisches Freiluftangebot füllt des Urlaubers Wunscheslücken. Danach kehrt Ruhe zurück – Hotelanlagen und Caravanparks schließen. Mit dem letzten Gast verriegeln sowohl Geschäfte als auch Gastronomie ihre Türen. Die Orte am Ufer des Gardasees fallen in tiefen Winterschlaf. Der See regeneriert sich.

Aus dem Trübsal jener stillen, ja beinahe verlassenen Jahreszeit, wird die Sehnsucht nach einem sozialen Marktplatz umso lauter.

Die Idee eines Theaterhauses entspringt aus dem Willen der Bewohner von Riva del Garda und Umgebung, einen frei bespielbaren und adaptierbaren Aufführungsort für ihre aktive und belebte Theater- und Musikszene zu schaffen.
Der Schauplatz liegt am nördlichen Ufer des Gardasees, in Riva del Garda, am Bootshafen San Nicolò. Dort, wo ein stiller Zeitzeuge historische Erinnerungen bunkert, der Monte Brione in den bewegten See ausläuft und Seegelboote im Wind schwankend ankern entsteht die neue Bühne als Gegenüber der alten Festung. Die gemeinsame Mitte bildet der Bootshafen. In Reminiszenz an Vergangenes – aufgeladen mit neuen Impulsen – kann sich Zukünftiges entfalten.

Das Gegenüber. Das Pendant.

68 weiße Stahlmasten markieren den neuen Ort. Ein Pfahlbau. Wie ein Gerüst im Hafen stehend - als horizontales Pendant der Festung San Nicolò mit vertikaler Silhouette im Rhythmus der Bootsmasten und der Zypressen des Monte Brione.
Die schwere Mauermasse der Festungsanlage wird auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens in zwei filigrane, zueinander versetzte Säulenreihen aufgelöst. Introvertiert und extrovertiert. Das neue Theaterhaus erzählt eine andere Geschichte als sein Gegenüber. Dabei legt es seine ganze Maschinerie offen.
Die Theaterebene ist vom Boden losgelöst. Darüber umschließt eine umlaufende Galerie das Gestänge wie einen Ring. Überspannt wird der von den Säulen flankierte Theatersaal mit einem Raumfachwerk, einem filigranen Netz, an dem die Theatertechnik befestigt wird, Kulissen abgehängt werden, Lampen baumeln.

Die Verwandlung. Winter & Sommer. Tag & Nacht.

Das nackte Gerüst in einer Haut aus Glas. In ihr spiegelt sich der See und die Umgebung.

Die harte Struktur wird von einer weichen textilen Haut umhüllt: im Sommer spannen sich entlang den weißen Stahlmasten helle Schiffssegel auf. Sie nehmen Abstand zur Glashülle und schützen das Innere des Hauses vor Überhitzung.
Bei Sonnenuntergang tritt das Innere nach außen. Ein schwerer Samtvorhang umhüllt den Theaterraum. Die Struktur wird zur Silhouette - das Gebäude zur leuchtenden Laterne.