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März / April 2022

Technische Universität Dresden

Synagoge und Gemeindezentrum am Fraenkelufer

Weltreligion und Weltstadt - neues jüdisches Leben in Berlin

von Marie Carraux

Hochschule:

Technische Universität Dresden

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

06.10.2021

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Öffentliche Bauten / Prof.Ivan Reimann

Rubrik:

Sakralbauten

Software:

ArchiCAD, Photoshop, InDesign

„Weltreligion und Weltstadt - neues jüdisches Leben in Berlin“
In jüngster Zeit ist Berlin einerseits ein neues Zentrum jüdischer Bevölkerung geworden. Dabei zieht die Metropole besonders junge Israeliten an, nicht zuletzt für die Tel Aviv kaum nachstehende Clubkultur. Zugleich ist die jüngste Vergangenheit in Deutschland geprägt von immer unverblümtem auftretendem Antisemitismus. Die neue Synagoge am Fraenkelufer muss also den wachsenden Bedürfnissen der jüdischen Bevölkerung also nicht nur gerecht werden – sie muss diese auch erkennbar, erlebbar und nachvollziehbar machen.
Zugleich tritt der Wiederaufbau mitten in eine der populärsten Architekturdebatten, der um Sichtbarmachen, Rekonstruktion und Erinnerung. Selten ist deshalb das einem Bau zugrundeliegende Bildprogramm mehr zu hinterfragen und zu reflektieren.

„Ein Gebäude für zeitgemäßes Gemeindeleben: Lokal, vernetzt, nachhaltig“
Das zeitgemäße Gemeindeleben stellt besondere Herausforderungen an das neue jüdische Zentrum: Ein Ort des vielfältigen Austauschs, Entdeckens und Vermittelns jüdischen Lebens verlangt nicht nur ein einladendes Foyer, modernen Veranstaltungssaal und ein zukunftssicheres Archiv. Jeder Raum und jede Etage sind nach diesen Zielen gestaltet: So ist bereits die Mikwe im Untergeschoss so entworfen, dass sie verschiedensten Anforderungen und Nutzungskonzepten gerecht werden kann.
Dasselbe gilt für die Terrassen und das Dach als Ort für die Sukka: Auch hier werden einerseits Räume eröffnet für älteste religiöse Tradition, andererseits geschieht dies in einer Atmosphäre, die der Idylle und Einzigartigkeit von Szenelocations und Kulturdachgärten wie dem Klunkerkranich nicht nachsteht. Ohne das Sicherheitskonzept zu vernachlässigen ist das neue Ensemble am Fraenkelufer repräsentativ und identitätsstiftend und zugleich nicht nur zentral, sondern natürlich und intensiv mit dem modernen Berlin verwoben.

„Ensemble und Konzeption“
Die neue Synagoge Fraenkelufer kann, trotz ihrer Vielfältigen Aufgaben und Funktionen, intuitiv erkannt und verstanden werden. So lassen Gestalt und Kolorit etwa unmittelbar in sakrale und profane Funktionen unterscheiden. Der Bereich, in dem die Miwnjan zum Gottesdienst zusammenkommt, ist markant abgesetzt und zusätzlich durch die gestreifte Optik hervorgehoben. Unsichtbar wird die unterschiedliche Funktion der Gebäudeteile bis zur Mikwe im Untergeschoss fortgesetzt.
Das an der Kohlfurter Straße direkt an die bestehende Bebauung im Osten anschließende Kinderhaus wird durch das Wiederaufgreifen der markanten Attika und des ebenfalls klar dreigeteilten Aufbaus unmittelbar als nördlicher Teil des Ensembles wahrgenommen. Hier erfüllen, wie im Hauptgebäude, der äußere linke und rechte Flügel vor allem organisatorische Aufgaben und unterstützen individuelle Anforderungen der jeweiligen Etage. In den vier zentral gelegenen Räumen jeder Etage unterstützen die baugestalterischen Elemente die pädagogische Arbeit.

Text von Marie Carraux.