Platz 9
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September / Oktober 2016

Universität der Künste, Berlin

Steglitzer Kreisel

Eine Fallstudie

von Marten Herma Anderson

Hochschule:

Universität der Künste, Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

18.04.2016

Lehrstuhl:

entwerfen und baukonstruktion - prof. götz / entwerfen und stadterneuerung - wm. fischer

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad, Photoshop, InDesign

Der Ausgangspunkt der Masterthesis war eine Auseinandersetzung mit der gegenwärtig steigenden Wohnungsnot für sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten. Evident wird dieser Mangel an Lebensraum durch die fortschreitende Urbanisierung, Gentrifizierung, die Erschöpfung räumlicher und ökologischer Ressourcen und nicht zuletzt auch durch den Flüchtlingszustrom.
Die Herausforderung lag also darin, möglichst schnell, günstig und innerstädtisch Wohnraum zu ermöglichen, dessen Architektur einen positiven Einfluss auf die soziale Zusammensetzung ihrer Bewohner nimmt. Eine e ziente Massnahme schien das Potential leerstehender Gebäude zu nutzen, die sich in Großstädten wie Berlin durch ihre oftmals zentrale Lage auszeichnen und deren bestehende Architektur zu neuem Wohnraum umgestaltet werden könnte.

Eine solche Architektur stellt der Steglitzer Kreisel im Südwesten Berlins dar. Seit mittlerweile acht Jahren stehen 30.990 qm leer. Was passierte, würde das Land Berlin eine Architektur wie den Turm des Steglitzer Kreisels nicht wie geplant verkaufen wollen, sondern der Bevölkerung als Wohnraum zur Verfügung stellen?
An diesem Punkt setzt der Entwurf an. Der Steglitzer Kreisel soll in einen Wohnturm für einkommensschwache Bevölkerungsschichten umgestaltet und sein Sockel durch öffentlichen Raum ergänzt werden. Ziel des Entwurfes ist es ein Maximum an Wohnfläche quantitativ als auch qualitativ zu erreichen. Verschiedene Strategien zu bezahlbarem, qualitativem und gemeinschaftlichem Wohnen beschäftigten sich mit Themen wie Partizipation, Infragestellen von Baustandards, Minimierung privater Wohnfläche und Integration. Auch Finazierungsformen wie das Wohnsyndikat sind Basis der Grundrissgestaltung und konvertieren den ehemaligen Büro- zum Wohnturm. Der Entwurf kann so auch als Fallstudie gelten und ein allgemeingültiger Vorschlag sein, der Leerstand ohne Abriss als Wohnraum optimiert oder sogar umnutzt.

Die Lösung liegt in der Entwicklung einer Fassade, welche die komplette Versogung unabhängig vom Bestandsgebäude ermöglicht. So muss zum Einen nur minimal in die Struktur des Bestandes eingegriffen werden und zum anderen kann eine solche Fassade als modulares System vorfabriziert werden. Neben den Versorgungsleitungen enthält die neue Fassade auch Module in Form von Küche und Badezimmer oder Wintergarten-Balkon und kann so als raumbildende bzw. raumerweiternde Fassade gesehen werden. Durch dieses neue Fassadensystem könnten allein innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes rund 380.000 qm Wohnfläche aktiviert werden. Die Baukosten beschränken sich hierbei auf nur ein Viertel der Kosten für vergleichbare Fläche durch Neubau. Funktionsintegrierte Treppenhäuser verbinden den neuen Wohnraum mit dem Sockel. Die Nullebene des Ensembles wird für die Bewohner auf das Dach des Sockels verlegt. Dadurch wird die dicht befahrene Hauptverkehrsstrasse umgangen und ein beruhigter Eingangsbereich geschaffen.