Platz 12
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Mai / Juni 2017

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

Sportclub Josef

"Wir sahen, daß die Oberfläche der Leinwand aufgehört hatte, ein Bild zu sein, vielmehr zu einem Gebäude wurde, das man wie ein Haus umschreiten, von oben betrachten und von unten untersuchen mußte." - El Lissitzky

von Lucas Bucher

Hochschule:

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

03.12.2015

Lehrstuhl:

Alex Lehnerer

Rubrik:

Freizeit- und Sportbauten

Software:

ArchiCAD, Photoshop

Der Sportclub Josef wurde 2015 vom Bauamt der Stadt Zürich in Auftrag gegeben. Der sich auf öffentlichem Grund befindliche Komplex entstand aus einer Initiative verschiedener Stadtzürcher Sportvereine, welche sich mit der Nachfolgenutzung der ausrangierten Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Josefstrasse auseinandersetzten und in Kollaboration einen kollektiven, öffentlichen Sportclub visionierten.
Das Grundstück liegt an einer delikaten Stelle entlang des Bahnviaduktes direkt gegenüber der Josefwiese, an der Grenze zwischen einem Wohnquartier des roten Zürichs und des in raschem Wandel begriffenen Industriequartiers Zürich West. Für den neuen Sportclub wurde ausschliesslich die südlich gelegene Betonstruktur und einige Stahltreppen der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage weiterverwendet. Dieser Eingriff führte zu einer völligen Neukonzeption des gesamten Gebietes. Auf freier, gemeinschaftlicher Fläche gelegen und ans Viadukt angeschmiegt, sollte seine Signifikanz weithin sichtbar sein.
Die Architektur des Sportclubs ist als Zusammensetzung einer Reihe von Volumen nach dem Prinzip der Sichtbarmachung ihrer funktional-technischen Zweckbestimmung entwickelt. Dabei ist die rationale Organisation einzelner Funktionen und ihr wechselseitiger Zusammenhang nach aussen verkörpert und plastisch ablesbar. Dadurch wird ein formales Spiel von Volumen und Flächen erzeugt, eine Komposition bei der die tektonischen Lösungen auch als formbildende Konstruktionen eingesetzt sind. In der asymmetrischen Parkfassade spiegelt sich unmittelbar diese funktional-konstruktive Aufgliederung des in sich differenzierten Baukörpers. Die nahezu kubofuturistisch wirkende Staffelung der Fassadenflächen bildet einen starken Kontrast zu der Volumetrie der ehemaligen KVA. Sie sind in einfachen geometrischen Formen gehalten, zusammengesetzt aus einem System von unterschiedlichen Elementen, gegliedert in Vor- und Rücksprünge mit für jedermann begehbaren Galerien, Balkonen und Terrassen mit Sport  plätzen, die im Sommer für Clubveranstaltungen genutzt werden können. Diese Aufenthaltsmöglichkeiten erlauben partielle Sichtbezüge mit dem Inneren, welche die Aufhebung der Trennung zwischen dem Strassenleben und dem Clubleben herausbilden und die gesellschaftliche Bedeutung des Kollektiven im Rahmen der Stadtteilkultur verankern sollte - der Sportclub als Zentrum der sozialräumlichen Stadtstruktur. An der Nord- und Ostfassade ragen vertikale und horizonale Vorsprünge über die Baufluchtline des Erdgeschosses hinaus. Die horizontale Bewegung der gestaffelten Volumen ist durch die Vertikale der erhöhten Elemente, insbesondere des ehemaligen Kamins, aufgebrochen. Eine im Entwurf vorgesehene Aussenbeleuchtung, die die Signalwirkung des Sportclubs noch unterstrichen hätte, wurde jedoch als “zu kommerziell” abgelehnt, sodass anstelle der Leuchtreklame ein Schriftzug mit der Bezeichnung des Clubs angebracht wurde.