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Juli / August 2016

Karlsruhe Institut für Technologie

Ruinen - Architektur & Entropie

Stipendiatenzentrum Madonna del Monte, Venedig

von Hannes Siefert

Hochschule:

Karlsruhe Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

13.04.2016

Lehrstuhl:

Konstruktive Entwurfsmethodik / Prof. Renzo Vallebuona

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks

Die Ruine wurde schon in vielen Disziplinen als Objekt theoretischer Betrachtungen behandelt. Zwischen den einzelnen Gebieten ergeben sich viele Querbezüge. Während Geisteswissenschaftler den Einfluss der Ruine in Kunst und Kultur ergründen, müssen sich die Architekten mit ihrer physischen Anwesenheit und der funktionalen Sinnabwesenheit beschäftigen. Die Auseinandersetzung mit den Ruinen hilft ihnen ihr Selbstverständnis zu hinterfragen.

Die Ruine ist eine Metapher für Scheitern und Neubeginn. Sie führt uns die Utopie vor Augen und das Vergehen von Ideen und Zielen. Herausgehoben aus der funktionalen Verwendungsgesellschaft ist sie Insel der Zeitlosigkeit, diese Vergänglichkeit wird als Entropie beschrieben. Dieser Begriff - aus der Naturwissenschaft entlehnt - beschreibt den Zustand der größtmöglichen Unordnung und des gleichförmigen Chaos. Die Endgültigkeit darin mündet in Pessimismus.

Der Künstler Robert Smithson führt hier den Begriff des Provisoriums ein und damit das Potenzial welches im Verfall verborgen ist und welches in dieser Arbeit anhand von Begriffen untersucht wird.

Die Insel Madonna del Monte, in der Lagune von Venedig, hat eine wechselvolle Geschichte als Kloster und später als Pulvermagazin hinter sich. Sie ist seit Jahrzehnten dem Verfall durch Erosion preisgegeben. Heute ist kaum mehr Land übrig und das verschwinden der letzten Gebäudereste scheint absehbar.

Das neue Gebäude legt sich als Winkel um die Ruine der sie vor der Brandung schützt und die Veränderung der Insel steuert, aber diesen Prozess nicht beendet. Die Ruine wird dabei nicht wiederhergestellt aber auch nicht als unantastbarer Ort betrachtet. Es findet eine Umdeutung statt. Die neuen Nutzungen wie Bibliothek, Labors und Zimmer befinden sich in dem äußeren Bereich der sich als neue Ufermauer versteht. Verbunden mit der Ruine ist dieser durch eine Vermittlerzone, welche dienende Funktionen aufnimmt.