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September / Oktober 2019

Karlsruhe Institut für Technologie

Ressource Raum

Eine prozesshafte und praktische Auseinandersetzung mit Leerständen und ihren Potentialen

von Jannis Bruns

Hochschule:

Karlsruhe Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

12.04.2017

Lehrstuhl:

Angewandte Entwurfmethodik / Prof. Renzo Vallebuona

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Rhino, V-Ray, Vectorworks, Adobe Creative Cloud

INTENTION
 
Der Entwurf basiert auf der zugrundeliegenden Beobachtung, dass ein zunehmendes Städtewachstum inkohärent zur notwendigen Raumausnutzung geschieht.
Paradoxerweise produzieren häufig ökonomische Gründe einen kalkulierten Leerstand. Diese Strömung steht dem steigenden Bedarf an verwertbarem Raum und einer lebendigen, lebenswerten und verdichteten Stadtstruktur entgegen.
 
FOTOGRAFIE
 
Aus der vorausgegangenen Recherche, entwickelte sich eine fotografische Feldstudie. Durch eine künstlerische Auseinandersetzung mit verlassenen Räumen, wurde sich dem Thema angenähert und ein Gespür für die Atmosphäre entwickelt.
 
SPACE VAGUE
 
Im Laufe der Arbeit wurde deutlich, dass die Studie die konkrete Auseinandersetzung mit einem Leerstand benötigt. Nach vielen Mühen gelang es ein leerstehendes Ladengeschäft in der Kaiserpassage Karlsruhe anzumieten. Die Räumlichkeiten wurden auf ihre Grundfunktion reduziert und boten verschiedensten Interventionen Raum. Unter dem Namen „Space Vague“  erfreuten sie sich einer hohen und positiven Resonanz der Bürger. Die Interventionen waren nicht nur praktische Auseinandersetzung mit der Thematik, sondern vielmehr ein architektonisches Experiment, ein Modellversuch im Maßstab 1:1 und empirischer Grundstein für die darauf folgenden Entwurfsprozesse.
 
MOBILE APP
 
Durch die gewonnenen Erkenntnisse wurde die Anwendung „Open Space Maps“ erdacht, die als Schnittstelle zwischen Raumsuchenden, -besitzenden und –verwaltenden fungieren soll. Die derzeitigen Apps beschränken sich auf den Wohnraum und vernachlässigen die vielseitigen Facetten des Stadtraums als ungenutzte Ressource.
Über die „Open Space Maps“ wird gebauter Raum im Allgemeinen zu einem unmittelbar verfügbaren Tauschgut. Dies ermöglicht eine neue Potenz der städtischen Raumausnutzung und führt zu einer sozialen und zeitlich unabhängigen Durchmischung. Der vorhandene Raum wird für jeden Bürger erreichbar gemacht. Diese Strategie wird hier als die „informative Nachverdichtung“ bezeichnet.
 
DIE RAUMBÖRSE
 
Um dem virtuellen Werkzeug eine notwendige physische Relevanz in der Stadt zu geben, braucht es einen erfahrbaren und zentralen Ort. Daher wurde ein Gebäude entworfen, welches als Vermittler eine Zusammenkunft zwischen den Bürgern, der Stadtverwaltung, den Raumbesitzenden und den Raumsuchenden, sowie den Betreibern der App ermöglichen soll. Gleichzeitig soll die Architektur als selbstbewusstes Statement eines modernen Umdenkens dienen und zusätzlich benötigte Raumprogramme beherbergen können.
 
ENTWURFSORT
 
Als exemplarisches Beispiel wurde im letzten Schritt die Villa Schönleber ausgewählt, die aufgrund ihrer Lage, Geschichte und aktuellen Situation als langjähriger Leerstand für eine Umfunktionierung prädestiniert war. Durch ihre Nähe zur angrenzenden Kunstakademie wurde zusätzlich eine programmatische Ergänzung durch studentische Ateliers, Seminarräume, einem Hörsaal und benötigten Räumen mit Sondernutzungen vorgesehen.