Nächstes Projekt 05/20  

Juli / August 2022

Technische Universität Dresden

Palazzo Natatio

Sozialpalast

von Anna Vöck

Hochschule:

Technische Universität Dresden

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

08.02.2022

Lehrstuhl:

Wohnbauten / Prof. Katharina Löser und Prof. Johannes Lott

Software:

Vectorworks

Das Baden gehört zu den ältesten Ritualen der Menschheit. Dabei geht es um viel mehr als das alleinige Reinigen des Körpers. Schon in der Antike wurden Bäder genommen, um Krankheiten vorzubeugen, denn die heilende Wirkung von Wasser war bekannt. Thermen waren nicht nur ein Ort der Körperpflege, sondern auch der Regeneration und dienten der Entspannung. Die heutige Badekultur umfasst ebenfalls ganz unterschiedliche Aspekte des Reinigens. Die Welt, in der wir leben, ist hektisch, laut und unruhig. Permanente Reizüberflutung. Ständige Alarmbereitschaft. Mehr denn je sucht der Mensch Orte zum Entschleunigen, Abtauchen in eine andere Welt, um dem Alltag entfliehen.
Die Vermischung unterschiedlicher Nutzungen stellt die Entwurfsaufgabe dar. Im Carl-Weder-Park in Berlin-Neukölln soll ein Sozialpalast entstehen. Eine öffentliche Nutzung, die Therme, die der Gemeinschaft dient, soll mit hochverdichtetem Wohnen zusammen gebracht werden. Dabei spielen insbesondere die Schnittstellen beider Funktionen eine zentrale Rolle.
Das Gebäudevolumen stellt sich als leicht erhöhter Würfel nord-östlich auf das Grundstück. Durch seine klare Geometrie wirkt die Formsprache ruhig und stark. Der Grundriss zeigt eine klare Form - das Quadrat. Auch die Fassade spiegelt diese Ruhe wieder. Die streng gerasterte, recycelte Stahlbetonkonstruktion besitzt größtenteils geöffnete Elemente, bestehend aus Klar- und Milchglas. Einzelne geschlossene Elemente brechen das Raster auf und geben durch ihre Oberfläche, glasierte Keramik, einen ersten Eindruck auf die Welt im Inneren.
Im Gebäude gliedert sich die Nutzungsteilung geschossweise. Im Zentrum als Kernelement liegt eine Treppe, ausgebildet als Doppelhelix. Sie führt sowohl die Bewohner:innen als auch die Besucher:innen der Therme durch das gesamte Gebäude, ohne dass diese sich direkt begegnen. So ist die Treppe, die beide Parteien miteinander teilen, gleichzeitig das Element, das sie voneinander trennt. Möglich wird dies durch die Form der Doppelhelix. Jeweils ein Strang bedient die Geschosse einer Nutzungsgruppe und macht diese durch ein Wechselspiel aus Öffnen und Schließen begehbar. Sie ist die charakteristische Schnittstelle im ganzen Gebäude.
Weitere Schnittstellen beider Funktionen bieten die vier großen Thermalbäder. Diese Räume erheben sich über insgesamt drei Geschosse und verbinden über Lufträume Therme und Wohnen. Sowohl über den Treppenraum in der Mitte, als auch aus einzelnen Wohnungen werden über Fensteröffnungen Blickbeziehungen zwischen den Nutzungen aufgebaut. Nicht direkt begehbar, aber indirekt spürbar werden die beiden Bereiche miteinander verbunden.

Text von Anna Vöck.