Platz 4 Jurypreis
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September / Oktober 2020

Universität Stuttgart

Memento Mori

Der Tod im Wandel

von Paul Henri Stockhausen

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

07.09.2020

Lehrstuhl:

Prof- Markus Allmann Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens

Rubrik:

Kulturbauten

Der Tod ist eine ständige Konfrontation mit dem Ungewissen. Aus dieser Ungewissheit bildet sich eine Ehrfurcht, oder fast schon eine Angst, die in unserer Zeit dazu führt, dass wir aufhören uns mit dem Tod zu beschäftigen. Im Diskurs um den Tod sind wir außenstehend und somit nicht in der Lage den Tod hermaneutisch zu erfassen. Im Vordergrund steht der Tod als ein zeitloses, unumgängliches und endliches Konstrukt.Wenn man sich den Umgang mit dem Sterben und den Toten im Verlauf der Geschichte anschaut, ist herausstechend, dass durch unterschiedliche Vorgänge, Bräuche, oder auch Rituale, die Menschen Sicherheit und  auch Klarheit gefunden haben. Die Aufgabe der Architektur ist es, dem Tod einen Raum zu geben. Ein Raum der Schwellen beinhaltet, Grenzen abzeichnet und Verbindungen zwischen dem Diesseits und Jenseits zu lässt. Um diesen Raum betreten zu können, fordert der Friedhof als Heterotopie in unserer Gesellschaft, Regeln oder Abläufe die uns Zugang gewähren und davon isolieren können.Gesellschaftliche Herausforderungen, wie erhöhter Platzmangel in Großstädten, mangelnde Identifikation einer säkularen Gesellschaft und die dezentrale Wohnsituation der mobilen Städter, führen dazu, dass der Friedhof so wie wir ihn heute kennen in Zukunft keine Relevanz mehr haben wird. Im Vordergrund des Entwurfes stand das Suchen nach einer räumlichen Lösung, welche sowohl auf die Herausforderungen unserer Zeit eingeht, als auch eine neue Identifikation einer Gesellschaft mit dem Raum als Hort für die Toten bildet. Der Bedarf bestand darin raumsparende Grabstätten zu schaffen, welche keine Flächen über längere Zeit binden. Außerdem bildet der Entwurf sowohl einen Ort für die Hinterbliebenen, als auch einen zugänglichen Raum für die Öffentlichkeit. Der Ausgang bestand im technologischen Wandel des Bestattungsvorganges. Durch die sogenannte Alkalische Hydrolyse, Resomation, wird der Körper innerhalb kürzester Zeit aufgelöst. Diese effiziente und klimafreundliche Bestattungsmethode ermöglicht es, durch die am Ende gewonnene Substanz, Natur in Form von Pflanzen, Bäumen oder Sträuchern als freien sukzessiven Garten anzusiedeln. Es entsteht ein kollektives Grab mit zeitlich unbegrentzer Verweildauer. Unterhalb dieses Gartens befinden sich die Räumlichkeiten für die Hinterbliebenen. Räume der Erinnerung, Verabschiedung, der Stille oder der Begegnung bilden einen zusammenhängenden zeremoniellen Zyklus. In der Mitte befindet sich das technologische Zentrum. Sichtbar, aber im Inneren nicht einsehbar. Der Wandelgang als Bewegungsraum um den Garten bildet einen öffentlichen Ort der Kontemplation und Ruhe. Je nach städtischer Lage bildet sich durch freie Sukzession eine Natur aus, die dem Raum für den Tod eine neue Identität zuweist. Ein neuer Ritus wird geschaffen. Es ist der Versuch den Friedhof als Hort für den Tod wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu verlagern und eine architektonische Konfrontation mit der Frage, wie werden wir in Zukunft mi dem Tod umgehen?

Vectorworks, Rhino V-Ray, Photoshop