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Juli / August 2019

Universität Stuttgart

Megastruktur für Mikroalgen

Forschungscampus für Algenbiotechnologie

von Maren Geiger, Kristina Kolb

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

16.05.2019

Lehrstuhl:

Prof. Markus Allmann

Rubrik:

Technische Bauten

Software:

Vectorworks, Adobe Suite

Prora, das Seebad der 20.000, gehört zu den größten und komplexesten Bauaufgaben des ‚Dritten Reiches‘. Ab 1936 von der nationalsozialistischen Organisation ‚Kraft durch Freude‘ geplant, erstreckt sich die monumentale Anlage noch heute über viereinhalb Kilometer entlang der Küste der deutschen Ostseeinsel Rügen.
 
Das Gebäude blickt auf eine differenzierte Geschichte zurück: Geprägt von Zerstörung und Wiederaufbau spiegelt sich die Vergangenheit zweier Diktaturen wider. Heute, fast 80 Jahre nach Baubeginn durch die Nationalsozialisten, wird der Komplex nach langem Leerstand abschnittsweise veräußert und erneut umgebaut. Aus den Hinterlassenschaften des nie vollendeten KdF-Seebads entsteht eine moderne Anlage aus Hotels, Ferienapartments und Eigentumswohnungen.
 
Der Handlungsrahmen des Projekts beschränkt sich auf die noch leerstehenden Abschnitte des Bauwerks. Nach der Auseinandersetzung mit der Historie des Gebäudes, stellt sich die Aufgabe eines geeigneten Nutzungs- und Gestaltungskonzeptes für die noch unsanierten Teilen der Anlage. Ein zukunftsorientierter und gleichwohl geschichtsbewußter Umgang soll aus dem historisch belasteten Gebäude einen offenen, demokratischen Ort entstehen lassen.
 
Die Umnutzung zu einem Forschungs- und Bildungscampus für Mikroalgenbiologie bietet eine dauerhafte, zukunftsfähige Nutzung, die sich auf unterschiedlichen Ebenen an die Bevölkerung der Insel richtet. Durch ein ganzjähriges Bildungs- und Arbeitsplatzangebot, abseits des Gastronomie- und Beherbergungssektors, werden die wirtschaftlichen Bedingungen auf Rügen verbessert und die Insel als Lebensstandort aufgewertet.
 
Die Kultivierung von Mikroalgen gilt als die Landwirtschaft der Zukunft. Die direkten Lage am Meer, die Nord-Süd-Ausrichtung sowie die Kubatur des Gebäudes bieten dabei ideale Bedingungen für den Anbau der Algen.
 
Das Raumprogramm gliedert sich in zwei übergeordnete Nutzungen: Forschungseinrichtungen und Produktionsflächen für Mikroalgen.
 
Der weitgehend ungenutzte und gut erhaltene Block 5 wird zu einem Forschungs- und Laborgebäude umgenutzt. Er bietet Raum für Labor- und Büroflächen sowie gemeinschaftliche Nutz- und Bildungsflächen.
 
Die noch erhaltenen ruinösen Gebäudeteile der Blöcke 6 und 7 sowie neu geplante Erweiterungsbauten dienen dem Anbau und der Verarbeitung von Mikroalgen.
 
Ein schonender Umbau der Gebäudeteile verfolgt das Ziel, die unterschiedlichen Erscheinungsbilder der einzelnen Gebäudeabschnitte beizubehalten. Die durch Sprengungen entstandenen Baulücken im Gebäudekomplex werden durch Neubauten in Form von filigranen Gewächshäusern wieder geschlossen. Diese klar ablesbaren Erweiterungsbauten erzeugen ein spannungsvolles Gegenüber zu den massiven Strukturen des Bestands.
 
Die Farbigkeit der Algen bildet sich in der Fassade der Gewächshäuser ab und lässt das rein funktionale Gebäude, vor allem bei Nacht, gleich einem Leuchtturm strahlen und zu einem Attraktor, einem Kunstwerk, werden.