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Januar / Februar 2019

Bauhaus-Universität Weimar

Klang der Stille

vom Baden und Wohnen im Steinbruch

von Viktoria Wecker

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

06.12.2017

Lehrstuhl:

Professur Bauformenlehre, Prof. Bernd Rudolf

Rubrik:

Freizeit- und Sportbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Photoshop

Der Steinbruch südlich von Weimar ist heute ein Ort, der auf den Besucher eine intensive Ruhe ausstrahlt – ein Ort des verklungenen Lärms. Die eindrucksvolle Umgebung scheint jeden Neuankömmling zur Stille zu ermahnen und zur Ruhe kommen zu lassen.

Der Travertinabbau hat seine Spuren in der Natur aber auch bei den von der Arbeit Betroffenen hinterlassen. Lärm ist unerwünschter Schall der nicht nur im Arbeitsumfeld vorzufinden ist, sondern den Alltag eines jeden Einzelnen beherrscht. Die Natur stellt für viele Menschen einen letzten Rückzugsort dar, an dem man der omnipräsenten Geräuschkulisse entfliehen kann. Die Abgeschiedenheit, die Unwirklichkeit des Ortes, sowie der Refugialcharakter der Natur bilden den Rahmen für einen Rückzugsort, der verbunden mit dem  Badehaus einen Ort der körperlichen und seelischen Regeneration darstellt.
Das Entwurfsgrundstück erstreckt sich vom Fuße des Steinbruchs, in Richtung Süden. Das Gebäude gräbt sich in den Hang hinein und wird in seiner Höhe durch das Umgebungsniveau begrenzt. Die nach außen hin geschlossene Form schottet den Baukörper konsequent ab. Als Ausnahme schiebt sich einzig der nördliche Abschnitt des Bades aus dieser gefassten Bauform heraus.

Die rohe Ästhetik des Materials bestimmt den archaischen Ausdruck. Eine Fuge in der Ostseite der Mauer markiert den Eingang. Öffnungen nach außen sind radikal auf wenige Durchlässe reduziert, die Blicke in die Umgebung inszenieren. Die Dosierung von Gemeinschaft und Einsamkeit ist ein wesentlicher Aspekt und in der räumlichen Struktur ablesbar. Neben dem Badehaus im Westen und der Herberge im zweigeschossigen Ostflügel nimmt das Refektorium mit angeschlossener Küche die Funktion der Gemeinschaft ein.

Der Eintritt in das Bad erfolgt über den ersten, von drei Schwellenkörpern. Sie treten wie Risalite aus dem Travertingestein hervor und markieren den Übergang von einem in eine andere Raumsequenz. Im Kontrast zu den fließenden Badebereichen sind die Schwellenräume intime individuell erlebbare Strukturen. Sie sind verschiedenen akustischen Themen gewidmet, die stimulieren, beruhigen oder anregen sollen. Das Abtauchen in das Bad, ist gleichzeitig ein Eintauchen in die geologische Entwicklung des Ortes und seiner Geschichte. Von dem Bad gelangt man in den Wandelgang der das Bad mit der Herberge verbindet. Kleine Sitznischen rahmen Ausblicke in den Steinbruch sie lassen den Ort der Bewegung zum Ort des Verweilens, werden.

Aus dem Wandelgang heraus betritt man die Herberge, die sich typologisch durch ihre zellenförmige Struktur ablesen lässt. Die Wohnzelle ist der Ort des maximalen Rückzugs und orientiert sich an den Vorbildern der traditionellen Klosterzellen. Der Wohnraum untergliedert sich in zwei Ebenen, deren Maß an Rückzug nach oben hin stufenweise zunimmt. Das Bett befindet sich am höchsten Punkt, um diesem Raum die größte Form der Intimität zu gewähren.