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Mai / Juni 2019

Bauhaus-Universität Weimar

Hotel Raschaglius

Bauen ohne baulichen Kontext

von Matthias Malicki

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

09.10.2018

Lehrstuhl:

Entwerfen und komplexe Gebäudelehre

Rubrik:

Hotelbauten

Software:

ArchiCAD, Photoshop, InDesign

Der alpine Raum bietet nicht nur dem Menschen einen besonderen Zugang zur Natur und zu sich selbst, sondern führt auch die Architektur zurück zu ihrem Ursprung. Abgelegene Orte, raue Felslandschaften und extreme Wetterbedingungen stellen hohe Anforderungen an neue Architekturen.

Existierende Strukturen zeigen oft den Konflikt zwischen dem Verschmelzen mit der Umgebung und deren vollkommene Kontrastierung auf. Mein Entwurf soll dabei als selbstverständlicher Teil seiner Umgebung wirken. Durch das Schaffen einer Architektur in der Landschaft besteht bereits ein großer Kontrast, andererseits soll gerade auf die Landschaft explizit eingegangen werden.

Konzept
Die kleinteilige Struktur verweist dabei auf einen starken Bezug zur Natur und geht auf die vertrauten Dorfstrukturen im alpinen Kontext ein. Das Ensemble ergibt sich, wie die Landschaft, aus der besonderen Art von Einheit. Ähnlich wie Baumgruppen stehen die Häuser in Bezug zueinander und bilden eine Einheit.

Funktionen
Um dem Bedarf an Zimmern gerecht zu werden, bildet das Ensemble 18 Häuser mit unterschiedlichen Unterkunftsmöglichkeiten. In der einfachen Unterkunft befinden sich zwei Doppelzimmer und eine größere Wohneinheit im Obergeschoss, während in den Schlafsälen bis zu 16 Personen Platz finden. In den zwei größten Gebäuden befinden sich ein Spa-Bereich und ein Speisesaal. Auf dem Dorfplatz kreuzen sich die Haupt- und Nebenwege.
Als Zwischenstopp für den Bergwanderer im Stockbett oder für die Familie in der Ferienwohnung bietet das Ensemble ein weites Angebot an Unterkünften.

Konstruktion
Durch die Verortung im helvetischen Deckensystem der Alpen ergeben sich erhöhte Anforderungen an die Gründung der Gebäude. Der bindige Boden verlangt nach gebohrten Ortbetonpfählen, welche das Gebäude verankern. Die Reduzierung auf drei Pfeiler erzeugt eine v-förmige Stütze im vorderen Gebäudeteil, welches durch ein traditionelles Satteldach eingefasst wird. Das vektorielle Tragsystem setzt sich auch im Tafelbau fort. Die Stützen sind dabei diagonal angeordnet und werden durch rautenförmige Fenster nach außen sichtbar gemacht. Auch die Deckenbalken nehmen die Rauten erneut auf und werden durch ein planares Hebelstabwerk ausgesteift. Die traditionellen Holzschindeln werden durch rautenförmige Aluminiumschindeln ersetzt, um den extremen Witterungsbedingungen standzuhalten.
Das konstruktive Prinzip beeinflusst zu großen Teilen die Gestalt des Entwurfes und übersetzt die funktionellen Bestandteile in einen zeitgenössischen gestalterischen Ausdruck.

Die Architektur der Hotelanlage verdeutlicht letztlich das Oszillieren zwischen der landschaftlichen Einbettung und deren Kontrastierung. Es ist ein Versuch, den großmaßstäblichen Berglandschaften und den regionalen Bautraditionen Rechnung zu tragen und gleichzeitig für sich selbst zu stehen. Das Ensemble legt die Bedeutung seines Seins für den Betrachter offen - vergleichbar damit, wie die Natur vermittelt, dass sie Natur ist.