Platz 6
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Juli / August 2018

msa | münster school of architecture

Genius Vacui

über die Leere

von Tobias Rabold

Hochschule:

msa | münster school of architecture

Abschluss:

Master

Präsentation:

25.09.2017

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Rhino, Autocad, Vray, Photoshop

Die Idee der Schalen
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Die nachfolgenden Zeichnungen und Bilder zeigenen meinen Entwurf für einen Ort der Leere, der das Potential bietet, vom Besucher mental angeeignet zu werden. Mein Entwurf ist als manifestartiger Vorschlag zu sehen, einen derartigen Ort in einer Metropole zu errichten. Eine vollkommen demokratische Gebäudetypologie, die es dem Besucher erlaubt, ohne Abhängigkeit von seinem Weltbild einen vollkommen schwellenfreien, quasi sakralen Raum vorzufinden und sich anzueignen.
Die zugrunde liegende Idee ist es, der naheliegenden Versuchung zu widerstehen, Räume mit dem eine stereotomischen Herangehensweise zu schaffen und stattdessen additiv Raumbegrenzungen aufzuschichten. Ich möchte also die Räume nicht durch die Definition von massiven Baukörpern bilden, denen durch Aushöhlen Raum hinzugefügt wird. Vielmehr verstehe ich meine Arbeit als integratives Ineinanderstellen von dünnen Gefäßen, welche verschiedene Qualitäten von leerem Raum aufnehmen können.
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Die Idee, dass Objekte, deren Nutzen darin besteht, eben gerade nichts zu enthalten ineinander gestellt werden, eröffnet mir eine faszinierende Vorstellung von Raum und seiner Hülle. Jede Schale kann unterschiedlich gefüllt werden, doch die eigentliche Füllung selbst spielt beim Schaffen eines Gefäßes nur eine untergeordnete Rolle. Wenn mehrere dieser Gefäße ineinandergestapelt werden, bildet sich eine Art Potenzierung der Möglichkeiten. Ein Objekt, das mit Leere gefüllt ist, wird mit einem Objekt gefüllt, das mit Leere gefüllt ist und so weiter. Doch jede dieser Schalen behält weiterhin ihr eigentliches Potential bei.
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Dieses Prinzip der Stapelung von Gefäßen bildet die Grundlage für meinen Entwurf. Dünne Wände bilden eine Abfolge von augenscheinlich leeren Räumen, die auf den zweiten Blick alles andere als leer sind. Mein Entwurf gliedert sich hierbei in drei
Hauptbestandteile: die Wand, der Wald und die Räume.
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Eine Mauer zu bauen ist wohl
eine der primitivsten Arten, einen Ort zu definieren. Alles, was sich innerhalb dieser Mauer befindet ist mein neuer Ort.
Die Außenseite der Mauer gehört der Stadt. Eine Vielzahl von Bänken entlang der Mauer ermöglicht die unverfängliche Annäherung an das Gebäude.
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Dahinter verbirgt sich ein Ort, der Anleihen an gekannte Orte hat, jedoch so im Stadtraum nirgends vorkommt. Hunderte Pappeln, die in einem strengen, karthesischen Raster angeordnet aus dem unendlichen, gleichförmigen Betonboden stoßen und eine Art natürliches Dach bilden.
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Zwischen den weißlichen Stämmen der Bäume wird der Betrachter schnell auf einen Fremdkörper stoßen, der mit seinem schwarz-glänzenden Beton im harten Kontrast zur weißen Färbung der restlichen Anlage steht.
Dieses Gebäude bildet das metaphorische und optische Gravitationszentrum des Entwurfes.
Hier wird das Prinzip der ineinander
verschränkten Gefäße besonders deutlich.