Jurypreis
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März / April 2020

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Eine Unterkunft in der norwegischen Fjelllandschaft

Über die atmosphärische Beziehung zwischen Landschaft und Raum

von Moritz Bachmann

Hochschule:

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Abschluss:

Master

Präsentation:

12.02.2020

Lehrstuhl:

Prof. Volker Halbach & Prof. Carola Dietrich

Rubrik:

Freizeit- und Sportbauten

Software:

Vectorworks, Rhino 3D, Vray for Rhino, Grasshopper, Adobe CC

In der heutigen Gesellschaft tritt die Landschaft als unberührter Naturraum zunehmend in den Hintergrund. Die Städte werden immer dichter, die Luft immer verschmutzter und der Alltag immer digitaler. Der Anblick einer Landschaft in Form von Gemälden oder Werbung im Fernsehen erinnert eher an vergangene Zeiten.
Die Relevanz des Landschaftserlebnisses ist in Zeiten der Digitalisierung und der Zweckmäßigkeit des Alltagslebens umso stärker. Die Natur erinnert uns daran, wo der Mensch ursprünglich herkommt.
Die Atmosphäre bestimmter Landschaften kann einen kontemplativen Zustand innerer Ruhe hervorrufen, ähnlich wie die Atmosphäre sakraler Räume.
Die Landschaft des norwegischen Dovrefjells bietet genau eine solche Atmosphäre. Die Gestaltung einer Unterkunft entlang des St. Olavsweges soll diese Landschaft inszenieren. Der Schwerpunkt liegt auf der Berücksichtigung des landschaftlichen und traditionellen architektonischen Kontextes.
Keine Bäume bieten Schutz vor dem Wetter. Der Flechtenboden gibt dem Boden seine unverkennbare Textur. Das Gebäude ist einfach und gibt dem Gast das, was er braucht. Der Wanderer bringt alles mit, um hier zu bleiben. Vorräte und weitere Sachen sind in Lagerbereichen vorhanden. Der Wanderer ruht sich hier aus, schützt sich vor den Elementen, trocknet seine Sachen, kocht und verweilt.
Die Form und Struktur ist simpel und offen, alles andere würde den Wanderer von der Umgebung und der Erfahrung des Wanderns entkoppeln. Der Ring ergänzt die vorhandene Landschaft vielmehr, als sich ihr entgegen zu stellen. Beim Wandern geht es um die Erfahrung im Freien und das sich Verbinden mit der Landschaft.
Der Ring zeigt sich erstmal als ungerichtete Form in der freien Landschaft und schafft einen Innenraum im Außenraum, wie er sonst durch das Grenzenlose des Fjells nicht vorhanden ist. Er schwebt sanft über der Landschaft und berührt diese nur dezent an punktuellen Stellen. Das natürliche Gefälle schafft einen Zugang ohne die Außenhaut zu öffnen. Der Ring zeigt sich von außen nur als geschlossenes Dach, als Shelter, und schützt das Innere so vor Wind und Wetter. Man betritt den Ring, wo das Gelände am nähesten zur Plattform ist. Trotz der erstmal fremdem Form, spürt man den Genius Loci der norwegischen Architektur durch das Übersetzen der drei wichtigsten Typen des traditionellen Kontextes. Die Stabkirche, Stabbur und Stue beeinflussen die Form und spiegeln sich dezent, aber deutlich wider. Der Ring ist eine extreme Interpretation des traditionellen Hofes. Die dauerhafte Zugänglichkeit wird überspitzt, in dem keine vertikale Unterteilung des Rings vorhanden ist. Die Funktionen zeichnen sich durch die Dachform und Stufen im Boden ab.
Der Wanderer erfährt Raum für Kontemplation, sowie einen Wechsel von der Ferne zur Nähe. Die Landschaft wird durch die neuen Konturen dezent inszeniert, der Entwurf profitiert gleichzeitig von der Kulisse, die ihm die weite Landschaft des Dovrefjells darbietet.