Platz 16
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Juli / August 2015

RWTH Aachen

Eine Soteria für Aachen

Alternative Psychiatrie

von Anthea Dirks

Hochschule:

RWTH Aachen

Abschluss:

Master

Präsentation:

24.02.2015

Lehrstuhl:

Uwe Schröder

Rubrik:

Gesundheitsbauten

Software:

Archicad, Photoshop

Tollhäuser, Narrentürme, finstere, vergitterte Bauten waren über Jahrhunderte Endstation für psychisch Kranke. Eine diffamierende Einschätzung der Kranken und ihre abgeschottete Position in der Gesellschaft spiegelt sich in der Architektur wieder. Die Soteria ist ein Beispiel dafür, dass sich Therapiemethoden gewandelt haben. Hier steht der psychotische Mensch, der auf Hilfe angewiesen, ist im Fokus. Mit den veränderten Therapiemethoden kommen neue Anforderungen an die Architektur.

Die Soteria befindet sich unmittelbar am historischen Burtscheider Markt und ist somit in die Stadt Aachen und in die soziale Gemeinschaft Burtscheids integriert. Von der Benediktinerstraße erreicht man die Soteria über einen neu geschaffenen Platz. Der Entwurf umfasst vier intensiv betreute Wohngemeinschaften, die jeweils in eigenen Häusern untergebracht sind und je acht Psychose Patienten aufnehmen können. Das Grundstück befindet sich in einer Hanglage und ist relativ dicht bewachsen. Die vier Häuser finden jeweils ihren eigenen Standort in der Topografie, wodurch einerseits die Adressenbildung und Individualität der einzelnen Häuser gestärkt wird und andererseits ein innerstädtischer Raum entsteht, der durch Terrassen, Stufenanlage und Vegetation geprägt ist.

Die Behandlungsphasen des Soteria-Konzepts werden in den Entwurf integriert und architektonisch übersetzt. In der ersten Phase, der Akutphase der Behandlung kann der Patient in dem „weichen Zimmer“ im dritten Obergeschoss untergebracht werden. Das Zimmer ist der intimste Raum im ganzen Haus und befindet sich bewusst im obersten Geschoss des Gebäudes und hat keine Fenster nach außen, wodurch die Reizabschirmung gewährleistet wird. Es hat einen Lichthof, der eine helle und ruhige Atmosphäre erzeugt. Hier kann der Patient so lange wohnen, bis die Akutphase überwunden ist und er bereit ist für die zweite Behanungsphase, die Aktivierungsphase. Das bedeutet, dass der Patient ein Zimmer im zweiten oder ersten Obergeschoss bezieht und am Tagesgeschehen teilnimmt. Im Erdgeschoss befindet sich der Gemeinschaftsbereich der Wohngemeinschaft. Das Sockelgeschoss symbolisiert die Rahmengemeinschaft. Dort befinden sich, neben dem öffentlichen Zugang, unterschiedliche Therapiebereiche wie Kunsttherapie, Musiktherapie, Ergotherapie und Bewegungstherapie. Außerdem gibt es eine Gymnastikhalle und eine Werkstatt. Der Therapiebereich bietet nicht nur Angebote für die Bewohner der Soteria, sondern auch für Besucher und Anwohner.

Die Terrassen im Außenbereich bieten Flächen für Beete, um auch Gartenarbeit in das Therapieangebot mit aufzunehmen. Außerdem gibt es ein Café mit einem Laden, in dem in der Werkstatt restaurierte Möbel oder angebautes Gemüse verkauft werden kann. Das Sockelgeschoss Geschoss dient der Zusammenführung der Rahmengemeinschaft der vier familienähnlichen Kleingruppen und der Integration in das Quartier und symbolisiert damit die letzte Behandlungsphase: Die Reintegration, die Rückkehr in die Gesellschaft.