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September / Oktober 2022

Universität Stuttgart

Ein Schulhaus für Stuttgart

Ganztagsschule Bad Cannstatt

von Luxin Yu, Valentin Mühlich

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

09.02.2021

Lehrstuhl:

Institut für öffentliche Bauten

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

VectorWorks

Das Grundstück des Entwurfs befindet sich im nördlichen Stadtteil Bad Cannstatts und liegt neben der denkmalgeschützten Jahnrealschule unmittelbar am Neckarfluss. An diesem Kreuzungspunkt, an dem der Kurpark, der Neckar, die gründerzeitlichen Schulen und die aufgelösten Blockrandbebauungen aufeinandertreffen, soll der Entwurf genau diesen Punkt städtebaulich fassen und aufwerten. Durch die Setzung der zwei Körper wird die alte Struktur der Blockrandbebauung wieder aufgegriffen und die historische Achse zum Neckarfluss reaktiviert. Aufgrund der hohen Dichte an Bildungseinrichtungen, wird neben der zu planenden Ganztagsschule ein weiterer Baukörper, das Sportforum ausgebildet, welcher mit seiner Mensa- und Sportnutzung sowohl für die umliegenden Schulen, als auch für externe Vereine und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden soll. Bedingt durch die Formgebung, entsteht zwischen dem Sportforum und dem gegenüberliegenden Keplergymnasium der neue Kurplatz. Er soll eine neue Aufenthaltsqualität an diesem prominenten Ort schaffen und ein städtisches Ensemble mit dem angrenzenden Kurpark und dem historischen Kursaal bilden. Die im Bestand stark hervorstehende Brandwand, welche sich auf dem Kurplatz befindet, wird durch das Äquivalent eines modernen Campanils aufgewerten. Somit wird der reaktivierten Achse ein Endpunkt gesetzt und bietet als Aussichtsturm ein weiteres Nutzungsangebot. Der Neckarturm also dritter Baukörper des Entwurfs steht nutzungsunabhängig auf dem neu ausgebildeten Kurplatz. Er entstand aus rein städtebaulichen Entwurfsmerkmalen. Die entstehende Fußgängerachse zwischen der Jahnrealschule und der Ganztagsschule auf der nördlichen und dem Sportforum auf der südlichen Seite findet ihrem Endpunkt im Neckarturm. Dieser steht auch vom Kurpark aus blickend mit seinen 37m Höhe prominent auf dem Platz und wird der, im Bestand vorhandenen, Brandwand vorgesetzt. Neben dem skulpturalen Charakter des Turmes bietet der Neckarturm die vor allem Möglichkeit, über einen Aufstieg zehn Geschosse nach oben zu gelangen. Auf der Aussichtsplattform angekommen, wird TurmbesucherInnen eine 360° Ansicht Bad Cannstatts geboten, welche es ermöglicht, den Kurpark im Ensemble mit dem Kursaal, die Bad Cannstatter Altstadt, den Neckarfluss und die Weinberge zu inszenieren. Als ein neuer baulicher Hochpunkt in Bad Cannstatt kommuniziert der Neckarturm städtebaulich in einem wesentlich größeren Maßstab mit der Umgebung.


Die drei Baukörper werden aus Klinkermauerwerk ausgebildet. Somit entsteht ein Ensemble zwischen ihnen. Die Zusammengehörigkeit des Schulhauses, des Sportforums und des Neckarturms wird durch ihre städischen Fassadengestaltungen verstärkt. Hauptaufgabe der Fassaden war es, sich zum Kurplatz hin sensibel einzugliedern und diesem zu dienen. Die Fassaden öffnen sich bewusst zum neu ausgebildeten Kurplatz und gibt beiden Baukörpern eine eindeutige Fassadenfront: Beim Sportforum spiegelt sich dieser Charakterzug in der Stadtloggia sowie der maximalen Fassadenöffnung wider, in der Ganztagsschule wird die Haupterschließung des Gebäudes an der Achse zum Platz hin geöffnet.


Der Sportforum beinhaltet neben der gemeinsamen Mensa, welche auch als Veranstaltungssaal genutzt werden kann, zwei Sporthallen sowie eine große Kletterhalle. Das Schulhaus für die Primar- und Sekundarstufe beherbergt drei Obergeschosse mit Lerneinheiten sowie ein Fachraumgeschoss und einer Hauswirtschafts- und Verwaltungsebene.

Text von Yu Luxin und Valentin Mühlich.