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Mai / Juni 2019

Karlsruhe Institut für Technologie

Cloud Necropolis

bestattungskult der Zukunft

von Maxim Gabai

Hochschule:

Karlsruhe Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

19.04.2018

Lehrstuhl:

Raum und Entwerfen / Marc Frohn

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Vectorworks / Sketchup / Adobe Suite

Der Bestattungskult in Deutschland ist zurzeit in einem Transformationsprozess und damit auch die Friedhofstypologie. Früher kümmerten sich Familien, Glaubensgemeinschaften oder Kommunen um die Toten. Durch den Wegfall der kommunalen Fürsorge, sowie durch die immer losgelösteren familiären Verhältnisse, scheint der gegenwärtige Zustand des Bestattungskultes für die heutige Gesellschaft unpassend zu sein. Die Folgen sind, dass viele Menschen sich anonym bestatten lassen oder eingeäschert werden. Friedhöfe sind wegen der geringen Belegungsrate dazu gezwungen zu schrumpfen oder zu schließen. Dazu kommt, dass viele ihre Trauer nicht auf dem Friedhof, sondern über das Internet in sozialen Medien ausdrücken. Für viele Menschen wird das Internet zum Ort des Gedenkens, der Trauer und des Beileids anstelle des Friedhofs. Die Friedhöfe sind dennoch immanent wichtige Orte in Städten: Als grüne, kollektive und heterotope Räume stellen sie einen großen Wert für Städte. Der Friedhof der Zukunft bietet nicht mehr dogmatische Rituale an, sondern nur den Rahmen für selbst gewählte Arten der Rituale. Da heute die meisten Informationen von uns in digitaler Form existieren, haben die physischen Überreste und deren Verortung keinen weiteren Wert für den Friedhof, dienten sie zuvor als letzte Informations- und identifikationsquelle. Stattdessen werden die persönlichen Daten als eine Erweiterung der Toten betrachtet. Daher werden die Daten des Verstorbenen auf dem Friedhof erhalten. Die Informationen werden in einer Serverwand gespeichert, die das Grundstück von der Stadt abschließt. Die Innenseite ist ein Display, dass das Kollektiv der Verstorbenen repräsentiert. Anstelle der Bestattung erfolgt die Entsorgung der Körper ökologisch, durch die alkalische Hydrolyse. Der Körper wird in einer alkalischen Lösung zersetzt und hinterlässt eine nährstoffreiche und keimfreie Flüssigkeit, Implantate und poröse Knochenreste. Der Park ist nicht länger der Platz zur Bestattung, sondern wird zu einem Ort, in dem der Kontakt zwischen den lebenden und den digitalen Präsenzen stattfinden kann. Die Abwärme der Server, sowie das Endprodukt der Hydrolyse versorgen den Park. Die Landschaft, die durch die Zuführung von Wärme und Nährstoffen generiert wird und Klimazonen erzeugt, ist integral und kann auf vielfältige Weise genutzt werden. Das ausgewählte Grundstück befindet sich in Berlin. Zwischen dem Tempelhofer Feld und der Herrmannstraße wird eine leerstehende Friedhofsfläche angeeignet. Sechs Gebäude befinden sich auf dem Friedhof (Auditorium, Ascheturm, Obduktion-Hydrolyse, Gewächshaus, Verwaltung), die alle durch die Serverwand verbunden sind. Sie sind alle spezifisch in ihrer Verwendung und daher von unterschiedlichem Ausdruck und bilden Anziehungspunkte im Park. An neuralgischen Stellen der Stadt bieten Sie Eintritte auf den Friedhof und die Baukörper selbst. Der Park selbst hat zwei Haupteingänge: zum Tempelhofer Feld und zur Stadt. Beide sind durch den Hauptboulevard verbunden.