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September / Oktober 2020

Universität der Künste, Berlin

Berlin U5 West

Zwischen Gestaltungskonstanten und neuen Typen

von Bruno Torres Suñén

Hochschule:

Universität der Künste, Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

17.10.2018

Lehrstuhl:

Prof. Dr. Noell, Prof. Riegler, Prof. Dr. Schultheiß

Rubrik:

Verkehrsbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Photoshop, Adobe Lightroom

Die Berliner U-Bahn zeichnet sich nach über 110 Jahren ihres Bestehens durch eine breite architektonische Vielfalt aus, die das städtische Wachstum und die steigende Mobilität durch die Geschichte lesbar werden lässt. Von den 173 Bahnhöfen wurden jedoch 155 von lediglich drei Architekten gestaltet, welche die Bauaufgabe jeweils für mindestens ein Jahrzehnt innehatten. Resultat ist ein Netz mit Bahnhofsfamilien zumeist in Form standarisierter Typenentwürfe, die den jeweiligen Zeitgeist deutlich erkennbar machen. Diese Typenentwürfe, zusammen mit dem Kennfarbenprinzip (Jede Station einer Linie bekommt eine andere Farbe zur Orientierung im Netz) bestimmen das Gefühl vieler Linienabschnitte und erlauben eine architektonische Zeitreise unter der Erde. Schaut man auf die aktuellen Umgestaltungsmaßnahmen bei der Modernisierung älterer Bahnhöfe, verzerrt sich zunehmend die Erfahrbarkeit des Netzes als stadtentwicklungs- und architekturgeschichtliches Zeugnis. Ebenso ist der neue Bauabschnitt der U5, der von insgesamt fünf verschiedenen Architekten geplant wurde formell und gestalterisch ein klarer Bruch mit dem Bestandsnetz.

Im Rahmen meiner Masterarbeit wollte ich mich der weiteren U5-Planung widmen, welche ursprünglich als Verlängerung über den Hauptbahnhof hinaus gedacht war.

Die bis in die 20er Jahre zurückreichende Planung für die westliche U5 bis Jungfernheide, die teilweise schon gebaute Spuren hinterlassen hat, sollte das zentral gelegene aber infrastrukturell schwach angebundene Moabit von Ost nach West erschließen. Diese Erweiterung, welche direkt an die U55 und den aktuellen U5-Lückenschlusses anschließt und Stationen aller drei genannten U-Bahn-Architekten durchfährt oder kreuzt, erschien geradezu prädestiniert für die Suche nach einer neuen Gestaltungsmöglichkeit, die bestehende Gestaltungskontinuitäten in Berlin reflektiert. Bei der Planung neuer Bahnhöfe gibt es in Berlin und Deutschland jedoch ein enges Korsett an Richtlinien, was beim Entwurf eine besondere Herausforderung darstellte.

Das Thema der Kennfarbe sowie das Motiv der Bahnhofsfamilie wurde als Gestaltungsprinzip in die heutige Zeit übersetzt, jedoch um ein Element ergänzt, welches die neue Typologie der Bahnhöfe vereint. Hierzu erhalten die Bahnhöfe nach einer Analyse der Oberfläche „Lichtkörper“, welche einerseits die Infrastruktur, die sonst verborgen liegt, oberirdisch sichtbar macht und die U-Bahnhöfe mit Tageslicht versorgt. Tageslicht ist somit das Thema der Haltestellen und gleichzeitig atmosphärische sowie tagsüber eine Energiesparmaßnahme. Durch die Körper dringt je nach Situation und Zeit Tageslicht in den Untergrund und zeugt von der Verbundenheit zwischen unterirdischem und oberirdischen Stadtleben. In der Nacht kehrt sich diese Situation um und die Lichtkörper erleuchten subtil den Straußenraum. Durch ihre asphaltschwarzen Böden, das Farbkonzept der Fliesen und das Aufgreifen der Bauvorleistungen gehört diese Bahnhofsfamilie jedoch unverwechselbar nach Berlin.