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Vereinigte Staaten von Amerika

Für die neue US-Botschaft in Deutschland wurde am 6. Oktober 2004 am Pariser Platz in Berlin der erste Spatenstich gesetzt.
Schon 1993 hatte Washington angekündigt, seine Vertretung wieder am historischen Standort in Berlin errichten zu wollen, doch folgten jahrelange zähe Verhandlungen über Sicherheitsfragen zwischen dem Berliner Senat und der US-Regierung.
Ein schon 1994 eingeladener Wettbewerb sollte klären, welcher amerikanische Architekt dem Ziel, eine Botschaft unter anderem als „Schaukasten amerikanischen Designs, amerikanischer Baukunst und Technologie“ zu entwerfen, am nächsten kommt. Ausgewählt wurde das kalifornische Büro Moore Ruble Yudell, dessen rhetorisch oft trickreicher Entwurf die Jury überzeugte. 1996 ist ihr Entwurf der Öffentlichkeit präsentiert worden.

Nach den Bombenanschlägen auf die US-Vertretungen in Kenia und Tansania 1998 forderten die Vereinigten Staaten einen 30 Meter breiten Sicherheitsabstand. Dieser hätte jedoch zu einer Verlegung der Ebert- und der Behrenstraße und damit zu einer Verzerrung der Form des quadratischen Pariser Platzes geführt. Eine so einschneidende Veränderung des Stadtgrundrisses lehnte der Berliner Senat ab.
Erst im Frühjahr 2003 schlossen die beiden Regierungen einen Kompromiss, nachdem die angrenzende Behrenstraße geringfügig verlegt wird. Der Sicherheitsabstand konnte von 30 auf 25 Meter reduziert werden, und die Amerikaner verzichten auch auf die geplanten schweren Absperrungen und Wachhäuschen. Zum Schutz der Botschaft gegen Angriffe soll jetzt zusätzliche Bautechnik dienen.

Das geplante Gebäude der Wettbewerbssieger Moore, Ruble, Yudell nutzt das trapezförmige Baufeld maximal aus, wobei die lang gestreckte Blockrandfigur in ihrem Innern einen offenen Hof erzeugt. Diese Grundstücksform führt dazu, dass sich straßenbegleitende Baukörper in den Eckbereichen schiefwinklig treffen. Zudem beziehen sich die verschiedenen Geschosse einer Front auf unterschiedliche städtbauliche Fluchten, insgesamt wirkt der Komplex in seiner Geometrie aufwändig zerschnitten.
Das fünfstöckige Gebäude soll sich in Farbe und Struktur der Umgebung anpassen. Am Pariser Platz erfährt die Fassade jedoch eine „dramatische Teilung“ (Architekten): Am Haupteingang ragt ein wellenförmiges Vordach aus Stahl und Glas hervor und erschließt den dahinter liegenden zylindrischen Hof.
Die konsularische Abteilung wird Räume an der Ecke Behren-/Ebertstraße beziehen. Im Innenhof sind ein Garten und eine gläserne Lounge geplant. Das Penthouse mit Präriegras bepflanzter Dachterrasse und Blick auf das Brandenburger Tor dient dem Botschafter als Residenz.

In der Botschaft werden Kunstwerke von Sol LeWitt, Christo, Robert Rauschenberg und Andy Warhol zu sehen sein.
Experten schätzen die Baukosten auf 140 Millionen US-Dollar.

Ob dem Pariser Platz ein weiterer in die Ecke gedrängter Solitär zur Ehre gereichen wird, bleibt abzuwarten, noch ist außer einer Baugrube nichts zu sehen. Aber die Planungen lassen alle Befürchtungen realistisch erscheinen.

Grundstück

Pariser Platz 2, 10117 Berlin

Architekten

Moore Ruble Yudell; Gruen Ass., Santa Monica CA. John Ruble, Buzz Yudell, Cecily Young; Gruen Associates, Los Angeles

Bauherr

United States Department of State, Overseas Buildings Operations

Verfahren

zweistufiger nationaler Architektenwettbewerb

Entscheidung

1996

Baubeginn

2004

Fertigstellung

voraussichtlich November 2007

Links

Website der Botschaft
Website von Moore Ruble Yudell
Website von Gruen Associates