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Republik Usbekistan

In der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts entstand in Moabit eine großes militärisch genutztes Gebiet, das 1880 um einen Offiziersspeisesaal für das 1. Artilleriegarderegiment erweitert werden musste. In diesem mehrfach umgebauten und ergänzten Gebäude befindet sich heute die Botschaft der Republik Usbekistan. 1999 von der usbekischen Regierung gekauft, bis 2001 umgebaut und im April desselben Jahres schon feierlich eingeweiht, präsentiert sich die Botschaft heute selbstbewusst und unabhängig in dem eher für Botschaften untypischen Berliner Stadtteil Moabit.

Das Gebäude besteht insgesamt aus vier Baukörpern: drei ursprüngliche, axial aufgebaute eingeschossige Volumen, deren Mittelrisalit um ein weiteres Stockwerk erhöht wurde, und ein nach Norden erst 1934 angebauter großer Saal, der sich mit seiner Putzfassade deutlich vom 50 Jahre älteren Hauptgebäude abhebt.
Die kleinteilige Strukturierung der Fassade des Erdgeschosses mit Hilfe von schmalen roten Backsteinbändern betont die horizontale Gliederung des Gebäudes. Der erhöhte Mittelteil verfügt über keine Schmuckbänderung und hebt sich deshalb um so deutlicher von den bodenständigen anderen Bauteilen ab. Außerdem werden alle Dachrandabschlüsse durch enggesetzte Konsolen hervorgehoben und wirken dadurch fast burgartig bekrönt.
Das siebenachsige Haupthaus verfügt über große Rundbogenfenster und öffnet sich als Hochparterre zum Garten.
Das Foyer, direkt hinter dem Haupteingang, wird von vier Säulen gegliedert und besitzt ein 1870 geschaffenes historisches Bodenmosaik mit geometrischen Mustern aus beige/schwarzem Marmor. Direkt im Anschluss an das Foyer liegt der "Deutsche Saal" als ehemaliger Speisesaal der Offizieren. Seine Kassettendecke wurde von usbekischen Handwerkern rekonstruiert. Das zum Teil noch original vorhandene Stabparkett und einige ebenfalls erhaltene Fensterdetails konnten als Vorlage dienen und ermöglichten die Rekonstruktion wichtiger Details der gesamten Anlage.

Anders verfuhren die Bauherren und ihre Architekten mit dem Ballsaalanbau. Der 1934 entstandene Raum erschien ihnen weniger erhaltenswert als die übrigen historischen Teile, und so entschied man sich für eine "usbekische" Ausformulierung des großen Saales. Auf der Gartenseite befinden sich zum Beispiel sechs Spiegelflächen, die mit Hilfe von Gantsch, einer usbekischen Handwerkstradition im Stil einer Ziermaserung, dekoriert wurden. Aus einer dünnen Gipsschicht herausgeschälte florale Muster, die den indischen "Jalis" ähnliche Funktionen erfüllen, nämlich Ausblicke herzustellen, ohne Einblicke zu gewähren. Hier allerdings besitzen sie durch das Aufbringen auf Spiegelflächen rein dekorativen Charakter. Die Atmosphäre des Raumes wird durch schweren dunkelgrünen Stoff an den Fenstern und die aus Gips hergestellten Ornamenten an der Decke geprägt und durch den sternförmig gemusterten Marmorfußboden ergänzt.

Die sehr zurückhaltende Gartengestaltung beruht auf einer Planung der Gartenarchitekten Schumacher+Herrmann, sie findet ihren gestalterischen Höhepunkt in dem traditionellen usbekischen Gartenpavillon aus Holz.

Eine für Berlin typische Backsteinarchitektur mit Charakter und Mut zum traditionsbewussten usbekischen Geschmack im Inneren.

Grundstück

Perleberger Straße 62, 10559 Berlin

Architekten

André Janka, Berlin, und Azamat Tokhtaev, Taschkent/UsbekistanGartenarchitekten Schumacher+Herrmann, Berlin

Baubeginn

2000

Fertigstellung

2001

Links

Website der Botschaft
Website des Architekten