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Republik Ungarn

Mit dem zentralen Standort ihrer Botschaft sind die Ungarn wunschlos glücklich, liegt doch ihr Areal direkt am Beginn des Boulevards Unter den Linden vis-à-vis zum Hotel Adlon. Weniger zufrieden waren sie mit dem alten Botschaftsgebäude. Das 1965/66 vom Kollektiv Swora und Hanslik in Kooperation mit den ungarischen Architekten Endre Koltai und Laszlo Kovácy errichtete Haus war nicht nur zu groß, sondern entsprach auch „nicht mehr dem Geist der ungarischen Baukultur“, so ein Botschaftsvertreter. Der schlechte Zustand des Gebäudes trug ebenfalls zu der umstrittenen Entscheidung bei, das Gebäude 1999 abreißen zu lassen.

Nach den Plänen des ungarischen Architekten Ádám Sylvester, ermittelt durch einen national ausgeschriebenen Architekturwettbewerb, wurde an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Die Residenz des Botschafters allerdings sollte in Dahlem verbleiben, und auch der Bedarf an Wohnungen für Botschaftsangehörige fiel sehr viel geringer aus als bei dem alten Botschaftsgebäude.
Zur Finanzierung konnte deshalb eine “public-private partnership“ zwischen dem Land Ungarn und einem privaten Bauunternehmer umgesetzt werden: Auf einem Drittel der Grundfläche befindet sich die vom Investor finanzierte neue Botschaft, östlich davon durfte er im Ausgleich dazu ein auf 99 Jahre Erbpacht festgelegtes Wohn- und Geschäftshaus für den gehobenen Anspruch errichten.

Der Architekt unterteilte das 1.440 Quadratmeter große rechteckige Botschaftsgrundstück in sechs Quadranten. Die Gliederung in dieses Raster von 7,50 m x 7,50 m ist im gesamten Grundriss ablesbar geblieben.
Der sechsgeschossige, zweiflügelige Bau entspricht sowohl in der Höhe als auch in der Wahl des Fassadenmaterials den Berliner Bauvorschriften. Das Erdgeschoss ist - untypisch für Botschaftsbauten - großflächig verglast. Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich an der Straße Unter den Linden, er führt in ein offenes Foyer und erschließt die repräsentativen Räumlichkeiten im ersten Stock. Die Konsularabteilung besitzt an der Wilhelmstraße einen eigenen Zugang.
Im Inneren des Grundstücks befindet sich ein gebäudehohes, überdachtes Atrium, welches die beiden Flügel miteinander verbindet. Die privilegierten Büroräume mit den über Eck verlaufenden Fenstern wurden dem Botschafter (4. Stock) und seinen ranghöheren Diplomaten vorbehalten.
Die Fassade besteht aus handgefertigten ornamentierten Keramikplatten in Kombination mit graugelbem Sandstein. Sie steht nach Meinung der Architekten für die traditionsreiche Architektur der Sezession von Wien bis Budapest und betont die Gliederungselemente.


Besondere Beachtung hat die Fassade des gewerblich genutzten Wohn- und Geschäftshauses östlich der Botschaft verdient: Sie fällt aus dem sonst so steinernen Berliner Lochfassadenmuster auf unkonventionell und, durch die Zusammenfassung der Glassflächen, angenehm großstädtisch wirkende Weise heraus.

Grundstück

Unter den Linden 74-76, 10117 Berlin

Architekten

Ádám Sylvester, BudapestKontaktarchitekten: KSP Engel und Zimmermann, Berlin Werkplanung: GGP, Hamburg

Bauherr

Republik Ungarn, vertreten durch das Außenministerium

Verfahren

Nationaler Wettbewerb in Ungarn

Entscheidung

März 1999

Baubeginn

Juli 1999

Fertigstellung

Mai 2001

Baukosten

ca. 35 Millionen DM

Links

Website der Botschaft
Website der Architekten