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Republik Polen

Die polnische Botschaft und ihr ungewisser endgültiger Sitz in Berlin hat eine langjährige und ereignisreiche Geschichte vorzuweisen. Sicher ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass sie bis heute nicht ihren mehrfach angekündigten Platz an repräsentativer Stelle Unter den Linden 72 eingenommen hat. Der vorhandene Altbau in Berlin-Mitte steht seit Jahren leer, ohne dass etwaige Bautätigkeiten zu vermelden wären.
Botschaft, Konsulat und Residenz befinden sich somit noch in der Lassenstraße in Berlin-Grunewald, im - zwar nicht so zentral gelegenen, dafür aber durch das repräsentativere Gebäude bestens geeigneten - Landhaus von Paul Karchow aus dem Jahre 1913.
Die symmetrisch aufgebaute eingeschossige Villa mit hohem Walmdach verfügt über einen auffallenden Mittelrisaliten, der mit Hilfe von zentral zulaufenden Treppen an Gartentor und Hauseingang und durch den halbrunden Balkon über dem Portal noch verstärkt wird.
Der fortwirkende Historismus des 19. Jahrhunderts ist auch an verschiedenen Details zu erkennen, so zum Beispiel an den bossierten Gebäudeecken oder den Mittelsteinen der Rundbögen.
Im Inneren setzt sich die gediegene Atmosphäre des Landhauses fort: Ausgehend von der zentralen Eingangshalle mit Kamin werden ebenerdig vier Repräsentationsräume erschlossen und im Obergeschoss die Büros der Mitarbeiter.
Als Erschließung und außergewöhnliche Wegeführung nach oben dient eine auffallende, dunkel getäfelten Holztreppe samt umlaufender Galerie.

Am Standort in Berlin-Mitte befindet sich ein denkmalgeschützter Bau von 1964. Entworfen von dem Planerkollektiv Leibold und Seyfarth als Stahlskelettbau mit Vorhangfassade, verfügt der Bau über eine nüchterne Metallfassade mit farbigen Brüstungsfeldern in den Obergeschossen und gefaltete Metallkreise als Lindenwald-Reminiszenz im Erdgeschoss. Der 1998 ausgelobte Wettbewerb für einen Neubau wurde von den polnischen Architekten Budzynski, Badowski und Kowalewski gewonnen. Deren Entwurf wurde jedoch nach zweimaliger Überarbeitung wieder verworfen. Erst Ihr dritter Vorschlag, der die Grundsubstanz des vorhanden Gebäudes nutzt und phantasievolle Metallgitter als Rankgerüste vor einer steinernen Lochfassade vorsieht, fand bei allen Beteiligten Zustimmung. Im Erdgeschoss ist nun eine großflächig Verglasung geplant, die durch horizontale Kupferpaneele untergliedert wird. Fester Bestandteil aller Planungen sind Reliefs mit Namen berühmter Polen.


Die unterschiedlichen Stationen der Planung für den Standort Unter den Linden sind nicht etwa dem Einzelfall geschuldet. Vom Abriss und steinernen Neubau über eine Weiterverwendung der Bausubstanz mit veränderten Fenstergittern bis zum Vertagen des Problems auf ruhigere Zeiten: Die Haltung der Bauherren und des Berliner Senats ist beispielhaft für viele Bauvorhaben, die mit Gebäudesubstanz der Nachkriegsmoderne umgehen müssen.
Im Vordergrund steht das Unvermögen, mit Häusern aus der Zeit verantwortungsbewusst umzugehen.

Grundstück

Lassenstraße 19-21, 14193 Berlin

Links

Website der Botschaft