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Israel

Den Staat Israel zog es ins westliche Berlin, nach Wilmersdorf, wo er nach eigener Aussage die besten Sicherheitsbedingungen vorfand.
1997 erwarb die Specker-Gruppe vom Diakonischen Werk ein Grundstück mit bestehendem Altbau im noblen Ortsteil Schmargendorf. Der zweigeschossige, denkmalgeschützte Bau wurde 1929/30 von Philipp Schaefer und dem Baubüro des Karstadt-Konzerns für Herrmann Schöndorff, jüdischer Kommerzienrat und Karstadt-Vorstandsmitglied, als „Haus Schöndorff“ errichtet. Die Anlage auf dem Eckgrundstück umfasste neben dem repräsentativen Hauptbau einige weitere Nebengebäude, die jedoch inzwischen abgerissen wurden.
Ursprünglich sollte der Altbau die neue Botschaft beheimaten und ein „Pavillon im Park“ für die Residenz des Botschafters gebaut werden. Die Architektur des Altbaus war aber der beauftragten Architektin Orit Willenberg-Giladi, die schon die israelischen Botschaften in Bangkok, Canberra, Genf und Manila baute, als Botschaftsgebäude nicht aussagekräftig genug. So beschloss man die Umkehr der Nutzungen: Aus dem Altbau wurde die Botschafterresidenz, und für Botschaft und Konsulat entstand ein Neubau.
Auf dem fast 9.000 qm großem Grundstück stehen nun 3.500 qm Büro- und Präsentationsfläche für 80 Mitarbeiter zur Verfügung. Gerade wegen des abseits gelegenen Standortes ist das Projekt in dieser Form für Israel realisierbar gewesen, denn in Mitte oder Tiergarten hätten allein die Grundstückskosten einen großen Teil des Bauetats verschlungen.
Der Neubau steht in einer stumpfwinkligen Lage zum Haus Schöndorff, er befindet sich südlich von ihm und etwas weiter in die Grundstückstiefe eingerückt. Er zollt dem Altbau durch den leichten Rückzug Respekt und wird dadurch außerdem dem städtebaulichen Ansatz der „Parkvilla“ gerecht.
Durch einen gemeinsamen Eingang und dem runden „Verteilerplatz“ zwischen den Gebäuden soll die architektonische Gleichberechtigung der Häuser betont werden. Fränkischer Muschelkalk ist am neuen Gebäude ebenso in der Fassade vorhanden wie im Altbau, und auch das grüne Kupferdach findet sich an beiden Gebäuden gleichermaßen wieder. Damit sind denn auch alle Gemeinsamkeiten erwähnt: Die Formensprache des Neubaus setzt sich sowohl vom Nachbarn als auch von üblicher Berliner Villenarchitektur deutlich ab.
Ein Glaskörper mit kupfernem Flugdach steht als Membran hinter sechs scheinbar freistehenden Steinstrukturen. Für Giladi symbolisieren diese die sechs Millionen ermordeten Juden - sie möchte allerdings jedem überlassen, seine eigene Interpretation zu finden. Der Bau soll den Eindruck der „Komplexität und Symbolik“ einer israelischen Repräsentanz in Deutschland vermitteln. Die rechts und links vom Eingangstor stehenden Fassadenteile sind zum Teil spiegelgleich und erinnern an ein Symbol des Alten Testaments, den mosaischen Tafeln mit den zehn Geboten.
Die aus Dachfläche aufsteigende Innenmauer aus Jerusalemer Stein stört bewusst die Symmetrie und sorgt gleichzeitig für einen Haltepunkt hinter der zergliederten Fassadenkomposition. Im innenliegenden viergeschossigen Atrium setzt sich die Mauer fort und ermöglicht durch große Öffnungen vielfältige Blickbeziehungen in die sonst verborgen liegenden Räumlichkeiten.


Nach den Fotos werden Sie sich fragen, wo die beeindruckende Wand im Inneren geblieben ist.
Schade,dass das architektonische Thema dieses Hauses aus Sicherheitsgründen nicht fotografierbar ist.

Grundstück

Auguste-Viktoria-Straße 74-76, 14193 Berlin

Architekten

Orit Willenberg-Giladi, Tel Aviv

Bauherr

Israel Ministry of Foreign Affairs, Jerusalem

Verfahren

Direktauftrag

Baubeginn

Januar 1999

Fertigstellung

November 2000

Links

Website der Botschaft