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Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Die britische Botschaft ist an Ihren Vorkriegsstandort an der Wilhelmstraße zurückgekehrt und steht dort neben dem ebenfalls an gleicher Stelle wieder errichteten Hotel Adlon. Der Hotelbau umschließt das Botschaftsgelände im Norden und Westen, in Richtung der südlich gelegenen Behrenstraße begrenzt ebenfalls ein vorhandenes Gebäude das hoheitliche Areal, so dass sich nur entlang der Wilhelmstraße eine eigene Fassade für die Botschaft ergibt. Diese Fassade an der preußischen „Regierungsmeile“ ist über die gesamte Länge auf eine Höhe von 22 Metern beschränkt und lässt sich in drei horizontale Zonen gliedern: den Eingangsbereich, das repräsentative Piano Nobile und die darüber liegenden Bürogeschosse.

Der Fassadenaufbau folgt dem klassischen Schema des dreigeteilten italienischen Palazzo. Die Grundrissorganisation entspricht dieser Aufteilung jedoch nur bedingt. So umfasst der Sockel im Inneren gleich zwei Geschosse (EG/1.OG), und im Piano Nobile wird über zum Teil drei Geschosse die Lochfassade aufgebrochen. Durch diesen skulpturalen Einschnitt ergeben sich von der Wilhelmstraße aus unterschiedliche Einblicke in das Innenleben der Botschaft.
Die darüber liegenden Stockwerke sind von ehemals vorgesehenen drei auf zwei reduziert worden.
Die vornehmlich geschlossene Sockelzone erfüllt die Forderungen der Berliner Gestaltungssatzung für den Bereich um den Pariser Platz. Der Architekt Michael Wilford aus London hält den vorgeschriebenen hohen Anteil geschlossener Fassadenflächen ein und schafft mit der großflächigen Öffnung darüber trotzdem die gewünschte „aufregende, verblüffende, stilvolle und offene“ Atmosphäre (Sir Paul Lever, britischer Botschafter, zur Grundsteinlegung im September 1998).

Autofahrer und Fußgänger erreichen über den gleichen Zugang einen umbauten offenen Eingangshof, der in seiner quadratischen Geometrie an den nahegelegenen Pariser Platz erinnert. Im Zentrum des Hofes befindet sich eine große Stieleiche, hinter ihr liegt der Haupteingang zum Gebäude.
Über eine gestreckte Treppenanlage, die unter einem Union Jack aus geätztem Glas aufsteigt, erschließt sich von hier aus der innenliegende Wintergarten im 2. Obergeschoss. Er gleicht in Ausdehnung und Form dem benachbarten Eingangshof und dient einem violetten, kreisrunden Veranstaltungssaal und verschiedenen Speisesälen als Foyer. Sein Glasdach wird vom architektonischen Pendant der Eiche, einer pinkfarbenen Stahlstütze, getragen. Von diesem Foyer aus ist ebenfalls das über dem Straßenzugang schwebende hellblaue Informations-Zentrum zu erreichen.

Über vier jeweils in den Ecken liegende Treppenhauskerne sind die zweispännig organisierten Büroetagen zugänglich. Diese als nicht-öffentlich geltenden Bereiche sind U-förmig um die beiden Höfe angeordnet. Um sowohl den Besuchern Einblick in die Arbeitswelt der Botschaft zu gewähren als auch den Angestellten einen Blick auf das Geschehen im Wintergarten zu ermöglichen, öffnet sich das dritte Obergeschoss balkonartig zu den Höfen. Die Garage liegt unterhalb des Wintergartens, und die Technikzentrale wurde als „Red Box“ oberhalb der Treppe eingehängt.

Das Botschaftsgebäude entstand im Rahmen einer Finanzierungsinitiative, die Partnerschaften zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft fördert. Mit dem Bau der Botschaft wurde deshalb ein deutsches Konsortium unter der Leitung des Bauunternehmens Bilfinger und Berger beauftragt. Auf dem Grund und Boden Ihrer Königlichen Majestät werden die Briten ihr Haus daher lediglich als Mieter beziehen - vorerst für 30 Jahre mit einer Verlängerungsoption für den gleichen Zeitraum.


Ein symptomatischer Aspekt des gesamten Gebäudes spiegelt sich in der Ausformulierung der Haupterschließung: Die mit großem Aufwand gestaltete Freitreppe zur Beletage findet ihren Höhepunkt im Informationszentrum über der Wilhelmstraße. Eine königliche Geste ohne Platz um ihre Wirkung zu entfalten.

Grundstück

Wilhelmstr. 70-71, 10117 Berlin

Architekten

Michael Wilford Ass., London/StuttgartProjektentwicklung: Schal International, Berlin

Bauherr

ARTEOS GmbH

Verfahren

anonymer Wettbewerb

Baubeginn

Juni 1998

Fertigstellung

Februar 2000

Baukosten

38 Mio. Euro

Links

Website der Botschaft
Website der Architekten