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Föderative Republik Brasilien

Die Republik Brasilien hat ihr neues Domizil nahe der Spree gewählt: Ebenso wie die Botschaften Australiens, Chinas und der Niederlande hat deren Ufer auch die brasilianische Vertretung angelockt. Ihr Neubau erstreckt sich entlang der Wallstraße zwischen Märkischem Ufer und Köllnischem Park. Die Berliner Repräsentanz des fünftgrößten Landes der Welt ist mit seiner Botschaft von 7.000 Quadratmetern Nutzfläche eine der größten brasilianischen Missionen der Welt.
Für den aus drei Baukörpern bestehenden Neubau musste allerdings ein Architekturrelikt aus DDR-Zeiten weichen: das 1968/69 nach dem Entwurf des Kollektivs Pätzmann/Boy errichtete Spree-Hotel, das dem DDR-Gewerkschaftsverband FDGB als Gästehaus diente. Das neue Ensemble übernahm jedoch - gleich seinem Vorgängerbau - die Funktion eines Kopfbaus: Es bildet den Abschluss eines aus den zwanziger Jahren stammenden Gewerkschaftskomplexes von Max Taut und Franz Hoffmann. Brasilien hat, wie viele der neuen Botschaften, nicht als Bauherr fungiert sondern die Immobilie nur gemietet.
Neben der Botschaft mit Kanzlei und Residenz wurden noch zwei 22 Meter hohe Bürogebäude mit Wohnungen im Dachgeschoss errichtet. Der gesamte Komplex entstand nach den Plänen des für Botschaftsbauten in Berlin schon bekannten Architekturbüros Pysall, Stahrenberg und Partner. Die Botschaftsflächen befinden sich im siebenstöckigen Kopfbau gegenüber dem Märkischen Museum.
Die Architektur bezieht sich in vielen Details auf ihre Lage am Wasser und einen expliziten Wunsch des Bauherren nach "mediterraner" Ausstrahlung: Brüstungen aus Metall, Holz als Lamellen, ein Staffelgeschoss mit Flugdach und umlaufender Terrasse lassen viele Assoziationen zu.

Das Erdgeschoss zieht sich mit einer durchgehenden Verglasung etwas hinter die Bauflucht zurück und bildet mit dem Überstand und einigen Stützen am Gebäuderand eine Arkade.
Der Grundriss wurde sehr konzeptionell entwickelt: In den ersten vier Geschossen befinden sich die Veranstaltungsräume der Botschaft - ein großer Saal und ein Auditorium im Erdgeschoss - und alle Büro- bzw. Verwaltungsbereiche einschließlich der Konsulatsräume. Die Arbeitsräume sind nach außen orientiert und gruppieren sich um einen Servicetrakt herum, der mit seinen Nutzungen die natürliche Belichtung nicht unbedingt benötigt. Die drei darüber liegenden Etagen sind dagegen den repräsentativen bzw. eher privaten Räumlichkeiten des Botschafters und seinen Gästen vorbehalten. Sie verfügen über durchlaufende Balkonbereiche und im siebten Stock über eine großzügige Freifläche. Diese horizontale Aufteilung lässt sich auch in der Fassade deutlich ablesen.


Die zurückhaltende Erscheinung des großen brasilianischen Auftrittes in Berlin setzt sich im Inneren fort. Die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung sind von edler Ausführung und lassen auf eine sehr durchdachte und aufwändige Zurückhaltung schließen.

Grundstück

Wallstraße 57, 10179 Berlin

Architekten

PSP, Pysall, Stahrenberg und Partner, Berlin

Baubeginn

1998

Fertigstellung

2000

Baukosten

28,8 Mio €

Links

Website der Botschaft
Website der Architekten