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Australien

Die Australier haben sich für das ehemalige Berliner Verlags- und Finanzviertel als Botschaftsstandort entschieden. Direkt an der Spree, gegenüber der Fischerinsel in Berlin-Mitte, sanierte das Architekturbüro Braun, Schlockermann & Partner in Zusammenarbeit mit den australischen Architekten Bates Smart einen ganzen Altbaukomplex.

Der größere Gebäudeteil (Wallstraße 76-79 und Märkisches Ufer 6) wurde für die „Wallstraßen-Grundgesellschaft mbH“ vom Architekten Fritz Crzellitzer 1912/13 erbaut. Anfangs vermietet an damals übliche „Engroshäuser“ und Herstellungsbetriebe der Bekleidungsindustrie, bezog Ende der dreißiger Jahre die Tischlerinnung gemeinsam mit dem Verlag „Das Deutsche Holzgewerbe“ das Gebäude. Den Krieg überstand es ohne größere Schäden, sodass für kurze Zeit das Zentralkomitee der KPD einziehen konnte. Seit 1946 ist das Gebäude durch SED-Parteiverlage, seit 1972 ausschließlich durch den Dietz-Verlag, genutzt worden. Die SED war es auch, die noch Ende der vierziger Jahre erstmalig das angrenzende Wohnhaus Märkisches Ufer 8 (Mauerziegelbau mit Holzbalkendecken, Baujahr 1886) als Gästehaus einbezog. 1996 wurden beide Gebäude vom Commonwealth of Australia erworben.

Das Geschäftshaus besitzt zwei außergewöhnliche Eigenschaften: Zum einen gelang es den Architekten, den gesamten Grundriss mit nur vier Innenstützen offen und damit weitgehend flexibel zu gestalten, zum anderen ist die detailreiche Majolika-Fassade an der Wallstraße noch weitgehend erhalten. Sie wurde im Rahmen des Umbaus saniert und erhielt eine neu gestaltete Erdgeschosszone.

Die Grundfigur des Ensembles ergibt sich aus zwei Blockrandbebauungen, zwischen denen ein Verbindungshof mit Quergebäude liegt. Die Grundrisse des fünfgeschossigen Hauses entsprechen in ihrer Aufteilung den verschiedenen Funktionen der Botschaft (Konsulat, Abteilungen, Veranstaltungsraum, Wohnungen für Gäste und Mitarbeiter). Während am Märkischen Ufer auf allen Etagen die Wohnbereiche untergebracht sind, verteilen sich die Büros ausschließlich im Haus an der Wallstraße. Dort liegt im Erdgeschoss auch ein Veranstaltungsraum. Das von beiden Straßenseiten erschlossene Ensemble wird im offenen Binnenhof durch einen ca. fünf Meter hohen Glaskubus verbunden. Im Dachgeschoss befinden sich Konferenz- und Trainingsräume. Die benötigten Parkplätze wurden in einer Tiefgarage untergebracht.


Der Denkmalwert der Fassade zur Wallstraße ist überdurchschnittlich hoch, da in Berlin keine andere der seltenen gebäudehohen Majolika-Verkleidungen so vollständig zu bestaunen ist. Darüber hinaus verbergen sich hinter der stringent aufstrebenden Gliederung der zehn Fensterachsen die ersten Anzeichen einer beginnenden Moderne.

Grundstück

Wallstr. 76-79 / Märkisches Ufer 6 und 8, 10179 Berlin

Architekten

Bates Smart, Melbourne; Braun, Schlockermann & Partner, Frankfurt am Main/BerlinMitarbeiter: Tim Hurburgh, Thomas Dreesen, Allan Lamb (Bates Smart); Tilman Lange, Ulrich Borgert (BSP)

Bauherr

Project Management Services Overseas Oroperty Office (DFAT)

Verfahren

nationaler Wettbewerb

Entscheidung

1998

Baubeginn

Februar 2000

Fertigstellung

Januar 2003

Baukosten

12.5 Millionen €

Links

Website der Botschaft
Website der Architekten/Melbourne
Website der Architekten/Berlin