01.06.2011

ILLUMInazioni, ILLUMInazioni

Die 54. Kunstbiennale in Venedig: ein Überblick

Eingang Giardini

Bereits seit 1895 schafft die „Esposizione Internazionale d’Arte di Venezia“ in zweijährigem Turnus einen Überblick zur aktuellen Kunstszene. Alternierend mit der Architekturbiennale - übrigens erst seit 1980 als eigenständiges Format etabliert – bespielen jeweils 34 Länder ihre nationalen Pavillons in den Giardini im Stadtteil Castello, dem Hauptausstellungsort. Alle anderen Nationen, die auf dem Areal der Giardini und des Arsenale keinen Platz mehr gefunden haben, stellen während der Biennale in über das gesamte Stadtgebiet verstreuten angemieteten Räumlichkeiten aus.

Insgesamt nehmen diesmal 87 Nationen an den Länderausstellungen teil. Erstmalig dabei sind das Fürstentum Andorra, Saudi Arabien, Bangladesh, Malaysia, die Republik Ruanda sowie Kongo und Indien, zuletzt 1968 beziehungsweise 1980 in Venedig vertreten.

Unabhängig von den Länderrepräsentationen wird es auch bei dieser Biennale im Arsenale eine Themenausstellung geben, die diesmal von der Kuratorin des Kunsthauses Zürich und langjährigen Herausgeberin und Chefredakteurin der Kunstzeitschrift „Parkett“, Bice Curiger , (geboren 1948) kuratiert wird. ILLUMInazioni hat sie ihre Schau betitelt und verfolgt mit dieser Überschrift ganz verschiedene Motive.

Jack Goldstein Image 1 Song Dong

Für Curiger ist die Biennale zum einen eines der weltweit wichtigsten Foren für die Verbreitung und „Beleuchtung" aktueller Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst, und das Motto ist ganz wörtlich als Bedeutung solcher Entwicklungen in einer globalisierten Welt zu verstehen.
Zum anderen möchte sie mit der Überschrift einen Kunstbegriff ins Zentrum rücken, der die intuitive Erkenntnis, die Erhellung des Denkens betont, „eine Begegnung mit Kunst, welche die Instrumente der Wahrnehmung schärft." 

Präsentiert werden in ihrer Ausstellung neben aktueller Kunst von etablierten Künstlern wie Sigmar Polke, Fischli & Weiss, Monica Bonvicini, Franz West und Katharina Fritsch auch eine ganze Anzahl noch relativ unbekannter Künstler wie die Künstlergruppe Birdhead aus China, der äthiopische Zeichner Gedewon oder der US-amerikanische Maler Jack Goldstein. Mehr als ein Drittel davon ist jünger als 35 Jahre.

Eine prominente Rolle in ihrer Ausstellung soll der venezianische Maler Tintoretto spielen, den sie mit dreien seiner Werke in die Ausstellung integrieren wird: „Bei vielen zeitgenössischen Künstlern (bei denen, die mich am meisten interessieren) finde ich die gleiche Suche nach Licht – sowohl rational als auch fiebrig – die einige von Tintorettos späteren Werken bestimmt. ... Ich interessiere mich für das Licht in diesen Bildern, das nicht rational, sondern ekstatisch ist. Tintorettos Gegenwart wird eine künstlerische, historische und emotionale Beziehung zum lokalen Kontext herstellen", beschreibt Bice Curiger diesen für eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst ungewöhnlichen Ansatz.

Eine weitere Neuerung, die sich die Leiterin der Biennale ausgedacht hat, sind die sogenannten „Parapavillons“. Das werden von Künstlern entworfene Räume sein, die Momente schaffen sollen, „wo sich etwas verdichtet und der Austausch intensiver“ ist. Die vier Künstler Monika Sosnowska, Franz West, Song Dong und Oscar Tuazon werden jeweils einen Raum im Raum entwickeln, in dem dann wiederum das Werk eines anderen Künstlers zu sehen sein wird.