02.06.2011

Kunst – Architektur – Kunst

Erste Eindrücke

Bild 1

„Letztes Jahr war's aber besser“ bekamen wir oft zu hören, als wir 2010 mit Architekten in Venedig über ihre Eindrücke von der Architektur-Biennale sprachen. Was ist denn nun dran an diesem Urteil? Wirkt die Architektur-Ausstellung wirklich so blass im Vergleich zur Kunstschau? Und wenn ja: Fehlen die Ideen oder nur der Glamour? Dieses Jahr also auf zur Kunstbiennale.

Unsere Frage scheint sich schon in München beim Einsteigen in den Airbus zu beantworten: Frauenquote deutlich über 50 Prozent, teuer gekleidet, die Männer tragen Panamahüte. Am Band hat man selten so stilsicheres Reisegepäck gesehen: Luis Vuitton steht ebenso hoch im Kurs wie der Rimowa-Koffer, der möglichst verbeult und mit eindrucksvollen Stickern versehen (Judy Lybke) einfach am besten kommt.     

Nicht an den Vaporetti, sondern an den 150 Euro teuren Wassertaxis gibt es Gedrängel und erstes Geschrei, auch wird schon mal ein Schein vorgereicht. Aber wenn dann selbst die ganz Bedeutsamen merken, dass ihre beiden Superassistentinnen am Ende ihrer Organisationskräfte sind, wird es schließlich entspannter, beinahe locker, und man teilt sich ein Motorboot auf die Inseln draußen in der Lagune.

Später am Pier, auf dem Weg zum Arsenale, kommen wir an LUNA vorbei – mit 115 Metern nur „die Kleine“ von Roman Abramowitschs Yachten, gegen die selbst der danebenliegende Mega-Segler wie die RED DRAGON (52 Meter) verblasst.

Im Arsenale dann ein ganz anderes Bild: Ruhe! Wenige, kultivierte Menschen, man unterhält sich leise. Es ist der Tag der Pre-Preview, strengstens selektiert, selbst Top-Galeristen haben Mühe, ihre Sammler vorab in die Ausstellung zu bekommen. Was uns auf dem Weg zur Licht-Installation von James Turrell noch auffällt: Viel Architektur!

Bild 2 Bild 3 Bild 4

So beginnt die Arsenale-Schau mit der raumgreifenden Installation „intelligence from poor people“ des Chinesen Song Dong, einem Arrangement von Wänden und Möbelteilen, die eine Art „Camp“ um die riesige, begehbare Vogelvoliere in der Mitte des Raumes formen.

Wenige Schritte weiter stehen 15 reinrassige Architekturmodelle auf dem Podest, eine Installation des georgischen Künstlers Andro Wekua. Sowjetarchitektur, so viel ist klar, im Modell genauso heruntergekommen wie im Original, das eine oder andere Gebäude meinen wir zu erkennen, Details reichen wir nach, sobald wir sie wissen.

Es folgen ein begehbarer Ton-/Lichtraum mit einer Akustik bis über die Schmerzgrenze und ein halb eingefallenes Zelt (Militär? Hilfsorganisation?) sowie ein oder zwei weitere Kabinette, die lohnenswert scheinen. Wir werden berichten – jetzt aber haben wir eine Verabredung mit Turrell, dem großen Illusionisten unter den Raumbildnern. Fortsetzung folgt.