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01.06.2011
Die Länderpavillons
Eine Vorauswahl
Neben dem deutschen Pavillon hat uns zum Beispiel das Konzept des US-Pavillons begeistert. Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla, beide wohnhaft in Puerto Rico, werden die USA repräsentieren. Die beiden Performance-Künstler beschäftigen sich mit der Biennale selbst und deren Motto „Nationen“. In mehreren Einzelinszenierungen werden echte amerikanische Olympia-Medaillengewinner Realsatire aufführen. Beispielsweise wird ein Läufer auf einem Laufband, das auf einen umgedrehten Militärpanzer montiert wurde, ausdauernd aber vergeblich in Richtung eines nicht vorhandenen Ziels laufen.
Ähnlich viel Aktion wird es wohl im polnischen Pavillon zu erleben geben. Die Israelin Yael Bartana ruft hier zur Wiederkehr der Juden in das gelobte Land Polen auf. Kibbuze sollen gebaut und das alte jüdische Kulturland neu besiedelt werden. Im polnischen Pavillon werden die drei absurd bis faszinierend wirkenden Filme gezeigt, die Bartana zu dem Thema gedreht hat.
Mehr gegenständliche Kunst darf man im britischen Pavillon erwarten. Hier baut Mike Nelson schon seit Monaten an einer seiner architektonischen Installationen. Furcheinflössende, menschenleere Räume, atmosphärisch stark verdichtet, sollen sich hier aneinanderreihen. Zum ersten Mal wird er in Venedig seine Rauminstallation mit darin ausgestellten Einzelplastiken verknüpfen.
Olafur Olafsson bespielt gemeinsam mit seiner Partnerin, der Spanierin Libia Castro, den isländischen Pavillon, der sich wieder außerhalb der Giardini, mitten in der Stadt befindet. „Verfassung" und „Ihr Land existiert nicht" heißen die beiden Arbeiten, die zu den Eröffnungstagen der Biennale inszeniert werden um dann den Rest der Laufzeit der Biennale als Film im Pavillon zu laufen. Bei der Performance „Verfassung“ wird ein Orchester die isländische Verfassung musikalisch vertonen, „Il tuo paese non esiste – Ihr Land existiert nicht“ werden venezianische Gondolieri von ihren Gondeln schmettern, eine Serie, die auf Nationenkonflikte aufmerksam machen möchte.
Die österreichische Kuratorin Eva Schlegel will alles andere als Erleuchtung auf dieser Biennale stiften. Sie hat den Künstler Markus Schinwald für den österreichischen Beitrag gewählt, da er „sehr komplex arbeitet mit verschiedenen Medien, aber auch das Abgründige, den Schatten thematisiert“. Dieser wird nun in Venedig mit einem engen Labyrinth für Beklemmungen sorgen und die Besucher in die Tiefen des Unbewussten schicken.
Der Eingang des Pavillons wird von einer Mauer versperrt, der Innenraum wird von hängenden vertikalen Holzeinbauten unterteilt – aber nur bis auf Kniehöhe. Wer hier Freiheit will, muss sich bücken.
Auch im französischen Pavillon wird es düster. Die französische Einzelschau von Christian Boltanski widmet sich der Sterblichkeit – in Echtzeit werden Geburten und Sterbefälle rund um die Welt gezählt. Durch das Innere das Pavillons rast ein Band mit Kinderfotos.„Chance“ heißt diese monumentale Installation, die in ähnlicher Form auch schon in New York zu sehen war.
Bereits zum zweiten Mal präsentieren sich auch die Vereinigten Arabischen Emirate auf der Kunstbiennale. Zwar wird es hier eher zweidimensional – gezeigt werden Malereien und Fotografien von zwei arabischen Künstlern, doch wird hier besonders Wert auf die Innengestaltung gelegt. Die Szenographie für dem Pavillon der Emirate stammt von dem Istanbuler Architekturbüro Superpool. Eine drittes Kunstprojekt präsentiert außerdem den Stadtwandel von Dubai. „Dubai:What’s left of her Land“ nennt die Künstlerin Remm Al Ghaith ihre Installation, die die Metropole Dubai als Konstrukt aus groben Versatzflächen charakterisiert. Es dürfte auch politisch werden.
Und China? Die Volksrepublik präsentiert im Arsenale gleich fünf etablierte Künstler im Paket. Yuan Gong, Pan Gongkai, Linag Yuanwei, Yang Maoyuan und Cai Zhisong werden je einen charakteristischen chinesischen Duft vorführen , kuratiert wird der Beitrag von Peng Feng. Alles Namen, die wir noch nie gehört haben. Währenddessen sitzt der bekannteste Gegenwartskünstler der Volksrepublik China im Gefängnis. Niemand weiß, wo und wie lange er festgehalten wird. Weltweit wird jedoch gegen diese Festnahme protestiert. Dass Ai Weiwei sich nicht wegsperren läßt, haben die Aktionen der vergangenen Wochen bewiesen. Hoffentlich wird der Protest in Venedig nicht verstummen.