Crystal Talk
Text: Friederike MeyerFotos: Christoph Reichelt, Petra Steiner, Inga Paas

Profil

Profil knerer


Der Weg zu Eva Maria Lang und Thomas Knerer führt ins Industriegebiet. Vielen ist dieser Teil des Dresdner Nordens wegen seiner Partylocations in der Straße E bekannt. Nebenan haben die Architekten in einem gründerzeitlichen Fabrikbau Quartier bezogen.

Knerer sagt, es sei Zufall gewesen, dass sie vor 14 Jahren ausgerechnet in Dresden ihr Büro gegründet haben. Dass ihm die Stadt gefallen habe, weil alles so schön einfarbig war, sagt hingegen Eva Maria Lang. Das hat sich geändert. Seit einigen Jahren schimmert die Innenstadt mit blattgoldenen Turmhauben und rosa-gelb getünchten Fassaden. Zur Freude jener Touristen, die gerne an Antiquitätenschaufenstern vorbeischlendern. Gleichzeitig liefern sich engagierte Bürger arge Wortgefechte um die Baumaßnahmen im historischen Zentrum, am Neumarkt an der Frauenkirche. Im Vergleich zur pseudobarock musealisierten Innenstadt wirkt das Büro von Knerer Lang wie das Raumschiff Enterprise. Gleich neben der Stahltür am Eingang steht ein Flipper. Thomas Knerer hebt die Verkleidung hoch. Typ Williams OXO, Baujahr 73, ein Überbleibsel aus der Studienzeit. Er kennt sich da aus, hat damals mit Begeisterung Spielautomaten repariert, hat akribisch Schaltkreise zusammengelötet.




Thomas Knerer (Jahrgang 1963) und Eva Maria Lang (1964) gehören zu jener Generation Architekten, die gerade mit dem Studium fertig waren, als sich Deutschland einigte. Und wie viele andere auch, haben sich die beiden frisch gebackenen Absolventen der TU München ins Abenteuer Ostdeutschland gestürzt. In Dresden gibt es eine Reihe von Büros, deren Inhaber bei den damals neu an die TU Dresden berufenen Professoren als Assistenten gearbeitet und nebenher ein Büro aufgebaut haben. Einige von ihnen leiten heute selbst einen Lehrstuhl. Bei Knerer Lang war es Eva Maria, die Mitte der Neunziger am Wohnbaulehrstuhl von Carsten Lorenzen den Studenten frischen Wind um die Nase blies. Während sich Thomas Knerer, seit acht Jahren Professor für Baukonstruktion an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau, um die ersten Aufträge kümmerte.




Mittlerweile haben sich die beiden mit ihren leicht unterkühlten, klar strukturierten Bauten einen der vorderen Plätze im Dresdner Architektenranking erbaut. Viele private Wohnhäuser stehen auf ihrer Liste. Der 200 Meter langen Zeile an der Prager Straße, einem der längsten Wohngebäude Europas, verpassen sie gerade eine Verjüngungskur. Auch wenn sie beim Sanieren von Plattenbauten konstruktiv und gestalterisch so versiert und erfahren sind wie nur wenige deutsche Büros: In die Wohnungsbauschublade lassen sie sich deshalb noch längst nicht stopfen.

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