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14.04.2000

„Topographie“ stimmig und gut durchdacht

Peter Zumthor im Gespräch mit dem BauNetz


Am 14. April 2000 äußerte sich der Architekt Peter Zumthor in einem Gespräch mit dem BauNetz zu den Hintergründen des Baustopps bei der von ihm geplanten Gedenkstätte „Topographie des Terrors" im Berliner Bezirk Kreuzberg.
Bereits im Oktober letzten Jahres hatte es in der deutschen Presse erste Berichte über eine „Kostenexplosion" bei der Gedenkstätte gegeben. Es war von einer Steigerung der Baukosten von 45 auf 60 Millionen Mark die Rede. Die genannte Summe hatte sich dann im Februar 2000 nochmals auf 70 Millionen erhöht. Als der Berliner Senat in seiner Sitzung am 10. März dieses Jahres schließlich die Finanzmittel für das Projekt einfror, bedeutete dies den vorläufigen Baustopp.
Gegenüber dem BauNetz erklärte Peter Zumthor nun, die Kostenkalkulation von 45 Millionen sei seiner Meinung nach niemals realistisch gewesen. Es habe sich dabei um eine politische Preisvorgabe gehandelt, die einzuhalten sich jedoch alle Beteiligten bemüht hätten. Heute müsse er sagen für diese Summe könne man beim vorgegebenen Raumprogramm bestenfalls eine Art „Einstellhalle“ bauen, aber keine architektonisch anspruchsvolle Lösung für ein Museum.
Zu den Anschuldigungen der mit der Ausführung beauftragten Baufirma, Zumthor selbst habe mit seinen „ungewöhnlich hohen Ansprüchen an die Betonkonstruktion und die vielen Änderungswünsche“ die Baukosten in die Höhe getrieben, erklärte der Architekt, die Firma sei von Anfang an mit den Anforderungen vertraut gewesen und habe wohl aus Wettbewerbsgründen die Kosten zu niedrig kalkuliert. Nun versuche man, diese Fehlkalkulation durch ständige Nachforderungen zu bereinigen. Sein Büro, die beteiligten Ingenieure und Statiker hätten bewiesen, dass das Gebäude so baubar sei, außerdem sei die Konstruktion statisch geprüft und bestätigt worden. Auch die Montage des Beton-Stabwerkes sei geklärt. Die Vorgehensweise der Baufirma sei ihm unverständlich und „nachgerade widerlich“ sagte er weiter, die Firma wolle sich seiner Einschätzung nach wohl durch Prozesse und Verzögerungen mit einer Abfindung aus dem Vertrag befreien lassen. Die wenigen Änderungen, die es im Verlauf der Planung gegeben habe, hätten außerdem eher zu Vereinfachungen geführt.
Eine Änderung des Gesamtentwurfs, wie sie Berlins Stadtentwicklungssenator Peter Strieder gefordert hat, halte er für unmöglich. Wer seine Architektur kenne, wisse dass er ohnehin schon alles Überflüssige weglasse. Und der Ort, an dem die „Topographie" entsteht, verlange seiner Meinung nach einen Bau mit „architektonischer Präsenz". Viele der politisch Verantwortlichen schienen aber gerade das nicht zu wollen und präferierten augenscheinlich eher eine „kleine Lösung“. Auch sei die „Topographie als Gedenkstätte an einem Tatort“ viel brisanter, als es ein herkömmliches Denkmal sei. Das zeige sich schon daran, wie man bis jetzt mit diesem Ort umgegangen sei. Sein Gebäude koste nicht mehr als vergleichbare Museumsbauten und man müsse sich die Frage stellen, ob der Preis für eine Gedenkstätte gerade an dieser Stelle zu hoch sein könne.
Bis zum Beginn der Sommerferien werde eine exakte Kostenplanung erstellt, selbstverständlich würden im Zuge dessen die Kosten nochmals optimiert und im Ausbaubereich auf das Wesentliche reduziert. Auf dieser Basis werde dann die weitere Entscheidung über den Bau der Gedenkstätte getroffen werden, erklärte Zumthor weiter. Er sei jedenfalls sehr froh darüber, dann endlich mit einer realistischen Einschätzung der Kosten operieren zu können.
In Bezug auf die Zukunft der „Topographie“ zeigte sich der Architekt optimistisch: Das Projekt sei „in sich stimmig und gut durchdacht“, es werde sich deshalb auch durchsetzen. Wenn die Entscheidung für die Weiterführung des Baus gefallen sei, könne das Museum in drei Jahren fertiggestellt sein. Nach einem halben Jahr Produktionsvorlauf müsse man noch eineinhalb Jahre für die Montage und ein Jahr für den Ausbau rechnen.
Ursprünglich war als Fertigstellungstermin für die Gedenkstätte der Herbst 2000 avisiert worden, nach allen Verzögerungen kann damit nun frühestens im Spätsommer 2003 gerechnet werden.

Foto: Ellen Wagner

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