RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Oswald_Mathias_Ungers_zum_80._Geburtstag_mit_Kommentar_24376.html

12.07.2006

Graf Zahl

Oswald Mathias Ungers zum 80. Geburtstag – mit Kommentar


Oswald Mathias Ungers, der berühmteste Vertreter des deutschen Rationalismus, wird heute 80 Jahre alt. Er lebt schwer krank in seinem Haus in Köln-Müngersdorf, ist aber noch als Entwerfer aktiv: Derzeit arbeitet er an einem neuen Flügel des Pergamon-Museums in Berlin und einem Haus für die Kaiserthermen in Trier.

1926 in Kaiseresch in der Eifel geboren, hat Ungers in Karlsruhe bei Egon Eiermann Architektur studiert und 1950 sein erstes eigenes Architekturbüro in Köln eröffnet. Ungers Wirkung stütze sich neben seinen Bauten auf seine Lehrtätigkeiten an der TU Berlin, an der Cornell in Ithaca/New York und später an der Akademie Düsseldorf.

Die Liebe zu Mathematik und Geometrie prägen Ungers‘ Entwürfe, besonders die drei großen Museen, das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt/Main von 1984, die Kunsthalle Hamburg (1996) und das Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Zu den berühmtesten Bauten von Ungers zählen ferner das Torhaus Gleisdreieck in Frankfurt/Main (1983) und die Residenz des deutschen Botschafters in Washington D.C. (1995).

Wie keine zweite Stadt ist Berlin geprägt von Ungers‘ Bauten:
Vom Abwasserpumpwerk in Alt-Moabit 1978 bis zum Familiengericht am Kreuzberger Landwehrkanal (1995), den „Block 205“ an der Friedrichstraße (1995) und das Messegelände Süd (1999) reicht sein Œuvre in der Hauptstadt – mit vielen Zwischenstationen.

Kommentar der Redaktion

Ungers wirkt wie Homo Faber: Zufall und Intuition sind ihm suspekt, mit den Mitteln der Systematik sucht er vielmehr das Zeitlose und Ewige, die reine, nackte Form. Architektur ist ihm Selbstzweck, der „weder Funktion, noch Ornament oder Details“ braucht. Ungers‘ regelmäßige Architektur verzichtet auf jedes Dekor; es sind abstrakte „Häuser ohne Eigenschaften“, autonome Architektur. Ungers sucht exakte Formen und ewige Gesetze – klar, pur und eben, aus Kreis und Quadrat zusammengesetzt. Was im glücklichen Fall rein und schön wirkt, kippt bisweilen um und wirkt erstarrt, zwanghaft und steif.

„Für mich ist der einzige Wert der Architektur die Architektur. Sie ist zweckfrei“ – das ist das Ungers‘ architektonisches Vermächtnis, das sich von Funktion, Konstruktion und selbst dem Material löst und ganz der idealen, universalen Form verschreibt.

Ungers' ist ein durch und durch „ordentlicher“ Architekt, darin vielleicht typisch deutsch, dessen Kompositionen und Harmonien sich dem Raster verdanken. Die strenge Geometrie, das Quadratdenken stellt die Form über den Menschen. Ungers‘ Architektur ist menschenfeindlich und darin zutiefst architektonisch. Sein Verdienst ist es allerdings, die Architektur in den 60er Jahren wieder zu sich selbst zurückgeführt zu haben. Denn so quälend wie Ungers' Bauten bisweilen, so ist die reine Architektur nun mal.

Ulf Meyer


Kommentare:
Meldung kommentieren



Wallraff-Richartz Museum in Köln

Wallraff-Richartz Museum in Köln


Alle Meldungen

<

13.07.2006

BDA, UIA, VBI und DAM

Ausstellung in Berlin über Architecture + Technology Award 2006

12.07.2006

Wohnen überm Kraftwerk

Alsop baut Industriedenkmal in New York um

>
BauNetz Wissen
Strandgut in der Decke
baunetz interior|design
Monoton monochrom
Baunetz Architekt*innen
Bez + Kock Architekten
BauNetz Xplorer
Ausschreibung der Woche