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27.04.2005

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If he can’t make it there, he’ll make it anywhere

Neuer Streit um Ground Zero in New York - ein Kommentar der Redaktion


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In der zweiten Aprilhälfte 2005 entbrannte erneut ein Streit um die Gestaltung von Ground Zero in New York.
Ein neues, fahles Licht auf die ohnehin bereits als großer Flop geltende Wiederaufbaudebatte in Manhattan warf zuerst am 13. April 2005 das New York Magazine mit einem bissigen Artikel. Aus ihm ging hervor, dass sich bisher kein einziger Mieter für das erste der Fertigstellung entgegen gehende Hochhaus am Ground Zero, dem 7 World Trade Center, finden will.

„Der Investor Larry Silverstein zahlt 228 Dollar Miete pro Minute für Gebäude, die es noch gar nicht gibt und hat es entsprechend eilig“, so die Zeitung.
Der 52 Stockwerke hohe Turm, entworfen von dem vielfach als architektonischem Buhmann angesehenen David Childs von SOM, wird wohl lange leer stehen, einziger Mieter am Schauplatz des terroristischen Aktes ist bisher die Firma Silverstein Properties.

Doch damit nicht genug: Die berühmte New Yorker Architekturkritikerin Ada Louise Huxtable gab wenige Tage später in Amerikas meistgelesener Zeitung, dem Wall Street Journal, in einem Artikel ihre Enttäuschung zum Ausdruck, dass nun auch noch das geplante Kulturzentrum am Ground Zero gestrichen werden soll.
Unter der Überschrift „Tod eines Traums – es wird keine kreative Wiedergeburt am Ground Zero geben“ kritisiert sie, dass das Performing-Arts Center kurzerhand gestrichen wurde. In ihrem Text ist viel von „subtiler Sabotage“ und „der Desintegration der physischen und symbolischen Aspekte“ die Rede, von der „Demonstration von hässlicher Gier“ und einer „architectural marriage made in hell“.
Das kulturelle Bauprogramm „des kleinsten gemeinsamen Nenners“ sah für die Joyce Dance Theater und die Signature Theatre Company einen 400 Millionen Dollar teuren Neubau von Frank Gehry vor. Eine Affirmation des Lebens wurde zu einer Kultur des Todes reduziert, schließt Huxtable.

Am 24. April setzte die New York Times mit gleich zwei Artikeln nach, in denen bekannt gegeben wurde, dass der weithin als fauler Kompromiss bekannte Mischentwurf von Daniel Libeskind und Childs aufgrund neuer Sicherheitsbedenken des New York Police Departments nicht gebaut werden kann. „Nichts würde jedoch der Kapitulation gegenüber den Terroristen besser entsprechen als ein vertikaler Bunker“, so Fred Bernstein in seinem Leitartikel. Er schlug sogar vor, dass die Vereinten Nationen, die angeblich unter Platzmangel an der East Side leiden, nach Ground Zero ziehen sollen und damit eine peinliche Nachfragedelle auf dem New Yorker Immobilienmarkt ausgleichen könnten. Das von Fumihiko Maki (siehe BauNetz-Meldung) geplante neue UN-Hochhaus würde damit entbehrlich.

Die Krönung der Debatte lieferte das New York Magazine am 25. April, als es bekanntgab, dass Libeskind seinen in New York verschmähten Entwurf derweil in der Hauptstadt Kaliforniens, in Sacramento, baut (siehe Abbildung). „An der Ostküste marginalisiert, nahm Libeskind seinen Entwurf einfach nach Westen und kopierte sich dort selbst“. Der 37-stöckige Apartment-Turm dort mit dem schönen Namen „Aura” ähnelt dem Freedom Tower verblüffend. Der Turm, der schon in diesem Jahr gebaut wird, hat die selbe Geometrie und Gebäudespitze. Libeskind sagte, dass „die Ähnlichkeiten vom Bauplatz diktiert wurden. Beide reagieren auf das Licht“.
Projektarchitekt Yama Karim hingegen gestand die Ähnlichkeiten ein: „Es war unabsichtlich, aber Sie haben absolut recht, die beiden Türme sind ähnlich.”

Ulf Meyer


 
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