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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Koolhaas_und_Hollein_stellen_Botschaftsbauten_fuer_Berlin_vor_3463.html

20.04.1998

Kontextueller Solitär

Koolhaas und Hollein stellen Botschaftsbauten für Berlin vor


Am 20. April 1998 wurden in Berlin die Entwürfe für die künftigen Berliner Neubauten der niederländischen und der österreichischen Botschaft vorgestellt. Anläßlich einer Ausstellung in der Galerie Aedes East präsentierten die Architekten Rem Koolhaas und Hans Hollein die Pläne und Modelle ihrer Botschaftsgebäude, die beide aus Wettbewerben hervorgegangen waren.
Die Projekte repräsentieren zwei völlig unterschiedliche Architekturauffassungen.
Besonderes Interesse beansprucht in der Fachöffentlichkeit der Entwurf von OMA / Rem Koolhaas. Der Architekt, der zu den einflußreichsten Entwurfstheoretikern der Gegenwart gehört, hatte 1991 bei der Entscheidung des städtebaulichen Ideenwettbewerbs „Potsdamer Platz“ einen Eklat ausgelöst, als er die Jurysitzung vorzeitig verließ. Er warf der Berliner Bauverwaltung, namentlich Hans Stimmann, eine rückwärtsgewandte, traditionalistische Architekturauffassung vor. Seitdem hat er in der Bauboom-Stadt Berlin weder durch Bauten noch durch Teilnahme an Jurys eine Rolle spielen können.
Auf einer Pressekonferenz vor der Eröffnung der Ausstellung äußerte er sich nun auf Anfrage des BauNetz wesentlich moderater über die Berliner Architekturszene: Es sei „ungemein überzeugend, wie lebendig und vital die ganze neue Bausubstanz ist“. Auf die Nachfrage, ob dies auch für die Friedrichstraße gelte, antwortete er mehrdeutig: „Ach, ist da so viel Neues beigekommen?“
Die niederländische Botschaft wird am Rolandsufer in Berlin-Mitte (und damit ausdrücklich nicht im Botschaftsviertel im Tiergarten) als „kontextueller Solitär“ entstehen. Ein freistehender, verglaster Kubus wird im Inneren spiralförmig von unten nach oben von einem sogenannten „Trajekt“ durchzogen, das in eine Aussichts-Kantine mündet. Die räumliche Spannung soll sich durch den Kontrast zwischen den regelmäßigen Formen der „normalen“ Räume und der unregelmäßigen Form des „Trajekts“ ergeben. Das Gebäude wird im Jahr 2001 fertiggestellt sein und direkt gegenüber von Hans Stimmanns Amtszimmer liegen.
Hans Hollein dagegen präsentierte ein wesentlich konventionelleres Gebäudeschema für das spitzwinklige Eckgrundstück Stauffenbergstraße / Tiergartenstraße im neuen alten Diplomatenviertel. Eine mit Kupfer überzogene freie Form lagert sich an einen traditionellen, steinverkleideten Mauerwerksbau an. Das Gebäude soll bereits im Jahr 2000 fertig sein.
Kritiker begrüßen die Präsenz vieler ausländischer Architekten in Berlin. Durch die Botschaftsbauten komme frischer Wind in eine Architekturszene, die mit einem solchen Impuls nicht mehr rechnen konnte, hieß es am Rande der Veranstaltung in der Galerie Aedes.

Weitere Informationen über diese und alle anderen Botschaftsprojekte finden Sie in der BauNetz-Übersicht „Botschaftsbauten und Landesvertretungen in Berlin”.


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