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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Diskussion_um_Wettbewerbsentscheidung_fuer_Landesamtsneubau_in_Oppenheim_5619.html

11.08.1999

Mehr als nur Petersilie!

Diskussion um Wettbewerbsentscheidung für Landesamtsneubau in Oppenheim


Der Ende Juli 1999 in einem Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf des Braunschweiger Büros GPS (Gondesen, Piachnow, Staack) für den Neubau der rheinland-pfälzischen Landesämter für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht sowie für Wasserwirtschaft in Oppenheim muß scharfe Kritik über sich ergehen lassen: Der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Rheinland-Pfalz, Ulrich Mohr, sagte in einem Interview mit der Zeitung „Die Rheinpfalz“, die ökologischen Aspekte des Entwurfs wirkten wie „ein bißchen grüne Petersilie auf einer kalten Schlachtplatte“. Überlegungen zum Thema Ökologie seien kein integraler Bestandteil der Planungen, sondern lediglich Beiwerk. Mohr forderte in dem Gespräch „das Einstampfen der Pläne und eine Neuausschreibung des Wettbewerbs".
Das zuständige Finanzministerium verwies dagegen auf den hohen Anspruch des europaweit ausgelobten Realisierungswettbwerbs für das 100-Millionen-Mark-Projekt und die hochkarätige Besetzung der Jury: 156 Arbeitsgemeinschaften von Architekten und Fachingenieuren hatten sich zur Teilnahme an dem Verfahren beworben, 29 Arbeiten lagen schließlich dem Preisgericht unter Vorsitz von Jochen Jourdan (Frankfurt / M.) zur Beurteilung vor. Mit dem Neubau wolle man über die Landesgrenzen hinaus Zeichen setzen und „am gebauten Objekt deutlich machen, was Nachhaltigkeit im Bauwesen bedeutet“, hieß es.
Auch die Architekten nehmen für sich in Anspruch, ganz im Gegensatz zur Kritik des BUND, in „idealer Weise die Umgebung mit ihren klimatischen Randbedingungen“ genutzt und „ein ökologisch optimales Gebäude“ entworfen zu haben. Es handele sich um „ökologisches Bauen ohne Showeffekte, kritisch in der Anwendung des technisch Machbaren, aber intelligent konzipiert in der Ausnutzung vorhandener Gegebenheiten“, heißt es in ihrem Erläuterungsbericht. Der kompakte und aufgeständerte Baukörper sei nicht nur flächensparend, sondern auch durch seine „windschlüpfrige“ Form für das örtliche Klima besonders geeignet, da er keine Luftströme blockiere. Die innere Organisation des Baus ist der Struktur eines Blattes nachempfunden, was ein natürliches Lüftungs- und Vorkühlsystem ermöglicht: Über die dem Wegenetz entsprechenden, hierarchisch verästelten „Leitungskanäle“ soll die durch Energiepfähle aus dem Baugrund gewonnene Energie im Haus verteilt werden. Sie wird mittels einer Wärmepumpe im Winter auf das notwendige Temperaturniveau angehoben und über Rohrleitungsnetze in den Betondecken verteilt. Im Sommer kann das gleiche System zur Kühlung des Gebäudes beitragen, indem das kühlende Temperaturniveau des Bodens dem Gebäude über das Rohrsystem zugeführt wird.
Das 340 Quadratmeter große Glasdach über der Halle wird in Sammelbecken entwässert, während das extensiv begrünte Umkehrdach das Niederschlagswasser speichert. Auch für die Gestaltung der Fassaden, der Innenhöfe und des Außenraums sowie bei der Auswahl der Materialien haben die Architekten Prinzipien entwickelt, die der architektonischen Haltung der unterzubringenden Institutionen gerecht werden sollen - der harschen Kritik des BUND-Funktionärs steht also ein ökologisches Gebäudekonzept gegenüber, das die Architekten selbstbewußt mit den Begriffen „pragmatisch, praktisch, gut“ charakterisieren.


Ein Lageplan und ein Grundriß mit Ansicht sind jeweils als weitere Zoom-Bilder hinterlegt (alle Abbildungen: GPS).


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