Vor einhundert Jahren fand sich ein Kreis fortschrittlicher Künstler um den Österreicher Joseph Maria Olbrich zusammen. Stärkster Ausdruck des Kunstverständnisses der Gruppe war der Ausstellungsbau am zentralen Karlsplatz in Wien. Mit seinen weißen, streng kubischen Wänden, der durchbrochenen goldenen Metallkuppel, seiner Klarheit in den Grundformen und den gleichzeitig phantasievollen Details erhitzte das heutige Wahrzeichen seinerzeit die Gemüter.
Der Schweizer Künstler Marcus Geiger, der schon den Hauptausstellungsraum in der Secession mit einem 600 Quadratmeter großen Nadelfilzteppich ausgelegt hat, bepinselt nun die Fassade mit rosaroter Farbe. Die Kolorierung solle an einen „ordinären Lippenstift“ erinnern, so die Absicht des Künstlers. Das Denkmalamt hat gegen die Farb-Aktion keinen Einspruch erhoben, da das Gebäude in diesem Sommer ohnehin renoviert werden soll.