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23.10.2006

Kästchen-Kosmos und Kunst

Ausstellung in Berlin zu Ehren O.M. Ungers - mit Kommentar


Vom 27. Oktober 2006 wird in der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine Ausstellung mit eigenen Werken und Teilen der Kunstsammlung des Architekten Oswald Mathias Ungers anlässlich seines 80. Geburtstages gezeigt.

Kommentar der Redaktion

Über Ungers ist die deutsche Architekturwelt geteilter Meinung: Ist er für viele einer der einflussreichsten Vertreter des deutschen Rationalismus und Architektur-Guru der Anti-68er-Zeit – was sicher auch seiner Lehrtätigkeit u. a. an der TU Berlin und in Cornell zu verdanken ist –, sehen ihn viele eher als Architekt mit wenig Bezug zum Leben der Menschen. Ungers‘ Hang zur Mathematik und Geometrie prägen seine Entwürfe; manche meinen, in seinen Bauten gar eine misanthropische Haltung entdecken zu können.

Ungers ist zweifelsohne ein Ideologe: Seine Architektur rückt Menschen und ihre Empfindungen unmissverständlich in den Hintergrund. Seinen architektonischen Kosmos reduziert er auf Planbares: Fakten, Zahlen und Geometrien, kurz alles, was man sehen, zählen und messen kann. Nichts Ungewöhnliches für einen Architekten einer Generation, in der ein materialistisches Weltbild vorherrschte und Soft Skills verpönt waren.

Inzwischen haben sich die Zeiten geändert: Das in und mit der Architektur lebende Individuum ist aus den gleichschaltenden und -waltenden architektonischen Gedankenformen des Rationalismus hervorgetreten und behauptet zunehmend seinen Anspruch auf Wahrnehmung und Einbeziehung in alle Phasen der Planungen.

Für Architekten wie Ungers war und ist Architektur ein Selbstzweck. So haben viele seiner Bauten wenig mit den Menschen, die darin und drumherum leben, zu tun. Spontaneität ist ihm fremd, Überraschung sucht man vergeblich; was seine Architektur mineralisch starr und vorhersagbar steril erscheinen lässt.

Überraschendes ist am Ende vielleicht unter den Stücken seiner privaten Kunstsammlung zu entdecken, die auch in der Ausstellung zu sehen sind. Es werden Werke von Piet Mondrian und Josef Albers, aber auch Gegenwartskunst von Gerhard Richter, Markus Lüpertz, Gerhard Merz oder Donald Judd aus seinem Privatbesitz gezeigt.
Vielleicht wird dieser Teil der Ausstellung am Ende Ungers als einen Rationalisten zeigen, dem menschliche Regungen doch nicht fremd sind.

Till Wöhler

Ausstellung „O.M. Ungers' Kosmos in der Architektur“; Ort: Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, Berlin; bis 7. Januar 2007.


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